Entlassungen geplant 03.07.2014 08:07:30

K+S macht Hoffnung auf konkretere Prognose

Das Unternehmen stellte ein "ordentliches erstes Halbjahr" in Aussicht.

   Nach der Findungsphase im zweiten Halbjahr letzten Jahres hätten viele Märkte wieder Tritt gefasst, sagte Konzernlenker Norbert Steiner. Einige Länder wie etwa Brasilien hätten sogar deutlich mehr abgenommen, als das in den letzten Jahren der Fall gewesen sei. Der Manager hält es dabei allerdings auch für möglich, dass Kunden die günstigen Preise genutzt haben, um sich zu bevorraten oder weil sie befürchten, im zweiten Halbjahr nicht bedient zu werden.

   Mengenmäßig sei das Unternehmen mit dem ersten Halbjahr zufrieden, sagte Steiner. Wegen des Grubenunglücks in Unterbreitzbach an der Werra konnte K+S in den ersten sechs Monaten die Kapazitäten nicht vollständig auslasten. "Das hat uns ein paar hundert Tausend Tonnen an Produkt gekostet und insofern konnten wir die Nachfrage unserer Kunden bei uns mit eigenem Material gar nicht befriedigen", erklärte er. Kali verkauft der Konzern gut zur Hälfte in Europa, je 20 Prozent gehen nach Südamerika und Asien.

   Die Preise für Kali haben sich mittlerweile stabilisiert, liegen aber deutlich unter Vorjahr. Vor einem Jahr waren für eine Tonne Kali noch etwa 450 Dollar gezahlt worden, heute liegt der Preis bei 350 bis 300 Dollar. Die Talsohle bei den Kalipreisen hält das Management nun für durchschritten.

   Mit seinen Aussagen für 2014 ist der Konzern bislang noch vage geblieben. Wegen des Preisverfalls bei Kali hat K+S für das Gesamtjahr bislang einen "moderat" unter Vorjahr liegenden Umsatz und ein "deutlich" unter Vorjahr liegendes operatives Ergebnis (EBIT I ) angekündigt.

   Bei der Vorlage der Quartalzahlen am 14. August will Steiner nun konkreter werden. "Wir haben das noch nicht abschließend besprochen, aber ich gehe davon aus, dass wir wieder zurückkehren wollen zu dieser Übung, Bandbreiten zu nennen, zumindest deutlich konkreter zu sagen, wo die Reise unserer Einschätzung nach bis zum Jahresende hingeht", sagte Steiner.

   Auf den Gewinnrückgang hat K+S bereits mit einem Sparprgramm reagiert, aber noch keinen möglichen Personalabbau beziffert. Bis 2016 sollen die Kosten um 500 Millionen Euro gesenkt werden. Das müsse gelingen, ohne die Produktionsfähigkeit zu beeinträchtigen, sagte Steiner.

   In diesem Jahr sollen gut 150 Millionen Euro eingespart werden. Vor allem die Sachkosten hat K+S dabei im Blick. 2015 und 2016 soll dann der Schwerpunkt auf der Prozessoptimierung liegen. Potenzial sieht Steiner etwa in der Instandhaltung, im Marketing- und Vertriebsbereich, in der Logistik und der Verwaltung. Auch Personalabbau werde es mit großer Wahrscheinlichkeit geben müssen.

   Wie viele Stellen am Ende überflüssig seien, sei aber derzeit noch nicht klar. Erst wenn die Prozessketten optimiert seien, könne K+S sehen, wie viel Personal dann nicht mehr benötigt werde. Am Ende werde sich das Unternehmen aber auch mit harten Maßnahmen wie betriebsbedingten Kündigungen auseinandersetzen müssen, sagte Steiner. Mit der Gewerkschaft IG BCE sei im Vorgriff darauf bereits ein Sozialplan ausgearbeitet worden, der für das Jahr 2016 auch die Möglichkeit von betriebsbedingten Kündigungen vorsehe.

