08.09.2013 17:55:35
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MONTE CARLO/ROUNDUP: Preiskampf bei Rückversicherern - Hagel kommt Branche teuer
Die versicherten Hagelschäden dürften 1,5 Milliarden Euro erreichen, sagte Torsten Jeworrek, Vorstandsmitglied des weltgrößten Rückversicherers, am Sonntag beim Branchentreffen "Rendez-vous de Septembre" in Monte Carlo. Das wäre mehr, als das bisher schwerste Hagelunwetter in Bayern von 1984 in heutigen Preisen gekostet hätte. Noch Anfang August hatte Jeworrek die versicherten Schäden auf gut 600 Millionen Euro geschätzt. Der Rückversicherungsmakler Aon Benfield war schon wenig später von 1 bis 1,5 Milliarden Euro ausgegangen.
GOLFBALLGROSSE HAGELKÖRNER
Die Unwetter waren Ende Juli über Teile Nord- und Süddeutschlands gezogen, golfballgroße Hagelkörner beschädigten Autos und Hausdächer. Laut Jeworrek muss die Munich Re von diesen Schäden rund 180 Millionen Euro schultern, davon 20 Millionen aus dem Geschäft der Düsseldorfer Tochter Ergo. Damit hätte die Hochwasserkatastrophe im Juni die Munich Re nur ein Viertel mehr gekostet als nun der Hagel.
Im Geschäft mit Erstversicherern und Großkunden zeigt die Munich Re trotz der Kapitalschwemme in der Branche keine Angst vor einem Preiskampf. Zumindest im proportionalen Geschäft der Schaden- und Unfall-Rückversicherung, in dem Rückversicherer prozentual Prämien und Risiken von Erstversicherern übernehmen, erwartet Jeworrek weitgehend stabile Preise. Im nicht-proportionalen Geschäft mit Naturkatastrophen, bei dem der Rückversicherer erst ab einer bestimmten Schadenhöhe einspringt, spürt die Munich Re hingegen heftige Konkurrenz von branchenfremden Investoren.
FONDS ALS KONKURRENZ
Große Anleger wie Pensionsfonds investieren Experten zufolge zunehmend große Summen in verbriefte Versicherungsrisiken (ILS), meist sogenannte Katastrophenanleihen. Damit werden Katastrophenrisiken an den Kapitalmarkt transferiert. "Angesichts des niedrigen Zinsniveaus gibt es zu wenige andere vernünftige Anlagemöglichkeiten", sagte Jeworrek.
Der Munich Re zufolge haben Großinvestoren in den vergangenen anderthalb Jahren rund 10 Milliarden US-Dollar zusätzlich in Katastrophenanleihen und andere gesteckt. Im vergangenen Jahr kam der Rückversicherungsmarkt den Münchnern zufolge auf ein Kapital von rund 500 Milliarden Dollar. Das alternative Kapital etwa in Katastrophenanleihen summiere sich auf 44 Milliarden Dollar. Dieses Geld buhlt nun mit den klassischen Rückversicherern um das Geschäft.
NIEDRIGE ZINSEN DÜRFTEN DISZIPLINIEREN
Die Munich Re sieht sich von der Konkurrenz aber nur mäßig betroffen. Nur zehn Prozent des Katastrophengeschäfts konkurriere mit den alternativen Formen der Risikoabsicherung. Außerdem hofft Jeworrek, dass das niedrige Zinsniveau die Konkurrenz diszipliniert. Zu niedrige Prämien kann die Branche kaum noch durch höhere Kapitalerträge ausgleichen.
Pessimistischer als die Munich Re ist die Ratingagentur Standard & Poor's. Deren Experten rechnen bei der Vertragserneuerung zum Jahreswechsel auch insgesamt mit schlechteren Konditionen für die Rückversicherer. Ihnen zufolge dürften in diesem Jahr verbriefte Versicherungsrisiken im Volumen von 7 Milliarden Dollar kommen - so viele wie seit 2007 nicht mehr.
WICHTIGES BRANCHENTREFFEN
Beim jährlichen Treffen in Monte Carlo sondieren Erst- und Rückversicherer, Großkunden und Makler die Konditionen für Erneuerung ihrer Verträge zum folgenden Jahreswechsel. Dabei steht ein Großteil des Geschäfts in der Schaden- und Unfall-Rückversicherung zur Neuverhandlung an. Bei der Munich Re und dem weltweit Branchendritten Hannover Rück (Hannover Rueckversicherung SE) machen diese in der Regel rund zwei Drittel der Verträge in der Sparte aus./stw/stb
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