30.09.2015 14:25:00
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Mahrer: Forschung und Innovation braucht privates Kapital
Dafür müssen Anstrengungen auf EU-Ebene gebündelt werden. "Wenn man glaubt, es gibt ein Match zwischen Silicon Valley und Europa, ist das vollkommen falsch. Das Match lautet Silicon Valley gegen das Pearl River Delta in China", so Mahrer zur APA. Laut Mahrer ist hier global gerade eine "geotektonische Verschiebung" zu erleben. "Die Chinesen werden in 10 bis 15 Jahren von Kopisten zu Neuerfindern", so Mahrer und relativiert die jüngsten Börsenturbulenzen in China: "Vergessen Sie den Aktiencrash, die Verschiebung im Innovationsbereich kommt todsicher", so der Staatssekretär beim Aktienforum.
"Unser Überleben hängt davon ab, dass wir weiter unsere Innovationskraft freisetzen können", so Mahrer. Dafür werde privates Kapital dringend benötigt. "Es ist egal wo das Geld herkommt, wir brauchen es in Österreich", so der Staatssekretär für Wirtschaft, Wissenschaft und Forschung.
"Wir sind mit Forschung und Unis teilweise Weltspitze", erklärt Mahrer und verweist beispielhaft auf die führende Rolle Österreichs in Forschungsbereichen wie der Quantenoptik. Keine europäische Stadt außer Cambridge und Oxford könne etwa die selbe Dichte an Studenten und Forschern wie Wien aufweisen.
Was fehlt sei aber die Mentalität von Orten wie Cambridge, wo es normal sei, dass bei der Forschung mögliche Produkte und Dienstleistungen gleich mitgedacht werden. "Innovation war immer in unserer DNA", so Mahrer, dringend benötigt werden aber ausreichende private Mittel zu ihrer Finanzierung.
Wichtig sei ein besseres regulatorisches Umfeld damit Start-ups und kleine- und mittlere Unternehmen (KMUs) leichter Kapital für Innovationen einsammeln können. Bei vielen Regelungen auf nationaler oder EU-Ebene stehe derzeit nur der Verbraucherschutz im Fokus, nicht aber die Folgen für die Wettbewerbsfähigkeit.
So wird Mahrer bei dem am 1. Oktober stattfindenden Wettbewerbsfähigkeitsrat gemeinsam mit Luxemburgs stellvertretendem Premier- und Wirtschaftsminister Etienne Schneider eine länderübergreifende Initiative einleiten. Ziel sei, alle Maßnahmen der Europäischen Kommission frühzeitig auf ihre Auswirkungen auf die Standortwettbewerbsfähigkeit hin zu überprüfen. Im Rahmen des "Wettbewerbs-Checks" soll auch der Aktionsplan der Kommission zur Kapitalmarktunion thematisiert werden. Der Plan ist für Mahrer "ein wichtiger Schritt in die richtige Richtung und deckt sich mit unseren Zielen in Österreich".
Auch in Österreich müssen regulatorische Hürden hinterfragt und wenn nötig beseitigt werden. Bei neuen Gesetzen müsse analysiert werden, ob die Kosten für die Betroffenen in einem angemessenem Verhältnis zum Nutzen stehen.
Das neue Alternativfinanzierungsgesetz (AltFG) lockert etwa die Prospektpflicht bei kleineren Emissionsvolumen und erleichtert damit die Kapitalbeschaffung - zum Beispiel für Crowdfunding-Projekte. Das Gesetz ist für Mahrer aber nur ein "kleiner Baustein" in einem großem Maßnahmenpaket, das noch passieren muss.
So müssten Börsengänge für innovative Unternehmen an der Wiener Börse weiter erleichtert werden. "Mir ist der Kurszettel viel zu kurz", sagt Mahrer und wünscht sich ein umfassendes Kapitalmarktbelebungspaket.
Wichtig ist für Mahrer auch ein Wandel der öffentlichen Wahrnehmung des Kapitalmarkts. Derzeit stehe der Kapitalmarkt in vielen Gruppierungen unter Generalverdacht, ein Ort der "Spekulanten und Verbrecher" zu sein. Was fehlt sei ein Bewusstsein für die wichtige Bedeutung des Kapitalmarkts, etwa bei der Arbeitsplatzschaffung.
Wichtig ist für Mahrer auch, ausländische Partner an Bord zu holen, etwa zur Ansiedlung eines CEE-Headquarters in Österreich oder als Risikokapitalgeber für heimische Start-ups. Jedenfalls müsse sichergestellt werden, dass Innovationen aus Österreich auch im Land realisiert und über den heimischen Kapitalmarkt finanziert werden. "Es ist egal, wo die Mittel herkommen, sie müssen aber in Österreichs Kapitalmarkt fließen", fordert Mahrer.
(Schluss) mik/pro/tsk
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