Sitz in London 04.07.2016 16:02:46

LSE-Aktionäre stimmen Fusion mit der Deutschen Börse zu

Fast 100 Prozent der Aktionäre stimmten für die Fusion.

Wesentlich unklarer ist allerdings, ob die Aktionäre der Deutschen Börse dem Deal nach dem Brexit noch ihr Plazet geben werden. Auch zeichnet sich das Veto der Aufsicht zum geplanten Unternehmenssitz der Holding in London ab. Die Aktionäre der Deutschen Börse können ihre Anteile bis zum 12. Juli andienen.

Nach dem "Aus" der Briten hat sich das Kräfteverhältnis der beiden Börsenbetreiber zu Gunsten der Eschborner verschoben. Sollten die Briten tatsächlich aus der EU ausscheiden, könnten viele Banken ihren "EU-Pass" verlieren und damit die Möglichkeit, Dienstleistungen aus London heraus in die Eurozone anzubieten. Die Folge könnte ein Exodus von Finanzdienstleistern aus der City sein, was sich auch negativ auf die LSE und die an der Börse gehandelten Volumina auswirken dürfte. Negativ auf die LSE-Bewertung wirkt auch der Einbruch des Pfunds.

Zweifel am vereinbarten Umtauschverhältnis

Laut den Plänen sollen die Deutsche-Börse-Aktionäre 54,4 Prozent an der neuen Holdinggesellschaft halten, was die LSE-Aktionäre laut der DZ-Bank klar besser stellen würde. "Auf die Deutsche Börse entfallen gegenwärtig etwa 57 Prozent der kombinierten Marktkapitalisierung der beiden Unternehmen und sogar etwa 64 Prozent des laut Bloomberg für die Geschäftsjahre 2016 und 2017 erwarteten kombinierten Gewinns", so Analyst Thorsten Wenzel. Wenzel empfiehlt den Aktionären daher, ihre Anteile zu den aktuellen Bedingungen nicht anzudienen.

Dass der Deal aus Sicht der Aktionäre der Deutschen Börse an Attraktivität verloren hat, bedeutet aber noch lange nicht, dass die Anteilseigner deswegen ihre Zustimmung verweigern werden. Denn "auch nach dem Brexit-Votum von Großbritannien bleibt die industrielle und wirtschaftliche Logik der Fusion der Deutsche Börse und der Londoner Börse bestehen", gibt die NordLB zu bedenken. Eine Fusion sei weiter richtig, um in einem global zusammenwachsenden Markt das Heft des Handels in der Hand behalten zu können, heißt es.

Die Aufsicht dürfte bei Sitz London nicht mitspielen

Das Haupthindernis für den Börsen-Zusammenschluss liegt bei der deutschen Aufsicht. Hier geht es vor allem um den geplanten Sitz der Holding in London, der ja vermutlich bald außerhalb der EU liegen wird. Thorsten Wenzel von der DZ-Bank erscheint es "illusorisch", dass die Fusion mit Hauptsitz in London die erforderlichen regulatorischen Zustimmungen finden wird. Das Bankhaus Lampe setzt die Wahrscheinlichkeit eines Zusammenschlusses der beiden Börsenbetreiber nach dem Brexit nur noch mit 20 Prozent an.

Das hessische Wirtschaftsministerium hat bereits eine vertiefte Prüfung der Fusion angekündigt. Auch Bafin-Präsident Felix Hufeld hat sich klar geäußert: "Zweifellos ist es aus meiner Sicht schwer vorstellbar, dass der wichtigste Börsenplatz im Euroraum von einem Headquarter gesteuert wird, das außerhalb der EU angesiedelt wird". Da werde man nachjustieren müssen. Die Bafin hat bei der Frage nach einem Standort zwar kein Veto-Recht, sie nimmt aber die Rolle des Experten ein, der von den Entscheidungsträgern um Rat gefragt wird.

Börsen könnten Zugeständnisse machen

Beobachter schließen daher nicht aus, dass die Deutsche Börse/LSE Zugeständnisse machen wird, um doch noch die Zustimmung der Aufsichtsbehörden zu erhalten. Denkbar wäre etwa der Sitz der Holding in den neutralen Niederlanden. Notfalls muss den Aktionären von LSE und Deutscher Börse eben ein neues Angebot vorgelegt werden, über das sie dann wieder abstimmen müssen. Ein unangenehmes aber verkraftbares Ärgernis.

Ärger droht aber von anderer Seite. Zum einen könnte bei einem Unternehmenssitz etwa in Amsterdam die britische Regierung ihr Veto einlegen, die befürchten müsste, dass mit einer LSE-Verlagerung die Londoner City - durch den Brexit ohnehin geschwächt - noch weiter an Bedeutung verlieren wird. Zum anderen hätte der Zusammenschluss der Börsenbetreiber dann mehr den Charakter einer Übernahme - die Deutsche Börse müsste dann eventuell eine Prämie zahlen, was die Fusion für die Eschborner sehr verteuern würde.

FRANKFURT (Dow Jones)

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