11.10.2013 11:08:00

Kreditversicherer seit der Krise noch stärker im Geschäft

Die Weltwirtschaftskrise von 2008 hat auch bei den Kredit- und Investitionsversicherern deutliche Spuren hinterlassen. Der Wert der Rückforderungen ist 2009 sprunghaft gestiegen und hat sich dann auf einem höheren Niveau als vor der Krise eingependelt. Der Anteil der staatlichen Unternehmen ist von einem Drittel auf mehr als die Hälfte angestiegen, sagte der Präsident der Berner Union, Johan Schrijver, in Wien vor Journalisten. Die gesamte versicherte Summe ist aber nach einer Delle 2009 und 2010 weiter gestiegen auf zuletzt (2012) 1,8 Billionen Dollar (1,33 Billionen Euro).

Die Berner Union ist ein Zusammenschluss von 76 Kredit- und Investitionsversicherern aus 60 Staaten, staatlich und privat, die gemeinsam etwa zehn Prozent der weltweiten Exporte versichern. Sie stellen damit "mehr als die Hälfte" der weltweiten Exportversicherungen. Schrijver war anlässlich der Jahresversammlung in Wien. Aus Österreich ist die Oesterreichische Kontrollbank (OeKB) dabei.

2009 war für die Branche einschneidend. Die versicherten Exporte fielen von 1,5 Billionen Euro auf 1,36 Billionen Euro, die Ansprüche, die geltend gemacht wurden, explodierten hingegen von 2,34 Mrd. Dollar auf 5,45 Mrd. Dollar. In den Jahren danach gingen die Schadensansprüche zwar leicht zurück, blieben aber deutlich höher als vor 2008. 2012 machten sie 4,5 Mrd. Dollar aus, im ersten Halbjahr 2013 1,8 Mrd. Dollar. Seither "sind wir viel näher am Risiko dran" und verfolgen das von Tag zu Tag, verweist Schrijver auf eine Änderung der Einstellung seither.

Parallel dazu hat sich das Gewicht zwischen staatlichen und privaten Versicherern verschoben. Bis 2008 entfielen zwei Drittel des Geschäfts auf Private, jetzt ist es nicht einmal mehr die Hälfte. Private versichern heute in absoluten Beträgen weniger als 2008, staatliche deutlich mehr. Das hat auch mit dem übernommenen Risiko zu tun: Private versichern hauptsächlich Firmen, wenn diese Pleite gehen, bekommen sie meist weniger als zehn Prozent ihrer Forderungen zurück. Die Staatlichen versichern hingegen stark politisches Risiko und können sich meist im Fall der Fälle an Staaten schadlos halten - sie bekommen im Schnitt 70 Prozent ihrer Auszahlungen wieder zurück.

Nicht zuletzt deshalb machen sie Gewinne, obwohl sie große Einzelgeschäfte mit hohem Risiko versichern. Um Preisdumping auf Steuerzahlerkosten zu verhindern, haben sich die staatlichen Versicherer auf Mindestprämien - je nach Landesrisiko - geeinigt, berichtete OeKB-Chef Rudolf Scholten. Das Geschäft der staatlichen Versicherer könnten Private aber - trotz der Gewinnaussichten - nicht übernehmen, weil sie für das Risiko und die Langfristigkeit viel zu viel Eigenkapital brauchen würden. Es werden auch Projekte mit bis zu einer Milliarde Euro Volumen versichert. Das macht die staatliche Absicherung möglich. Atradius, wo Schrijver arbeitet, hatte einen Ausfall von 500 Mio. Euro in Dubai, der sofort bezahlt wurde, den sich das Unternehmen aber dann zu hundert Prozent vom Staat Dubai zurückholen konnte.

Die Kreditversicherer der Berner Union arbeiten nun an Produkten für Klein- und Mittelbetrieben: Mit standardisierten Verträgen und einer Haftungsübernahme bis zu hundert Prozent will man auch Firmen etwas anbieten, die keine spezialisierte Abteilung für Exportversicherungen aufbauen können. Hier laufen aber noch Überlegungen, schränkt Schrijver ein.

Eine andere Entwicklung hat nicht mit der Krise zu tun: Seit 2002 nimmt der Betrag der versicherten Exporte stark zu. Das hat vor allem mit dem Einstieg asiatischer Versicherer in das Geschäft, insbesondere aus China und Korea, zu tun.

Die höchsten Ausfälle sind übrigens nicht in den Hochrisiko-Ländern zu verzeichnen, sagte Scholten. Dort seien Investoren sehr vorsichtig. Am riskantesten sei es in den Boom-Ländern, wo Investoren manchmal die nötige Vorsicht vergessen und sich in Goldgräberstimmung auf fragwürdige Deals einlassen.

(Schluss) tsk/sp

WEB http://www.oekb.at

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