01.12.2016 15:58:43
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London denkt über Bezahlung als Gegenleistung für EU-Binnenmarkt nach
Von Jenny Gross
LONDON (Dow Jones)--Die britische Regierung kann sich vorstellen, dass Großbritannien auch nach dem Austritt aus der EU als Gegenleistung für den Zugang zum europäischen Binnenmarkt weiter in das EU-Budget einzahlt. Der für den Brexit zuständige Minister David Davis erklärte im britischen Parlament, dass dies ein mögliches Zugeständnis an die Europäische Union sein könnte, noch bevor die eigentlichen Austrittsverhandlungen eröffnet werden.
Davis antwortete auf die Frage eines Abgeordneten, ob die anhaltende Beteiligung am EU-Haushalt gegen bessere Handelsbedingungen ins Auge gefasst würde, "natürlich würden wir das überdenken". Bisher hält sich die Regierung unter Premierministerin Theresa May bedeckt, wie sie den Austritt des Landes aus dem Staatenklub managen will. Die britische Wirtschaft reagiert darauf mit größer werdender Sorge. Der Kurs der Premierministerin sei immer noch nicht ausrechenbar, klagen Unternehmen. Mays Sprecherin bestätigte, dass Äußerungen des Brexit-Ministers mit der Ansicht der gesamten Regierung übereinstimmten. "Aber lasst uns nichts überstürzen. Wir sind derzeit dabei, uns für die Verhandlungen vorzubereiten, die noch nicht begonnen haben", legte sie nach.
Das britische Pfund machte nach Davis' Ankündigung einen Satz nach oben und legte um 0,9 Prozent gegenüber dem Dollar auf 1,2646 Dollar zu. Zum Euro gewann die britische Währung 0,6 Prozent auf 1,1895 Euro.
Großbritannien würde mit den fortgesetzten Beitragszahlungen dem Beispiel Norwegens folgen, das sich für den Zugang zum Binnenmarkt am EU-Haushalt beteiligt, ohne ein Wort in Brüssel mitreden zu dürfen. Für die Anhänger des Austritts wäre diese Lösung sicherlich eine Enttäuschung, denn während der Kampagne war ihnen versprochen worden, dass das Vereinigte Königreich durch einen Brexit Geld sparen könnte.
Knackpunkt im künftigen Verhältnis der Briten zur EU ist aber die Frage der Arbeitnehmerfreizügigkeit. Die Regierung will die Migration aus Europa begrenzen können, was für die Europäer bisher aber nicht zur Verhandlung steht. Nur gegen die volle Freizügigkeit der Arbeitskräfte soll London den Zugang zum Binnenmarkt behalten dürfen.
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December 01, 2016 09:50 ET (14:50 GMT)
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