Weiteres Wachstum erwartet 08.03.2016 12:20:42

Merck steigert operativen Gewinn

Der Darmstädter Pharma- und Chemiekonzern Merck setzt für die Zukunft voll auf neue Krebsmedikamente. Zusätzliche Forschungsgelder in Höhe von 300 Millionen Euro sollen im kommenden Jahr in die Krebsimmuntherapie fließen, sagte der scheidende Vorstandschef Karl-Ludwig Kley am Dienstag bei der Zahlenvorlage. Für das laufende Jahr hat sich das Unternehmen, das ab Ende April von Kleys bisherigem Stellvertreter Stefan Oschmann geführt wird, zweistelliges Wachstum bei Umsatz und operativem Gewinn vorgenommen. Getragen wird das Wachstum aber zunächst durch den milliardenschweren Zukauf des US-Laborausrüsters Sigma-Aldrich im vergangenen Jahr.

Das Pharmageschäft ist die größte Sparte der Darmstädter. Merck muss mit neuen Medikamenten auf den Markt, weil die Erlöse der bisherigen Umsatzträger zurückgehen. Das Unternehmen setzt vor allem auf die Immunonkologie. Der Haupthoffnungsträger ist der Produktkandidat Avelumab, an dem Merck zusammen mit dem US-Pharmariesen Pfizer forscht. Hierbei wird das körpereigene Abwehrsystem so aktiviert, dass es selbständig bösartige Tumore bekämpft. Sechs zulassungsrelevante Studien des Produktkandidaten sind für verschiedene Krebsindikationen auf dem Weg. "Merck hat noch nie in seiner Geschichte so viele Studien für ein Produkt gemacht", sagte Kley.

Eine erste Zulassung für das Mittel erwartet Merck im kommenden Jahr. Vor allem in der Indikation gegen eine Form des aggressiven Hautkrebs (Merkelzellkarzinom) hat das Mittel dank beschleunigter Verfahren der Zulassungsbehörden in den USA und in Europa gute Chancen. Zu den genauen Umsatzerwartungen will sich Merck nicht äußern. Pfizer jedenfalls hat den Darmstädtern bei seinem Einstieg in die Kooperation im Herbst 2014 sofort 850 Millionen Dollar gezahlt und weitere bis zu 2 Milliarden Dollar in Aussicht gestellt, wenn das Medikament auf dem Markt ist.

Die Aktie von Merck gab bis zum Mittag im Einklang mit dem Markt DAX 1,53 Prozent ab. Einige Analysten äußerten sich enttäuscht über den Ausblick. Dieser spiegele die nötigen Investitionen im Pharmabereich wider, dem ein schwieriges Jahr bevorstehe, hieß es etwa von der Privatbank Berenberg.

Kley verwies bei seiner letzten Pressekonferenz als Merck-Vorstandschef auf die Zukäufe der vergangenen Jahre, die 2015 mit der Übernahme von Sigma-Aldrich ihren Höhepunkt fanden. "Mein Nachfolger Stefan Oschmann und ich sind uns einig, dass das Unternehmen in den kommenden Jahren bei der Portfoliogestaltung eine Verschnaufpause einlegen wird", sagte er. In den kommenden drei Jahren seien keine großen Akquisitionen zu erwarten. Vielmehr sei Merck nun darauf bedacht, die Verschuldung zu senken. "Wir sind zuversichtlich, dass das gelingen wird." Der Grad der Verschuldung soll von aktuell 3,5 Prozent auf unter 2 Prozent bis 2018 sinken.

Schon im abgelaufenen Jahr hatte Merck vor allem von Zuwächsen im Laborgeschäft und in seiner Spezialchemiesparte profitiert. Der Gesamtumsatz stieg um 13 Prozent auf 12,84 Milliarden Euro, vor allem wegen der jüngsten Zukäufe. Aber auch das bestehende Geschäft sowie positive Währungseffekte trieben das Wachstum. Das um Sonderposten bereinigte operative Ergebnis (Ebitda) lag bei 3,63 Milliarden Euro - ein Anstieg um 7,1 Prozent. Der Gewinn ging indes um 3,7 Prozent auf 1,11 Milliarden Euro zurück. Das lag vor allem an Einmalaufwendungen für den Sigma-Aldrich-Kauf. Dieser war mit 17 Milliarden US-Dollar die bisher größte Übernahme in der Unternehmensgeschichte von Merck.

In der größten Sparte, dem Pharmageschäft, stiegen die Erlöse leicht, der bereinigte operative Gewinn blieb stabil. Zwar gingen die Erlöse des umsatzstärksten Medikaments, dem Multiple-Sklerose-Mittel Rebif, aufgrund der Konkurrenz einfacher zu verabreichender Mittel zurück. Positive Währungseffekte glichen dies aber aus. Ähnlich verhielt es sich beim Krebsmedikament Erbitux. Beim Geschäft mit Laboranalysegeräten und Chemikalien standen hingegen alle Zeichen auf grün: Die jüngste Übernahme, das bestehende Geschäft sowie positive Wechselkurseffekte führten zu einem Umsatzanstieg von 25 Prozent. Positive Währungseffekte halfen auch in der Spezialchemiesparte, in der Merck das Geschäft mit Pigmenten und Flüssigkristallen bündelt./nmu/jha/stb

DARMSTADT (dpa-AFX)

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