24.07.2013 12:42:00
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Maschinen- und Metallindustrie kämpft mit Konjunktur und Gewerkschaft
Und auch heute, Mittwoch, zeigte sich der Fachverband Maschinen- und Metallwarenindustrie bei einer Pressekonferenz unnachgiebig. Es werde keinen gemeinsamen Gespräche aller Verbände geben und die geforderte Arbeitszeitverkürzung werde auch nicht kommen, so Fachverbandsobmann Christian Knill. Selbst die Abgeltung der Inflationsrate ließ er offen. Es müsse eine "moderate Lohn- und Gehaltssteigerung" geben.
Einmal mehr forderte er eine flexible Arbeitszeitgestaltung auf Betriebsebene sowie längere Durchrechnungszeiträume zur Überstundenabgeltung ("Arbeitszeit-Vorsorgemodell"). Beides ist für die Gewerkschaften - über die bestehenden Regelungen hinaus - ein absolutes Tabu. Rainer Wimmer, Chefverhandler der Pro-Ge stellte heut klar: "Der Fachverband hat eine große Chance für moderne Arbeitszeitregelungen leichtfertig vertan. Das Verhandlungsangebot der Gewerkschaften wurde von ein paar Funktionären aus Eitelkeit abgelehnt. Den Arbeitgebern geht es nicht um Flexibilisierung, sondern es soll schlicht billiger werden, in dem man den Beschäftigten Zuschläge streicht und Geld wegnimmt."
Dass die Fachverbände getrennt verhandeln, mussten die Arbeitnehmervertreter schon im vergangenen Jahr runterschlucken. Im Endeffekt setzten sich aber die Gewerkschaften durch, indem sie für alle sechs Verbände faktisch idente Abschlüsse erreichten. Der Vorschlag der Arbeitgeber, heuer die Herbstlohnrunde, die traditionell von dieser Branche eingeläutet wird, ins Frühjahr zu verlegen, verhallte ungehört.
Karl Proyer, Chefverhandler der GPA, stellte heute gegenüber der APA noch einmal klar: "Arbeitszeitverhandlungen gibt es nur mit allen Fachverbänden gemeinsam. Hier sollen die gleichen Strukturen in der Branche gewahrt bleiben." Und zum Gehaltsabschluss im Herbst meinte er: "Wir lassen uns von dem Krisengerede nicht beeindrucken. Eine ordentliche Lohnerhöhung muss auf den Tisch."
Angesichts der Ausgangslage verwundert es nicht, dass Knill die heutige Pressekonferenz mit den Worten eröffnete: "Heute ist es sehr heiß und es scheint im Herbst noch heißer zu werden." Dabei bedeuten die aktuellen Konjunkturzahlen eher ein kühle Dusche. Im 1. Quartal ist die Maschinen- und Metallwarenindustrie bei Absatz und Aufträgen ins Minus gerutscht. Erstmals seit langem ist damit diese Paradebranche schlechter unterwegs als der Rest der Industrie.
Die Maschinen- und Metallwarenindustrie beschäftigt aktuell nach Eigenangaben 121.000 Beschäftigte, womit wieder das Vorkrisenniveau von 2008 erreicht wurde. 30 Prozent aller Industriebeschäftigten sind somit in dieser Branche tätig. "Auch in Krisenzeiten wurden überdurchschnittlich viele Mitarbeiter in den Betrieben gehalten, größtenteils auf Kosten der Arbeitgeber. Während der Produktionswert in der letzten Krise um über 20 Prozent fiel, sank die Beschäftigung nur um ca. 4 Prozent", rechnete Knill vor. Derzeit befinden sich knapp 1.000 Beschäftigte in Kurzarbeit.
Und Knill griff nochmals zum Rechenstift: Ein Arbeiter der Branche verdiene monatlich über 2.700 Euro brutto, ein Angestellter rund 4.000 Euro. Das Fixum eines Topmanagers liege beim 3,3-fachen. "Fakt ist, die häufig genannten Spitzengehälter für Manager und hohe Gewinnausschüttungen an Aktionäre betreffen nicht die Maschinen- und Metallwarenindustrie", so die Arbeitgeber.
Die Maschinen- und Metallwarenindustrie steigerte 2012 den Produktionswert um 2,7 Prozent auf 34,6 Mrd. Euro. Von dem sollten die Arbeitnehmer auch was sehen, meint die Arbeiterkammer (AK). "Dass der Sektor derart gute Zahlen aufweist, dafür sind vor allem die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter verantwortlich. Das muss bei den heurigen Lohnabschlüssen auch berücksichtigt werden", sagt AK-Präsident Rudi Kaske.
Unterstützung für die Arbeitgeber kam von der Industriellenvereinigung. Generalsekretär Christoph Neumayer forderte eine betriebliche Arbeitszeitregelung, um langfristig die hohe Beschäftigung in Österreich zu halten. Ins Strafrecht glitt der RfW ab. Obmann Fritz Amann warf den Gewerkschaften einen "Erpressungsversuch" vor, weil diese gedroht hatten, die Einhaltung von Betriebsvereinbarungen durch das Arbeitsinspektorrat prüfen zu lassen.
(GRAFIK 0908-13, Format 42 x 92 mm) (Schluss) stf/itz
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