   Um unabhängiger vom Preis für Standardkali zu werden, setzt K+S künftig verstärkt auch auf Spezialitäten. Die Standarddüngemittel steuern bei K+S im Geschäftsbereich Kali- und Magnesium etwa die Hälfte zum Umsatz bei. In den heimischen Lagerstätten werden neben kalium- aber auch magnesium- und schwefelhaltige Salze gewonnen, die K+S die Herstellung eines breiten Sortiments an Düngemittelspezialitäten und Pflanzennährstoffen ermöglichen. Mit ihnen erzielt K+S heute bereits die Hälfte der Spartenerlöse.

   K+S-Produkte werden etwa als Grundstoff in der chemischen Industrie und Metallurgie eingesetzt. Sie sind auch wichtige Bestandteile von Baustoffen, Waschmitteln und Kunststoffen sowie Farben oder pharmazeutischen Produkten. Das Spezialitätengeschäft ist höhermargiger, aber auch aufwendiger. Dieses Geschäft will K+S weiter ausbauen. Das ist ganz klar unsere Strategie", sagte das für die Kalisparte verantwortliche Vorstandsmitglied Andreas Radmacher.

   Planmäßig voran kommt K+S auch mit dem Aufbau einer neuen Kalimine in Kanada. Im Mai sei ein Camp für 1.000 Arbeiter eröffnet worden.

   Nur noch 40 bis 50 Jahre reichen die Kalivorräte in Deutschland. Um für die Zeit danach gerüstet zu sein, baut der Konzern derzeit für etwa 4,1 Milliarden kanadische Dollar eine neue Kaliproduktion - das Legacy-Projekt in Kanada. Etwa 1 Milliarde der Summe sei schon ausgegeben worden oder in feste Aufträge vergeben, sagte Steiner. In diesem Jahr werde der Konzern sicherlich bei den Vergaben in Richtung 3 Milliarden kommen und vielleicht sogar schon mehr erledigt haben.

   Die Inbetriebnahme ist für Sommer 2016 geplant. Ende 2017 soll dann die Kapazitätsmarke von 2 Millionen Tonnen erreicht werden.

   Auch den Geschäftsbereich Salz, der bislang die Folgen des Kalipreisverfalls für K+S milderte, will der Konzern stärken. Bis zum Jahr 2020 solle sich das operative Spartenergebnis auf mehr als 250 Millionen Euro pro Jahr verdoppeln, hieß es. So sollen etwa die bestehenden Absatzmärkte, die überwiegend in reifen Märkten wie Europa, Nord- und Südamerika liegen, in Regionen wie Asien und Osteuropa ausgeweitet werden. In Südostasien sei K+S im Salzbereich noch relativ klein. "Das muss für den Geschäftsbereich ein Anspruch sein, diese strategische Lücke zu schließen", sagte Steiner. Es gebe auch bereits Ideen dazu, das Unternehmen müsse aber auch sehen, was es sich leisten könne und wolle. Im vergangenen Jahr habe K+S seinen Aktionären eine scharfe Dividendenkürzung zugemutet, meinte Steiner.

   "Wir wollen uns nicht übernehmen; ich glaube, wenn wir eine weitere Anleihe über 500 Millionen Euro begeben würden, bekämen wir die locker unter", sagte er. Das sei aber derzeit nicht angebracht. "Wir machen alles Schritt für Schritt. Derzeit konzentriere sich das Unternehmen auf das Kanadaprojekt im Kalibereich. Das Projekt Legacy verschlinge viel an Aufmerksamkeit.

   Das Analysehaus Warburg Research hat K+S Ende Juni nach einer Unternehmenspräsentation von "Hold" auf "Buy" hochgestuft und das Kursziel von 27,40 auf 29,00 Euro angehoben. Analyst Oliver Schwarz bleibt in seiner Studie zwar vorsichtig bei der Einschätzung der Kalipreisentwicklung, er schätzt sie jedoch positiver ein als bisher.

   Die US-Bank J.P. Morgan ist im Juni bei der Einstufung "Overweight" für K+S geblieben. Der weltweite Kalidünger-Absatz könnte nach Einschätzung der Bank 2014 fast auf Rekordniveau steigen. Unsicher sei jedoch unverändert die Entwicklung der Kalipreise, hieß es.

Dow Jones Newswires

   July 03, 2014 00:00 ET (04:00 GMT)

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