07.08.2013 07:20:30

Klöckner & Co senkt in der Stahlkrise die eigenen Prognosen

   Von Hendrik Varnholt

   Klöckner & Co hat seine Hoffnung auf eine schnelle Erholung der Stahlnachfrage aufgegeben. Der Stahlhändler rechnet nach einem von geringen Absätzen und niedrigen Preisen geprägten zweiten Quartal für dieses Jahr nicht mehr mit einem Nettogewinn. Auch die Jahresprognose des Ergebnisses vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (EBITDA) hat KlöCo angesichts der anhaltenden Stahlkrise zusammengestrichen.

   Ersten Restrukturierungserfolgen zum Trotz stand bei Klöckner denn auch im zweiten Quartal unter dem Strich ein Verlust. Das Unternehmen verbuchte einen Fehlbetrag von 4 Millionen Euro. Analysten hatten im Durchschnitt einen Nettoverlust von 8,1 Millionen Euro erwartet. Im gleichen Zeitraum des Vorjahres hatte das Minus sogar 39 Millionen Euro betragen. Das Ergebnis war damals allerdings stark von den Kosten der Restrukturierung geprägt. Ohne diese Ausgaben wäre im zweiten Quartal des vergangenen Jahres ein kleiner Gewinn von 1 Million Euro übrig geblieben.

   Bleiben die Kosten des Konzernumbaus beim Vergleich außen vor, hat sich auch das EBITDA gegenüber dem Vorjahreszeitraum verschlechtert. Das operative Ergebnis betrug im zweiten Quartal dieses Jahres 43 Millionen Euro. Zwischen April und Juni des Vorjahres hatte es vor Restrukturierungsaufwendungen bei 50 Millionen Euro und nach den Kosten bei 33 Millionen Euro gelegen. Im zweiten Quartal des laufenden Jahres ist in dem Wert zudem ein Sonderposten aus der Auflösung von Pensionsrückstellungen in Höhe von 7 Millionen Euro enthalten. Zieht man diesen ab, trifft das EBITDA den von Analysten im Durchschnitt prognostizierten Wert von 36 Millionen Euro.

   Umsatz und Absatz zeigen die Ursachen für die Ergebnisentwicklung: KlöCo verkaufte im zweiten Quartal nur noch 1,69 Millionen Tonnen Stahl, nach 1,86 Millionen Tonnen im Vorjahreszeitraum. Angesichts sinkender Preise gingen die Erlöse noch stärker zurück: von 1,96 Milliarden Euro im Vorjahreszeitraum auf 1,70 Milliarden Euro im zweiten Quartal dieses Jahres.

   Auf die Marktentwicklung reagiert Klöckner mit drastischen Einsparungen. Der Stahlhändler will im Rahmen seines laufenden Umbauprogramms bis zum Jahresende die Zahl seiner rund 10.000 Stellen um 2.000 verringern. Weltweit sollen 70 Standorte wegfallen. Einen Großteil des Programms hat Klöckner schon umgesetzt: 1.800 Stellen sind abgebaut und 60 Standorte geschlossen oder verkauft. Ohne die Beiträge aus dem Konzernumbau wären die Ergebnisrückgänge noch deutlicher ausgefallen. KlöCo nämlich steigerte seine Rohertragsmarge im ersten Halbjahr durch die Restrukturierung nach eigenen Angaben von 17,5 Prozent auf 18,3 Prozent.

   Für den Rest des Jahres 2013 hofft KlöCo darauf, dass weitere Kostenverbesserungen und "die allgemein erwartete konjunkturelle Belebung in den USA" den saisonal üblichen Nachfragerückgang zumindest ausgleichen können. Im dritten Quartal will das Unternehmen ein EBITDA zwischen 30 und 40 Millionen Euro erzielen. Für das Gesamtjahr geht KlöCo nun nur noch von einem operativen Ergebnis in der Höhe von rund 140 Millionen Euro aus. Das entspräche in etwa dem Vorjahresergebnis vor Restrukturierungsaufwendungen.

   Noch im März ist das Unternehmen wesentlich optimistischer gewesen. Damals sagte es ein EBITDA von rund 200 Millionen Euro voraus. Unter dem Strich plante KlöCo noch im Frühjahr einen Gewinn für 2013. Auch dies ist nun Makulatur: "Auch wenn wir vom europäischen Stahlmarkt keinen Rückenwind erwarten, gehen wir davon aus, durch die frühzeitig eingeleiteten tiefgreifenden Restrukturierungsmaßnahmen aus eigener Kraft im nächsten Jahr wieder die Gewinnzone zu erreichen", sagte Vorstandschef Gisbert Rühl nun laut einer Mitteilung.

   Auch andere Unternehmen der Branche trifft die Stahlkrise hart. Der Stahlhersteller Salzgitter etwa hat am Montag noch einmal die eigene Prognose korrigiert. Das Unternehmen rechnet für das laufende Jahr nun mit einem Vorsteuerverlust von 400 Millionen Euro. Der luxemburgische Stahlkonzern ArcelorMittal dagegen hat jüngst vorsichtige Zuversicht verbreitet. Unternehmenschef Lakshmi Mittal sagte in einem Interview mit dem Wall Street Journal: "Wenn Sie sich die globale Situation anschauen, liegt das Schlimmste hinter uns."

   Kontakt zum Autor: hendrik.varnholt@wsj.com

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   August 07, 2013 01:02 ET (05:02 GMT)

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