04.02.2016 15:50:46

Mersch drängt auf Zurückhaltung bei expansiver EZB-Geldpolitik

   Von Tom Fairless

   FRANKFURT (Dow Jones)-- Inmitten der Planspiele für eine noch stärkere Stimulierung der Wirtschaft hat EZB-Direktor Yves Mersch seine Kollegen zur Zurückhaltung ausgerufen. In einer Rede mahnte er die Währungshüter am Donnerstag, "maßvoll" und "besonnen" zu entscheiden. "Maßvolle Urteile und besonnene Entscheidungen sind die unverzichtbaren Voraussetzungen für Zentralbanker, um ihrer Verantwortung gerecht zu werden", sagte Mersch.

   EZB-Präsident Mario Draghi hatte vor zwei Wochen den Märkten signalisiert, dass auf der kommenden Ratssitzung im März ernsthaft über weitere Stimulierungsmaßnahmen nachgedacht werde.

   Mersch hingegen unterstrich in seiner Ansprache in Zürich, dass sich die Notenbanker die eigenen Grenzen bewusst machen sollten. Die Erwartung, dass sie die Wirtschaft steuern könnten, sei immer weniger berechtigt. Wegen der Digitalisierung sei es schwierig, das Wachstumspotenzial richtig vorauszusagen, nannte der Luxemburger als Beispiel.

   Der EZB-Chef verteidigte hingegen Stunden zuvor seinen aggressiven Kampf gegen die anscheinend drohende Deflation. "Wenn wir nicht vor einer niedrigen Inflation als Dauerzustand kapitulieren - und das werden wir sicherlich nicht tun - wird sie auf Niveaus zurückkehren, die mit unseren Zielen übereinstimmen", sagte Draghi.

   Die Inflation in den Industrieländern liegt beharrlich unter der von den großen Zentralbanken angestrebten Marke von 2 Prozent. Daher sind Forderungen laut geworden, einen niedrigeren Zielwert als neues Normal zu akzeptieren. Vor allem der Verfall des Ölpreises und anderer Rohstoffe wirkt sich dämpfend auf die Teuerung aus.

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