Spekulationen bestätigt |
21.11.2016 06:55:00
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Merkel tritt erneut als Kanzlerkandidatin in Deutschland an
Merkel hatte es viele Wochen lang spannend gemacht und bei Fragen nach einer erneuten Kanzlerkandidatur stets erklärt, sie werde dies "zum gegebenen Zeitpunkt" beantworten. Dieser Zeitpunkt war am Sonntag gekommen. Bei einer Klausur des CDU-Bundesvorstands im Konrad-Adenauer-Haus gab Merkel ihre Entscheidung zunächst vor der Parteispitze bekannt - und erntete spontan viel Zustimmung. Am Abend erklärte sich Merkel dann in einer Pressekonferenz.
Lange nachgedacht
Merkel erklärte, sie habe "sprichwörtlich unendlich viel darüber nachgedacht", ob sie noch einmal antrete. "Ich brauche lange und die Entscheidungen fallen spät. Dann stehe ich aber auch dazu", sagte sie
Die Entscheidung, nach 11 Jahren noch mal zu kandidieren, sei schließlich "alles andere als trivial", sagte Merkel. Sie freue sich aber darauf, diesem Land und ihrer Partei etwas von dem zurückgeben zu können, was ihr in den letzten Jahren zuteil geworden sei. Merkel betonte mehrfach aber auch, sie trete nur an "wenn es die Gesundheit zulässt"
Mit Blick auf den Urnengang 2017 sagte Merkel, es stünden schwierige Wahlen bevor. Man müsse mit stark polarisierenden Anfechtungen von Rechts, aber auch von Links rechnen. Auch auf europäischer und internationaler Ebene müsse mit Anfechtungen der Werte und Interessen gerechnet werden. Die EU stehe mit der Eurokrise und der Flüchtlingsfrage in einer angespannten Situation, es gebe zudem eine Weltlage, "die sich noch einmal neu orientieren" müsse.
Merkel ging allerdings auch mit ihren Fans hart ins Gericht. Äußerungen, nur sie allein könne es richten, empfinde sie "sehr stark als grotesk und auch als absurd", sagte die Kanzlerin. Kein Mensch alleine könne die Dinge in der Welt und in Europa zum Guten wenden. "Erfolge zu erzielen, das geht immer nur gemeinsam", sagte Merkel.
Fratzscher mahnt
CSU-Chef Horst Seehofer begrüßte Merkels Entscheidung. "Es ist gut, dass jetzt Klarheit herrscht und dass sie sich entschieden hat", sagte er in München. "Ich war mir seit langer Zeit sicher, dass die Bundeskanzlerin für beide Ämter wieder kandidieren wird, ohne dass ich das von ihr selbst gewusst hätte", meinte der bayerische Ministerpräsident. In den letzten Tagen habe er mit Merkel aber "natürlich darüber gesprochen". Die beiden Parteichefs werden sich wohl Anfang kommenden Jahres treffen und das Wahlprogramm absprechen, wie Merkel erklärte.
Die Landesvorsitzende der CDU Rheinland-Pfalz und stellvertretende CDU-Bundesvorsitzende Julia Klöckner lobte, Merkel habe das Land "mit ihrer Gradlinigkeit und Unaufgeregtheit sehr sicher durch die Finanz- und Wirtschaftskrise geführt". Merkels Stärke sei es, "auch in schwierigen Zeiten, Menschen zusammenzuführen".
Auch DIW-Präsident Marcel Fratzscher betonte, die Regierung Merkel sei "während der Finanzkrise ein Anker der Stabilität" gewesen. Aber Deutschland stehe in der Wirtschafts- und Sozialpolitik heute am Wendepunkt. Es bestehe die Gefahr, dass die Regierung "ihre großen Gestaltungsmöglichkeiten verspielt und sich zu schädlichen Wahlgeschenken hinreißen lässt, welche langfristig den Wirtschaftsstandort und den Wohlstand in Deutschland gefährden", mahnte Fratzscher. Die neue Regierung müsse "noch mehr Verantwortung in Europa übernehmen, um eine erneute Krise zu vermeiden und Europa langfristig eine starke Rolle in der Welt zu sichern".
Und die SPD?
Unter Druck steht nun die SPD, die bisher noch keinen Kanzlerkandidaten benannt hat. Der Parteivorsitzende Sigmar Gabriel gilt als heißester Favorit, doch offiziell haben sich die Sozialdemokraten noch nicht festgelegt.
Der Deutsche Gewerkschaftsbund machte schon mal Druck. Die SPD müsse ihren Kanzlerkandidaten ohne weitere Verzögerung benennen, forderte DGB-Chef Reiner Hoffmann laut Vorabmeldung des Tagesspiegels
Markus Gentner/Redaktion finanzen.at mit Material von Dow Jones
Dow Jones Newswires
BERLIN (AFP)

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