Die neuartigen Hybridanleihen - auch unter dem Begriff Coco-Bonds bekannt - sind für Anleger riskanter als normale Schuldscheine. Im Krisenfall - wenn die Kapitalquoten einer Bank unter bestimmte Marken fallen - werden sie automatisch entweder in Eigenkapital umgewandelt oder verfallen. Diese Papiere können das Eigenkapital aber nur ergänzen, die Ausgabe neuer Aktien ersetzen sie nicht.
Einen solchen Schritt beschloss die Deutsche Bank überraschend am Wochenende. In den kommenden Wochen will sie durch eine Kapitalerhöhung 8 Milliarden Euro einsammeln und so Zweifel an ihrer Kapitalstärke endgültig ausräumen. Dabei holt sie sich Hilfe von Scheich Hamad bin Dschassim bin Dschaber al-Thani aus dem Emirat Katar, der mit rund zwei Milliarden Euro bei der Deutschen Bank einsteigt und künftig ein Ankerinvestor sein soll.
Die Deutsche Bank profitierte bei der Ausgabe ihrer Cocos auch vom insgesamt niedrigen Zinsniveau und dem großen Hunger der Investoren auf noch einigermaßen ertragreiche Anlagen. Es seien Gebote über mehr als 25 Milliarden Euro eingegangen, sagte Deutsche-Bank-Manager Alexander von zur Mühlen. "Das breit gestreute globale Interesse an diesem Instrument belegt eindeutig das Vertrauen der Investoren in die Deutsche Bank." Das erlaubte es der Bank auch, die Papiere mit niedrigeren Zinsen auszugeben als zunächst geplant.
Bereits vor einem Jahr hatte der deutsche Branchenprimus angekündigt, über die neuen Hybridanleihen die Verschuldungsquote verbessern zu wollen. Lange waren allerdings die genauen gesetzlichen Regeln und vor allem die steuerliche Behandlung in Deutschland unklar. Weitere Banken stehen in den Startlöchern. So will etwa der Immobilienfinanzierer Aareal Bank noch in diesem Quartal aktiv werden. Zunächst wollten die Wiesbadener aber die Platzierung der Deutschen Bank abwarten, die den Eisbrecher spielen und das Interesse von Anlegern testen sollte.
Die Deutsche Bank konstruierte ihre Cocos als sogenannte Options-Genussscheine, die die Anleger im Krisenfall zumindest zeitweise abschreiben müssen. Das Euro-Papier brachte 1,75 Milliarden Euro ein und kostet die Bank 6 Prozent Zinsen, der Dollar-Schein brachte 1,25 Milliarden Dollar für 6,25 Prozent Zinsen und die Pfund-Tranche 650 Millionen Pfund für 7,125 Prozent. Die Anleihen wurden nur Profi-Investoren angeboten.
Der Krisenfall für die neuen Schuldtitel der Bank tritt ein, wenn die harte Kernkapitalquote unter den Wert von 5,125 Prozent fällt. Bei der Berechnung werden die noch nicht so strengen gesetzlichen Übergangsregeln bei den neuen Kapitalvorschriften (Basel III) als Maßstab genommen. Ende März kam die Deutsche Bank auch unter Einbeziehung aller erst künftig geltenden und jetzt schon bekannten Regeln auf eine harte Kernkapitalquote von 9,5 Prozent. damit hinkt sie im internationalen Vergleich aber hinterher. Durch die neue Kapitalerhöhung soll die Quote auf 11,8 Prozent steigen./enl/stb/jha/
FRANKFURT (dpa-AFX)
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