25.02.2016 08:30:46

Kauflaune trotzt den Krisen - GfK-Konsumklima legt zu

   Von Stefan Lange

   BERLIN (Dow Jones)--Trotz Flüchtlingskrise, anhaltender Terrorgefahr und Nervosität an den Börsen ist die Kauflaune der Deutschen ungebrochen. Der aktuelle GfK-Konsumklimaindikator zeigt sich leicht verbessert und wird nach Einschätzung der Experten im März bei 9,5 Punkten stehen. Im Februar lag der Wert bei 9,4 Punkten. Von Dow Jones Newswires befragte Ökonomen hatten für März dagegen mit einem Rückgang auf 9,3 Punkte gerechnet.

   Klarer Gewinner unter den Stimmungsindikatoren ist die Einkommenserwartung, die nach leichten Verlusten im Vormonat im Februar wieder spürbar um 9,5 Punkte zulegte und aktuell bei 56,7 Punkten steht. Ein höherer Wert wurde den Angaben zufolge zuletzt im Juli 2015 mit 58,6 Zählern gemessen.

Konjunkturerwartung schwächelt Die Anschaffungsneigung weist mit 52,7 Punkten im Februar exakt den gleichen Wert wie im Vormonat auf. "Damit bestätigt er sein überaus hohes Niveau", kommentierte GfK-Experte Rolf Bürkl die Lage.

   Die Konjunkturerwartung verliert laut GfK dagegen 0,8 Zähler auf 3,4. Der Indikator kann sich damit weiter im positiven Bereich halten, also über seinem langjährigen Durchschnitt von 0 Punkten. Allerdings liegt er sehr deutlich unter seinem Vorjahreswert von 27,2 Punkten.

Sicherer Job gleich Planungssicherheit Die Gründe für die positive Stimmung haben sich im Vergleich zu den Vormonaten kaum geändert. Es ist vor allem die gute Beschäftigungslage, die dazu führt, "dass die Beschäftigten nicht um ihren Arbeitsplatz fürchten müssen", wie Bürkl erklärte. Planungssicherheit sei vor allem bei größeren Anschaffungen ein wichtiges Kriterium. Insgesamt erwartet die GfK, "dass auch 2016 ein gutes Konsumjahr werden kann".

   Allerdings ist der großzügige Zugriff aufs eigene Konto laut GfK auch mit Risiken behaftet. "Die bislang ungelöste Flüchtlingskrise mit einer möglichen Abschottung einzelner Länder sowie das Schließen von Grenzen würden besonders Deutschland als Exportnation treffen und die konjunkturellen Aussichten dämpfen", erklärte Bürkl. Hinzu komme die Terrorgefahr, die die Verbraucher verunsichern und sich negativ auf den Konsum auswirken könnte.

Sinkende Energiepreise sind eine Gefahr Bürkl nennt außerdem einen Risikofaktor, der bislang eher als konsumfördernd eingestuft wurde: Die sinkenden Energiepreise. Diese könnten mittel- und langfristig "die Investitionsneigung in den betroffenen Industrien beeinträchtigen, sich damit negativ auf den Arbeitsmarkt auswirken und auch bei nicht direkt betroffenen Arbeitnehmern Furcht vor Jobverlust auslösen. Dies würde die Konsumneigung ebenfalls negativ beeinflussen."

   Sorgen machen dem GfK-Experten außerdem die anhaltenden wirtschaftlichen Schwächephasen in Brasilien, Russland und vor allem China. Diese seien dazu angetan, die Export- und damit die Konjunkturaussichten insgesamt nachhaltig zu beschädigen.

Kabinett beschließt "Nachhaltigen Konsum" Gut möglich ist, dass den GfK-Indikatoren an anderer Stelle noch ein weiterer Stimmungswert hinzugefügt wird. Eine Regierungsarbeitsgruppe beschäftigt sich gerade mit der Frage, wie sich ein Indikator für nachhaltigen Konsum definieren lässt. Dies steht im Zusammenhang mit dem Nationalen Programm gleichen Namens, das am Mittwoch vom Kabinett beschlossen wurde. Die Bundesregierung will damit den nachhaltigen Konsum in den Bereichen Haushalt und Wohnen, Mobilität, Ernährung, Büro und Arbeit, Bekleidung sowie Tourismus und Freizeit systematisch stärken und ausbauen.

   "Konsum geht uns alle an", kommentierte Vize-Regierungssprecherin Christiane Wirtz den Kabinettsbeschluss und lieferte dazu einigermaßen verblüffende Zahlen: "Jeder Mensch besitzt durchschnittlich 10.000 Dinge und trifft sage und schreibe 200 Ernährungsentscheidungen am Tag."

   Kontakt zum Autor: stefan.lange@wsj.com

   DJG/stl/smh

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   February 25, 2016 02:00 ET (07:00 GMT)

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