Schwaches Halbjahr 31.07.2014 09:45:31

Lufthansa macht erneut Verlust

Die Lufthansa hatte im zweiten Quartal neben ihren bekannten Problemen mit zwei negativen Einmaleffekten zu kämpfen. In Folge brachen das operative Ergebnis und der Konzerngewinn weit stärker als erwartet ein. Auf Halbjahressicht konnte die Lufthansa ihren Verlust zwar mindern, in die schwarzen Zahlen schaffte sie es aber nicht.

Das operative Ergebnis sank von April bis Juni um fast 17 Prozent auf 359 Millionen Euro gegenüber dem Vorjahresquartal. Der Konzerngewinn brach um 32 Prozent auf 173 Millionen Euro ein. Von Dow Jones Newswires befragte Analysten hatten nur mit Rückgängen von zwei bzw fünf Prozent gerechnet.

Händler reagierten gemischt auf diese Zahlen. Vor allem das deutlich unter Prognose liegende operative Ergebnis wurde im Handel thematisiert. Während einige Marktteilnehmer sagen, dies sei nach der vorhergehenden Gewinnwarnung zu erwarten gewesen, sehen es andere Marktteilnehmer als noch schwächer an. Im frühen Handel gehört die Aktie mit Verlusten von 3,4 Prozent zu den schwächsten Werten.

Weil auch das erste Quartal bereits enttäuschend verlief, hatte der Konzern Mitte Juni seine Prognosen für das laufende und das kommende Jahr gekappt. Das Ziel, 2014 ein operatives Ergebnis von rund 1 Milliarde Euro und einen bereinigten operativen Gewinn von rund 1,3 Milliarden Euro zu erwirtschaften, bestätigte Finanzvorstand Simone Menne bei der Veröffentlichung der Zahlen.

Auf Halbjahressicht fielen die Verluste zumindest geringer aus als noch im Vorjahr. Das operative Ergebnis stieg in den ersten sechs Monaten sogar um 41 auf 114 Millionen Euro. Analysten hatten allerdings auch hier mit deutlich höheren Summen gerechnet. Der Umsatz ging im selben Zeitraum um zwei Prozent zurück. Unterm Strich verringerte sich der Konzernverlust auf 79 Millionen Euro nach einem Minus von 204 Millionen Euro im ersten Halbjahr 2013. Hier hatten Analysten jedoch ein kleines Plus von elf Millionen Euro erwartet.

Europas größte Airline hat eine ganze Reihe latenter Baustellen und wurde im zweiten Quartal dazu noch von Einmaleffekten durch Pilotenstreiks und der Abwertung des venezolanischen Bolivars belastet. Beides schlug mit jeweils rund 60 Millionen Euro zu Buche. Neben der harten Konkurrenz durch Fluggesellschaften aus der Golfregion sowie Billigflieger bereiten vor allem Überkapazitäten Probleme. Diese bestanden im zweiten Quartal auf den Routen nach Amerika, innerhalb Europas und zunehmend auch nach Asien-Pazifik. "Wir können mit dem zweiten Quartal nicht zufrieden sein", sagte Finanzchefin Simone Menne.

Aus den aufgrund der Überkapazitäten fallenden Preisen zog die Fluglinie bereits Konsequenzen. Neben der Jahresprognose reduzierte der Konzern auch seine Kapazitäten. "Wir haben im Winterflugplan gekürzt und sind gerade dabei, den Plan für 2015 zu erstellen", sagte Menne. Weil die Erlöse im Passagier- und Frachtgeschäft schmelzen, soll auch der Kapazitätsanstieg gebremst werden. Bisher war das Wachstum der Sitzplatzkilometer mit fünf Prozent veranschlagt worden, künftig werden es drei Prozent sein.

Der Verlust von Lufthansa fiel wegen einer geänderten Abschreibungspolitik nicht höher aus. Bis 2013 schrieb die Gesellschaft ihre Flugzeuge über 12 Jahre auf 15 Prozent des Kaufpreises ab, nun über einen Zeitraum von 20 Jahren und 5 Prozent des Kaufpreises. Mit der Änderung der Abschreibungspolitik trägt die Lufthansa dem Umstand Rechnung, dass die Maschinen zum einen länger fliegen, die Preise für Gebraucht-Flugzeuge aber auch gesunken sind.

Anfang Juli stellte Lufthansa-Vorstandschef Carsten Spohr ein Programm vor, mit dem er die Fluglinie wieder auf Kurs bringen und vor allem die Konkurrenz durch Billigfluglinien angreifen will. Das von seinem Vorgänger Christoph Franz im Jahr 2012 verkündete Score-Programm, ein Spar- und Umstrukturierungsprogramm verbunden mit dem Abbau von 3.500 Arbeitsplätzen, läuft parallel weiter. Zu Spohrs Initiative gehören unter anderem ein erweitertes Billigangebot in Europa und die Ausweitung dieses Angebots auf die Langstrecke. "Wir müssen künftig auch Preissegmente und Kunden bedienen, die wir bisher nicht bedient haben", sagte Finanzschefin Menne bei der Zahlenvorlage.

  

   Von Isabel Gomez

 

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