20.04.2015 12:38:46
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Deutsche Kanzlerin telefoniert nach Flüchtlingsdrama mit Italiens Premier
Von Christian Grimm
BERLIN (Dow Jones)-- Die deutsche Kanzlerin Angela Merkel zeigt sich nach der Flüchtlingskatastrophe im Mittelmeer tief betroffen. "Jeden von uns beschäftigen die bedrückenden Ereignisse vom Wochenende. Die Kanzlerin ist erschüttert", sagte ihr Sprecher Steffen Seibert am Montag.
Die CDU-Vorsitzende habe am Sonntag wegen der drängenden Flüchtlingsproblematik mit dem italienischen Ministerpräsidenten Matteo Renzi telefoniert. Italien fühlt sich von den europäischen Partnern allein gelassen. Deshalb verlangt Renzi einen Sondergipfel der EU-Staats- und Regierungschefs.
Merkels Sprecher Seibert trat dem Vorwurf aus Rom entgegen, dass Deutschland und andere Länder zu wenig täten, um das Sterben im Mittelmeer zu beenden. "Italien ist aus deutscher Sicht nicht alleine. Wir arbeiten darauf hin, dass es europäische Antworten gibt", erklärte Seibert.
In Luxemburg beraten im Laufe des Tages die Außen- und Innenminister der EU darüber, wie die Tragödien auf hoher See künftig verhindert werden können und wie der Kontinent den Strom von Flüchtlingen aus Afrika und dem Nahen Osten bewältigen kann.
EU-Parlamentspräsident Martin Schulz griff die Mitgliedstaaten am Montag scharf an. "Nichts bewegt sich. Und das liegt nicht an der EU, sondern am Unwillen der Hauptstädte der EU-Mitgliedsstaaten. Nicht aller, aber einiger", sagte der SPD-Politiker dem Kölner Stadtanzeiger.
In der Nacht zum Sonntag war etwa 100 Kilometer nördlich Libyens ein Flüchtlingsschiff gesunken. An Bord befanden sich laut des UN-Flüchtlingshilfswerks UNHCR rund 700 Menschen, von denen nur 28 überlebten.
Das Bundesinnenministerium gab sich nach wie vor skeptisch, ob eine Wiederaufnahme der italienischen Rettungsmission Mare Nostrum zur Bergung von Flüchtlingen das Leid lindern kann. "Der Hinweis, dass Mare Nostrum kein Allheilmittel ist, muss erlaubt sein", sagte ein Ministeriumssprecher.
Die Operation der italienischen Marine und Küstenwache war Ende Oktober letzten Jahres ausgelaufen. Die EU-Partner waren nicht bereit, den Einsatz finanziell und mit eigenen Schiffen zu unterstützen. Auch Deutschland hatte sich dagegen gestellt.
Kontakt zum Autor: konjunktur.de@dowjones.com
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April 20, 2015 06:38 ET (10:38 GMT)
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