29.06.2015 12:34:45
|
Merkel weiter zu Gesprächen mit Tsipras bereit
Von Andreas Kißler
BERLIN (Dow Jones)-- Die deutsche Regierung will trotz des Scheiterns der Schuldenverhandlungen mit Griechenland den Kontakt mit dem Land auf höchster Ebene aufrechterhalten. Deutschlands Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) steht nach Auskunft ihres Sprechers Steffen Seibert weiter zu Gesprächen mit dem griechischen Ministerpräsident Alexis Tsipras bereit. Außenminister Frank-Walter Steinmeier will am Nachmittag mit seinem griechischen Amtskollegen telefonieren, teilte eine Sprecherin mit.
Merkel habe am Wochenende im intensiven Kontakt mit anderen Mitgliedern der Bundesregierung gestanden und sich auch international abgestimmt, sagte Regierungssprecher Seibert bei einer Pressekonferenz. "Selbstverständlich steht sie auch weiterhin für Gespräche mit Ministerpräsident Tsipras zur Verfügung, wenn er das möchte."
Allerdings verwies er auch darauf, dass von der griechischen Regierung inzwischen "bereits Fakten geschaffen" worden seien. Die Ansprache von Tsipras an die Bevölkerung und den Beschluss des Parlaments müsse man zur Kenntnis nehmen. "Aber grundsätzliche Bereitschaft zu Gesprächen mit der griechischen Regierung besteht." Aus heutiger Sicht sei es deshalb "schwer ersichtlich", wie es vor dem Ablauf des zweiten Hilfsprogramms am Dienstag "noch eine dramatische Wende" der Lage geben sollte. "Aber grundsätzliche Bereitschaft zu Gesprächen mit der griechischen Regierung besteht."
Griechenland sei Mitglied der Eurozone, "das ist der Stand der Dinge", erklärte Merkels Sprecher. Man müsse nun abwarten, "wie die Woche läuft, und wie dann das Referendum auch tatsächlich ausgeht". Ziel der Bundesregierung sei immer eine starke Eurozone gewesen, und in diesem Hinblick sei viel erreicht worden. "Griechenland ist ein Sonderfall", betonte Seibert.
Wegen der Entwicklung in Griechenland gebe es für Deutschland aber "überhaupt keinen Anlass für Beunruhigung" beteuerte der Sprecher von Bundesfinanzminister Wolfgang Schäuble (CDU), Martin Jäger. Man müsse sehen, welchen Anteil Griechenland am europäischen Sozialprodukt habe, und dass das Exposure deutscher Banken "wirklich vernachlässigbar" sei. "Das wird für die deutschen Bürger und Sparer keine Auswirkung haben."
Die Reaktion der Märkte vom Montag auf die Entwicklungen des Wochenendes bezeichnete Jäger als "psychologisch motiviert". Es werde sich jedoch schnell wieder eine "wirtschaftlich nüchterne", rationale Einschätzung einstellen, zeigte er sich überzeugt.
Auch Schäubles Budgetentwurf für 2016 und die Finanzplanung bis 2019 seien von der neuen Lage in Griechenland nicht berührt und würden unverändert ins Kabinett eingebracht. "Wir sehen überhaupt keinen Anpassungsbedarf", sagte Jäger. "Herr Schäuble muss sich nicht um die schwarze Null sorgen, und er sorgt sich auch nicht um die schwarze Null."
Kontakt zum Autor: andreas.kissler@wsj.com
DJG/ank/jhe
(END) Dow Jones Newswires
June 29, 2015 06:34 ET (10:34 GMT)
Copyright (c) 2015 Dow Jones & Company, Inc.- - 06 34 AM EDT 06-29-15
![](https://images.finanzen.at/images/unsortiert/wertpapierdepot-absichern-aktienchart-boerse-750493204-260.jpg)
Wenn Sie mehr über das Thema Aktien erfahren wollen, finden Sie in unserem Ratgeber viele interessante Artikel dazu!
Jetzt informieren!