13.12.2016 16:12:43
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Lufthansa droht Fraport im Gebührenstreit mit Klage
FRANKFURT (dpa-AFX) - Im Gebührenstreit am Frankfurter Flughafen verschärft die Lufthansa den Ton gegenüber dem Betreiber Fraport. "Es kann sein, dass wir gegen die neue Gebührenordnung Einspruch einlegen oder sogar klagen", sagte Lufthansa-Vorstand Harry Hohmeister am Dienstag vor Journalisten an Deutschlands größtem Airport. Fraport will Fluggesellschaften ab 2017 mit Gebührennachlässen belohnen, wenn sie mehr Fluggäste von und nach Frankfurt transportieren. Nach Ansicht der Lufthansa werden Unternehmen, die wie der Billigflieger Ryanair neu nach Frankfurt kommen, dabei übermäßig begünstigt.
Lufthansa und Fraport haben sich nun für Januar zu Gesprächen verabredet. Hohmeister will mit den Flughafenvertretern über mögliche Änderungen an der Gebührenstruktur reden, die erst Anfang Dezember vom hessischen Verkehrsministerium genehmigt wurde. Die Rabatte von bis zu 14 Euro je zusätzlichem Passagier entsprächen einem Nachlass von fast 50 Prozent auf die anfallenden Entgelte, rechnete Europas größte Airline vor. Weil bei neuen Airlines zunächst jeder Passagier als Zuwachs zähle, hätten diese einen immensen Wettbewerbsvorteil.
Mit Fraport will Hohmeister darüber sprechen, "ob es wirklich richtig ist, was hier passiert". Schließlich bringe es Fraport nichts, wenn Ryanair und andere Neukunden künftig auf Strecken starteten, die andere Airlines schon heute ab Frankfurt anböten. Dies gelte schon gar nicht, wenn die Billigheimer die Etablierten aus dem Feld drängten, und Fraport Gebühreneinnahmen verloren gingen. Hohmeister schloss zwar nicht aus, als Konkurrenz zu Ryanair die Lufthansa-Billigmarke Eurowings nach Frankfurt zu holen, stellte aber klar: "Eurowings ist keine Lösung für die Gebührenpolitik."
Bekäme die Lufthansa im Europaverkehr die gleichen Rabatte wie neue Airlines im ersten Jahr, würde der Konzern laut Hohmeister im Jahr 200 Millionen Euro sparen. Wie weit Fraport bei einer Anpassung der Gebühren gehen müsste, um die Lufthansa zufriedenzustellen, wollte der Manager nicht sagen. Er stellte aber klar, dass die Lufthansa in Frankfurt wettbewerbsfähig bleiben müsse. "Eventuell werden wir Strecken aufgeben müssen", sagte Hohmeister. Schon heute sei Frankfurt für die Airlines deutlich teurer als andere Großflughäfen wie München.
Fraport-Chef Stefan Schulte zeigte sich grundsätzlich gesprächsbereit. "Wir werden alles tun, damit die Lufthansa weiterhin die Möglichkeit hat, in Frankfurt zu wachsen", sagte er am Montagabend. Auch mit anderen Airlines gebe es Gespräche. Die Lufthansa ist mit 10,1 Millionen Europa-Passagieren in Frankfurt im vergangenen Jahr die bedeutendste Fraport-Kundin. Ryanair will ab Ende März ab Frankfurt mit zwei Maschinen zu Zielen in Spanien und Portugal starten.
Flughafen-Chef Schulte verteidigte die Öffnung Frankfurts für Billigfluggesellschaften. Dies sei notwendig, um den Flughafen wieder auf Wachstumskurs zu bringen. Nach 61 Millionen Fluggästen 2015 dürfte die Zahl der Fluggäste 2016 um etwa ein Prozent sinken. Laut Schulte entscheiden sich bereits heute weniger Kunden etwa aus dem Kölner und Mannheimer Raum für einen Flug ab Frankfurt als in der Vergangenheit. Den Grund dafür sieht der Manager in dem Billigflug-Angebot an Flughäfen wie Köln-Bonn und Karlsruhe/Baden-Baden. "Wir können nicht sagen, um einen großen Teil des Marktes kümmern wir uns nicht", sagte Schulte.
Lufthansa und andere Fluglinien hatten die neue Gebührenstruktur bereits früher kritisiert. Anfang Dezember kippte die hessische Landesregierung geplante Anreize, von denen nur neue Fluglinien profitiert hätten. Die genehmigte Gebührenstaffel sieht nun Nachlässe zwischen 2 und 14 Euro pro Passagier auf Europaflügen vor. Ab einer Passagiersteigerung um mindestens 3 Prozent greift die erste Stufe, die höchste gilt ab einem Passagierplus von 20 Prozent. Die Lufthansa hält aber nicht nur die Höhe der Rabatte für ungewöhnlich, sondern auch ihre Dauer. So werden sie erst nach drei Jahre ganz zurückgefahren.
Unterdessen spürt Fraport nach den teils deutlichen Passagierrückgängen im Sommer nun wieder etwas Erholung. Im Dezember laufe das Geschäft bisher ganz gut, sagte Schulte. Im November hatte Fraport fast fünf Prozent mehr Passagiere gezählt als ein Jahr zuvor. Allerdings hatten in beiden Monaten tagelange Streiks bei der Lufthansa die Entwicklung beeinträchtigt./stw/enl/das
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