40 Millionen fehlen 16.08.2016 17:19:46

LEONI-Aktien brechen ein: Konzern wurde Opfer von Computerkriminalität

Das Unternehmen sei "Opfer betrügerischer Handlungen" geworden, berichtete der Kabelhersteller am Dienstagnachmittag in einer Ad-Hoc-Mitteilung. Die Täter hätten dabei "gefälschte Dokumente und Identitäten" sowie "elektronische Kommunikationswege" genutzt. In der Folge sei der Betrag von rund 40 Millionen Euro auf Konten im Ausland transferiert worden, teilte Leoni weiter mit.

An der Börse sorgte diese Nachricht für einen Schreck. Die Aktie des MDAX-Konzerns verlor am Nachmittag 7,6 Prozent.

Einen sehr ähnlichen Wortlaut hatte auch eine Pflichtmitteilung des österreichischen Flugzeugteileherstellers FACC vom Anfang des Jahres. Man sei "Opfer von cyberkriminellen Aktivitäten" unter Ausnutzung von "Kommunikations- und Informationstechnologien" geworden, teilte das Unternehmen damals mit. FACC schätzte den eigenen Schaden auf rund 50 Millionen Euro und erklärte wenig später, dass es sich bei dem Betrug nach den kriminalpolizeilichen Ermittlungen wohl um einen sogenannten "Fake President Fraud" gehandelt habe.

< p>Insider berichtet von Parallelen zu "Fake President Fraud"

Bei der als "Fake President Fraud" bezeichneten Masche geben sich Täter als Führungskraft des geschädigten Unternehmens aus und bitten per E-Mail einen Mitarbeiter aus der Finanzabteilung um eine Zahlung, wie etwa der Kreditversicherer Euler Hermes erklärt. Häufig behaupteten die Betrüger zudem, es handle sich um eine vertrauliche Angelegenheit. In der Folge überweise die Finanzabteilung oft sehr schnell und ohne Rückfragen den geforderten Betrag.

Ob es sich bei dem Betrug bei LEONI um einen "Fake President Fraud" gehandelt hat, ist noch nicht bekannt. Eine mit den Untersuchungen vertraute Person sagte am Dienstag aber, es gebe "einige Parallelen". Auch bei LEONI seien gefälschte Dokumente mit dem Absender einer Führungskraft eingegangen.

LEONI prüft Versicherungsansprüche

Nach Unternehmensangaben hat der LEONI-Vorstand eine Untersuchung der Vorfälle eingeleitet. Derzeit würden zudem Schadensersatz- und Versicherungsansprüche geprüft, heißt es in der Mitteilung des Unternehmens. Zudem hat LEONI nach eigenen Angaben Anzeige bei der Kriminalpolizei erstattet.

In welchem Umfang der Schaden das prognostizierte Jahresergebnis beeinflusst, könne derzeit noch nicht abgeschätzt werden, teilte der Konzern weiter mit. Die Liquiditätslage sei aber "nicht wesentlich beeinträchtigt". Das operative Geschäft des Konzerns laufe wie prognostiziert.

LEONI hatte erst kürzlich Ergebnisse für das erste Halbjahr vorgelegt. Die Jahresprognose von rund 4,4 Milliarden Euro Konzernumsatz und etwa 105 Millionen Euro EBIT bezeichnete das Unternehmen dabei als konservativ. Die Voraussage werde der Konzern voraussichtlich "mindestens" erreichen, teilte LEONI mit.

DJG/iko/jhe

Von Ilka Kopplin

FRANKFURT (Dow Jones)

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