Anhaltend schwieriger Markt |
24.03.2015 17:28:00
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Lenzing setzt weiter Sparstift an
Im Lichte des pessimistischen Ausblicks auf den zu zwei Dritteln von Asien und dabei vor allem von China dominierten Marktes verlor die Lenzing-Aktie am Dienstag stark. Bis 13.20 Uhr verringerte sie mit 61,87 Euro ihr Minus allerdings auf 4,8 Prozent - davor waren es schon fünfeinhalb Prozent gewesen. Der ATX stand zuletzt 0,29 Prozent tiefer.
Lenzing plant über den heurigen Job-Abbau um bis zu 250 Stellen in Österreich hinaus vorerst keine weiteren Streichungen. Garantie könne man aber nicht abgeben, so der CEO. Bisher wurden im Konzern 650 Vollzeit-Jobs reduziert, davon 123 im Jahr 2013. Im Herbst zählte der Konzern weltweit über 6.150 Personen, davon gut 2.950 in Österreich. "Herunterverhandelt" habe man obendrein die Boni, da gehe es um Millionen Euro, so der CEO. Die Optimierung der neuen divisionalen Aufstellung des Konzerns soll van de Kerkhof im Juni präsentieren.
Ob man angesichts des Preisverfalls am Markt und der global prall gefüllten Lager heuer Gewinn schreiben wird, ließ man offen. Man wolle heuer wieder in die Gewinnzone zurück, "das ist unser Bestreben", so Finanzvorstand Thomas Riegler. Ob das gelinge, sei etwa vom Markt abhängig, gab Untersperger zu verstehen. Er gibt - wie schon seit Freitag bekannt - seien Posten ab, nach über 30 Jahren im Unternehmen - 15 als Vorstand und davon sechs als CEO. Ihm folgt per 1. Juni Stefan Doboczky. Angesichts der operativ guten Zahlen auch 2014 und seines persönlichen Track-Records verlasse er Lenzing "erhobenen Hauptes". Am 22. April werde er sich bei der HV auch von den Aktionären verabschieden, für die Zeit danach habe er "noch nichts Konkretes".
Dass man im Vorjahr statt der angepeilten 60 Mio. Euro letztlich 137 Mio. Euro einsparen konnte, soll künftig weiterhelfen. Für heuer strebt man annualisiert 130 Mio. Euro Kosteneinsparungen an, ab 2016 strukturell dann rund 160 Mio. Euro jährlich. 2014 habe man 137 Mio. Euro "eingesammelt", rechnete Finanzvorstand Riegler vor, davon 30 Mio. Euro einmalig und 107 Mio. als strukturellen Teil, der sich heuer auf 119 Mio. Euro vergrößern soll. "Weitere 40 Mio. strukturell müssen wir 2015 holen, damit es 2016 einen ganzjährigen Effekt hat", so Riegler.
Die Dividende von einem Euro je Aktie für 2014 - in Summe 26,5 Mio. Euro - könne man trotz der 14,2 Mio. Euro Konzern-Fehlbetrag zahlen, da die Lenzing AG einen ausreichend hohen Jahresgewinn ausweisen werde, sagte Riegler. Die Ausschüttung sei also möglich, ohne die Rücklagen anzutasten.
Das Konzernminus in Höhe von 14,2 Mio. Euro im Jahr 2014 entstand durch Impairments von 94 Mio. Euro, wobei die Firmenwerte und übrigen immateriellen Anlagen und Sachanlagen der Töchter in Indonesien und China auf Null gesetzt wurden. In China macht man laut Untersperger nach wie vor Verluste, in Indonesien ist das EBITDA positiv; Lenzing selbst "macht Gewinn, auch Tencel".
Beim Produktions-Mix entfallen bei Lenzing derzeit 660.000 t auf Viskose, bei Tencel sind es - nach einem Kapazitätsausbau um 67.000 t mit September 2014 - nun 220.000 t und bei Modal 113.000 t. Wachstum gebe es in allen drei Faserkategorien, bei Lyocellfasern hat man mit der neuen Tencel-Anlage die Weltmarktführung weiter ausgebaut. Die Faser-Spezialisierung wolle man weiter intensivieren und bei Standard-Viskosefasern eine kosteneffiziente Commodity-Strategie verfolgen. Im aktuellen "Käufermarkt" zählten nur die Cash-Kosten, so Untersperger. An allen Standorten gehe es um strikte Kostenoptimierung und Ausbau der Kostenführerschaft.
Mit den 220.000 t Tencel sei man nun in einem Bereich, der Lenzing noch interessanter mache für Großkunden wie etwa Ikea, so van de Kerkhof. Das Einrichtungshaus, laut Untersperger der größte Tencel-Kunde des Konzerns bei Bettwäsche, beliefert man indirekt Spinnereien und Webereien. Nun wolle man hier das Produktportfolio erweitern. Auch bei H&M oder Inditex/Zara habe man ein gutes Standing, da dort auch Nachhaltigkeit gefragt sei. "Und bei Jeans", ergänzte der CEO, "sind wir in 60 Prozent aller Kollektionen drin."
Den Gesamtabsatz an Fasern konnte Lenzing voriges Jahr um 8 Prozent auf rund 960.000 t steigern, während der Markt lediglich um 2 Prozent wuchs. Jedoch sanken die Faser-Durchschnittspreise um 8 Prozent von 1,70 auf 1,57 Euro pro Kilogramm gesunken. Durch einen derartigen Preisverfall - trotz unverändert starker Mengen-Nachfrage - gingen rechnerisch über 100 Mio. Euro like-for-like-Umsatz verloren, so Untersperger. "Und beim EBIT hätten wir 120 bis 130 Mio. Euro verloren", tatsächlich sank es "nur" von 59 auf 22 Mio. Euro.
Auch für die Impairments in China und Indonesien war der Viskose-Preisverfall der Auslöser, so Riegler: "Der Goodwill war nicht mehr gegeben." Dank Einsparungen und verbessertem Produktmix habe man operativ (EBITDA) like-for-like gesehen um über 24 Prozent auf 240 (194) Mio. Euro zulegen können. Mit der EBITDA-Marge von 12,9 (10,4) Prozent sei Lenzing "historisch gesehen" nicht zufrieden, wenngleich der Wert in der aktuellen Marktlage "hochakzeptabel" sei. Die Bilanzstruktur sei gesund, betonte der Finanzvorstand und verwies auf die 44,9 (45,5) Mio. Euro bereinigte Eigenkapitalquote sowie die auf 449,5 (504,7) Mio. Euro gesenkte Netto-Finanzverschuldung. Der Umsatz sank 2014 durch der Verkauf der Business Unit Plastics Mitte 2014 von 1,91 auf 1,86 Mrd. Euro, sonst hätte er um 5 Mio. oder 0,3 Prozent zugelegt.
sp/ggr
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