11.08.2014 13:41:34
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Merkel betont nach Erdogan-Sieg freundschaftliche Beziehung zu Türkei
Von Andreas Kißler
BERLIN--Bundeskanzlerin Angela Merkel hat dem türkischen Ministerpräsidenten Recep Tayyip Erdogan zu dessen Sieg bei der Präsidentschaftswahl am Sonntag in dem Land gratuliert und eine Fortführung der traditionell freundschaftlichen Beziehungen zur Türkei angekündigt. In Berlin wurde allerdings auch Skepsis über Erdogans angekündigten innertürkischen Versöhnungskurs laut.
"Für Ihre verantwortungsvollen Aufgaben wünsche ich Ihnen Erfolg, Ausdauer und Kraft", erklärte Merkel in einem vom Bundespresseamt veröffentlichten Glückwunschtelegramm an Erdogan. "Es ist mir ein persönliches Anliegen, die traditionell freundschaftlichen Beziehungen zwischen unseren beiden Ländern gemeinsam mit Ihnen zum Wohle unserer Bürgerinnen und Bürger fortzuführen und weiter zu vertiefen," hob die CDU-Vorsitzende hervor.
Merkel betonte, derzeit seien "in der Region schwierige Herausforderungen zu meistern", und der Türkei komme hierbei eine große Bedeutung zu.
Der islamisch-konservative Erdogan hat die erste direkte Präsidentschaftswahl in der Türkei mit 52 Prozent der Stimmen klar gewonnen. Sein Hauptrivale Ekmeleddin Ihsanoglu kam auf 38,3 Prozent, der Kandidat der kurdischen Minderheit, Selahattin Demirtas, erhielt 9,7 Prozent. Erdogan kündigte nach seinem Wahlsieg an, eine "neue Ära" beginnen und den "Streit der Vergangenheit" beilegen zu wollen.
Grünen-Chef Cem Özdemir äußerte sich nach Erdogans Sieg allerdings skeptisch über den angekündigten Versöhnungskurs. Solche Ankündigungen habe es in der Vergangenheit schon häufiger gegeben, sagte er im Deutschlandfunk. Ob Erdogan die Probleme als Präsident "anpacken oder sich vor allem darauf beschränken wird, seine Macht zu festigen, bleibt abzuwarten".
Die Wahl sei von sozialen Themen entschieden worden. "Da ist Erdogan offensichtlich derjenige, der bei den Wählerinnen und Wählern am meisten Zutrauen ausgelöst hat", sagte Özdemir. "Er ist jetzt auf dem Zenit der Macht, mehr Macht geht nicht." Die großen Oppositionsparteien müssen sich nach Ansicht des Grünen-Chefs jedoch fragen, ob es nicht klüger gewesen wäre, einen gemeinsamen Kandidaten zu präsentieren.
Die Bundesregierung zeigte sich zurückhaltend mit einer Einschätzung zum künftigen innenpolitischen Versöhnungskurs Erdogans. "Es muss uns ja zunächst einmal auch um das deutsch-türkische Verhältnis gehen", sagte Regierungssprecher Steffen Seibert, "um unser bilaterales Verhältnis, das ein besonderes ist." Merkel wolle es gemeinsam mit dem künftigen Präsidenten Erdogan zum Wohl der Bürgerinnen und Bürger weiterentwickeln. "Das ist zunächst einmal das Wichtige."
Seibert wollte sich nicht zu der Frage äußern, ob er besorgt sei, dass sich die Türkei mit der Wahl nun von Europa entferne. "Ich möchte hier solche Wertungen nicht vornehmen", erklärte er bei einer Pressekonferenz dazu lediglich.
Kontakt zum Autor: andreas.kissler@wsj.com
(Mitarbeit: Joel Parkinson und Emre Peker)
DJG/ank/smh
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August 11, 2014 07:21 ET (11:21 GMT)
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