12.03.2015 10:00:00
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Kuba - Bier und Stempel aus Österreich: Zwei Erfolgsgeschichten
Die Kuba-Repräsentanz für das Welser Familienunternehmen Trodat - früher Just-Stempel - nimmt seit 2002 das Schweizer Druckereiunternehmer Agostini wahr. "Kuba ist ein Nachfragemarkt. Gekauft wird, was gebraucht wird", fasst Beat Agostini die Geschäftssituation zusammen. Auch eine Liberalisierung werde grundsätzlich an dem System nichts ändern. Alles läuft über Ausschreibungen, der Einkauf erfolgt über staatliche Importfirmen. Auslandsfirmen müssen aufwändige Dokumentationen vorlegen und diese alle sechs Monate aktualisieren. "Das Ziel ist, seriöse Anbieter herauszufiltern."
Was hat sich in Kuba in den vergangenen Jahren verändert? "Die Geschäftsbeziehungen sind auf formaler Ebene komplizierter geworden, die Ansprechpartner auf kubanischer Seite zugleich professioneller", resümiert Agostini. Auf die Auslandsfirmen haben sich die Liberalisierungsschritte in Kuba nicht ausgewirkt. Nur wenige Banken sind für die Abwicklung von Auslandsgeschäften autorisiert. Neu ist für Trodat, dass Stempel nun auch in Geschäften an die Bevölkerung verkauft werden dürfen, nicht nur wie früher an Inlandsfirmen.
Angesichts der überbordenden Bürokratie in Behörden, Banken, Hotels usw. braucht Trodat nicht bange sein. Mit der Privatisierung in Gastronomie und Gewerbe wurden auch die neuen Selbstständigen in ihrer Verrechnung stempelpflichtig. Ähnlich verhält es sich mit den 70.000 Ärzten, die neuerdings auch auf eigene Rechnung ordinieren dürfen und mit eigenen Stempeln ausgerüstet werden. Eine USA-Kuba-Annäherung dürfte mehr Billigkonkurrenz bringen, erwartet Agostini. Doch Trodat mit seinem Sortiment (zu zwei Drittel CO2-neutral) ist gut eingeführt. "Printy" und "Professional" sind die meistgekauften Produkte.
Ein Familienunternehmen ist auch Salm-Bräu, das der Familie Welledits gehört. Das Kuba-Projekt wurde 2003 in Angriff genommen. Salm-Bräu liefert das ganze Paket: Produktionslagen, Rohstoffe, Ersatzteile, erläutert der Salm-Manager in Havanna, der Kubaner Jose Garcia Caunedo. Der Sohn eines Diplomaten und selbst bis 2010 Diplomat (u.a. in Wien) fühlt sich im Brauwesen sichtlich wohl. "In Kuba braucht man viel Geduld und die richtigen Kontakte", resümiert Ex-Diplomat "Pepe", der exzellent Deutsch spricht.
Zur USA-Annäherung sagt der Salm-Manager: "Die Kubaner sind sehr vorsichtig, passen auf, mit wem sie Geschäfte machen." Anlagen, Rohstoffe, alles müsse garantiert sein. Österreich als kleines Land habe "ein sehr gutes Image". Zur Haltung der Europäer meint Garcia, diese hätten immer sehr im Sinn der Amerikaner gehandelt. Russland sei auf der Suche nach neuen Märkten in Lateinamerika und der Karibik. Er fügt hinzu: "Kuba ist der Schlüssel zu den ALBA-Staaten." Dem ALBA-Bündnis gehören neun Staaten an, darunter Bolivien, Venezuela, Ecuador, Nicaragua und eine Reihe von Karibik-Inseln.
Auf der Plaza Vieja in Havannas Altstadt, mitten in der Touristenzone, öffnete 2003 das erste Salm-Brau- und Bierlokal in urigem Ambiente, in einem renovierten Kolonialbau. Der zweite Betrieb startete im Vorjahr am Hafen von Havanna, in einer Art weitläufigem Hangar, die Brauanlage im Zentrum. Mit 4.000 Hektolitern pro Jahr produziert das Hafen-Bräu die doppelte Menge vom City-Bräu. Die Gäste sind 50:50 Kubaner und Auslandstouristen. Die Gastronomie floriert. Zum Einstand in Santiago wird ein Braumeister aus Österreich kommen. Doch das heimische Personal sei gut geschult, lobt Garcia. Nummer drei dürfte also nicht das letzte Salm-Bräu auf Kuba werden.
(Schluss) hs/jeg/ar
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