04.04.2014 12:34:00

Japan kämpft sich aus der Krise

Das Erdbeben und der Tsunami, die das Atomkraftwerk Fukushima in Japan 2011 zerstörten und die größte Nuklearkatastrophe seit Tschernobyl 1986 auslösten, trafen das Land inmitten einer hartnäckigen Deflation. Die Regierung unter Shinzo Abe steuert mit einem beherzten Konjunkturprogramm dagegen. Erste Effekte sind bereits erkennbar. Auch die Sommerolympiade 2020 in Tokio soll die Wirtschaft pushen.

Obwohl Japan nach der Abschaltung all seiner einst 51 Atomkraftwerke fossile Brennstoffe wie Öl, Gas und Kohle angesichts der massiven Yen-Abwertung teuer importieren muss, sei die Mehrheit der Bevölkerung weiterhin gegen Nuklearenergie, berichtete der Handelsdelegierte der Wirtschaftskammer Österreich in Tokio, Martin Glatz, am Freitag vor Journalisten in Wien. Für rund ein Drittel der Anlagen seien derzeit aber dennoch bereits Anträge in Bearbeitung, sie wieder ans Netz gehen zu lassen. "Die demokratische Vorgängerregierung wollte eine vollkommene Abkehr von der Atomkraft, das ist jetzt unter den Konservativen nicht mehr der Fall", so der Handelsdelegierte. Immerhin tat sich in Japan nach der Abschaltung der AKW eine Energieversorgungslücke von 30 Prozent auf.

Gleichzeitig befindet sich Japan seit fast zwei Jahrzehnten in einer Deflationsspirale - die Bevölkerung hält sich beim Konsum in der Hoffnung auf bald noch niedrigere Preise zurück. Die Regierung will der Stagnation nun ein Ende bereiten. "Den ersten Pfeil schoss der neue Gouverneur der Bank of Japan vor einem Jahr, am 4. April 2013, ab", sagte Glatz. Eine Ausweitung der Geldmenge auf das Doppelte sollte binnen zweier Jahre eine Inflation von 2 Prozent bescheren - mit einem ersten Erfolg: 2013 erreichte Japan immerhin bereits eine Inflation von 1,6 Prozent.

Die zweite Zielrichtung sind eine deutliche Ausweitung der Staatsausgaben - trotz der enormen Staatsschulden von über 230 Prozent des BIP. "Das Budget, das jetzt am 1. April neu startete, ist das größte je verabschiedete", betonte der Wirtschaftsdelegierte. Es gab bereits einige Konjunkturpakete, doch nun sollen weitere Anstrengungen folgen. Die Gelder fließen vor allem in die Verbesserung der Infrastruktur und in den Bausektor.

Der dritte Pfeil, "der derzeit erst eingespannt wird", sei eine Strukturreform in dem Land. "Das ist am schwersten durchzusetzen, da es Widerstände und starke Lobbys gibt", erklärte Glatz. Reformiert werden soll etwa auch die Landwirtschaft, die noch sehr klein strukturiert ist - "es gibt noch viele kleine alte Reisbauern", so Glatz. Es müsste auch ein Pensionssystem gefunden werden, das die starke Alterung abfange. Weiters sollte die Erwerbsquote der Frauen erhöht werden - derzeit gebe es noch "eine extrem hohe Lohnschere zwischen Frauen und Männern", obwohl die weibliche Bevölkerung sehr gut ausgebildet sei.

(Schluss) kre/kan

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