26.04.2016 14:30:00

Kreditversicherer Coface sieht vermehrt Risiken für die Wirtschaft

Der Kreditversicherer Coface sieht mehr Risiken für die Wirtschaft: "Der Katalog an Risiken für die globale Wirtschaft ist 2016 um einige Seiten dicker geworden", so Coface-Experte Mario Jung. Neben der Emerging-Markets-Schwäche und niedrigen Rohstoffpreisen sieht Coface zunehmend politische Risiken wie die Entwicklung in der EU, die sich auch auf Österreich auswirken könnten.

Zusätzlich nehme das Wachstum der Weltwirtschaft trotz der Unterstützung der großen Notenbanken nicht so recht an Fahrt auf.

Risiken für entwickelte Volkswirtschaften kämen inzwischen weniger von wirtschaftlicher Seite, wie dies während der Hochphase der Finanzkrise der Fall war, sondern verstärkt vom politischen Parkett, so Coface in einer Pressemitteilung anlässlich der heutigen Länderrisiken-Konferenz in Wien. Sorge bereite neben den bevorstehenden Präsidentschaftswahlen in den USA vor allem die weitere Entwicklung innerhalb der EU wie etwa die Fragmentierung der nationalen Parlamente und der nachlassende politische Zusammenhalt in der EU, der in einem möglichen Brexit und im Zuge der Flüchtlingskrise zu Tage trete.

Nicht nur für die österreichische Volkswirtschaft bestehe für den Fall einer Rückabwicklung der politischen und ökonomischen Verflechtung die Gefahr von Kollateralschäden. Zentral aus ökonomischer Sicht sei, ob die Errungenschaften des Schengen-Raums noch weiter beeinträchtigt werden, so Coface. Weitere Grenzsicherungen und Abschottungen würden Österreich als Transitland ganz besonders empfindlich treffen und die Exportwirtschaft belasten. Der Transportsektor wäre unmittelbar betroffen, aber auch die Industrie. "Denn die Wertschöpfungs- und Lieferketten müssten neu austariert werden, was in der Summe große Effizienzverluste und damit Einbußen an Wirtschaftsleistung nach sich ziehen könnte", so Coface.

Die Stärken Österreichs blieben nach der jüngsten Überarbeitung der Länderbewertungen intakt. Coface nennt unter anderem die zentrale Lage in Europa und eine diversifizierte Industrie, eine geringe Verschulung von Privaten und Unternehmen, ein 30-prozentiger Erneuerbaren-Anteil am Energiemix und die Stärke im Tourismus. Als Schwächen gesehen werden unter anderem die starke Abhängigkeit des Außenhandels von Deutschland und Zentraleuropa, die aber ein solides Wachstum sehen. Zudem bleibe der Bankensektor aufgrund seines auf Osteuropa ausgerichteten Geschäftsmodells anfällig.

Österreich zählt für den Kreditversicherer nach wie vor zu den Ländern mit den geringsten Risiken für Zahlungsausfälle mit der Einstufung A1. Der Kreis jener Länder, die mit A1 eingestuft sind, sei seit 2015 um zwei kleiner geworden. Die Top-Gruppe bestehe damit nur noch aus zehn Ländern: Österreich, Deutschland, USA, Hongkong, Luxemburg, Norwegen, Singapur, Schweden, Schweiz und Taiwan, wobei Hongkong und Taiwan weiterhin unter Beobachtung in Richtung einer möglichen Abstufung stünden.

Die Coface-Gruppe erzielte 2015 mit rund 4.500 Mitarbeitern einen konsolidierten Umsatz von 1,49 Mrd. Euro und ist in 100 Ländern direkt oder durch Partner vertreten, auch in Österreich. Abgesichert werden Geschäfte von 40.000 Unternehmen in mehr als 200 Ländern. Jedes Quartal werden Bewertungen von 160 Ländern veröffentlicht.

(Schluss) itz/phs

Eintrag hinzufügen
Hinweis: Sie möchten dieses Wertpapier günstig handeln? Sparen Sie sich unnötige Gebühren! Bei finanzen.net Brokerage handeln Sie Ihre Wertpapiere für nur 5 Euro Orderprovision* pro Trade? Hier informieren!
Es ist ein Fehler aufgetreten!