03.02.2015 12:28:31

Irland betritt mit 30-Jahresanleihe Neuland

   Von Josie Cox

   Irland nutzt die Gunst der Stunde und bringt erstmals in seiner Geschichte eine Staatsanleihe mit einer Laufzeit von 30 Jahren heraus. Nachdem das bis November 2013 noch auf ein internationales Hilfsprogramm angewiesene Land erst im Januar die am Boden liegenden Renditen für die Platzierung einer Anleihe mit sieben Jahre Laufzeit nutzte, geht es nun noch zwei Schritte weiter. Irland sichert sich das extrem niedrige Zinsniveau für volle drei Dekaden.

   Wie die Finanzagentur des Landes am späten Montag ankündigte, sollen 30-jährige Papiere "zeitnah, je nach Marktbedingung" untergebracht werden. Mit dieser Laufzeit verlängert Irland sein Laufzeitenspektrum auf einen Schlag um 15 Jahre, da die Papiere bisher eine Laufzeit von maximal 15 Jahre hatten. Kommen werden die Papiere aller Erfahrung nach schon am Dienstag und zwar im syndizierten Verfahren, also über die Zwischenschaltung von Banken. Ausgewählt für die Platzierung wurden der Mitteilung zufolge Barclays, Citigroup, Credit Agricole, Danske Bank, Davy Stockbrokers und die Royal Bank of Scotland.

   Nach Angaben aus Konsortialkreisen soll die Nachfrage nach den Papieren im Vorfeld bei über 10 Milliarden Euro liegen. Die Rendite soll sich im Bereich von 2,05 bis 2,10 Prozent bewegen.

   Die Anleiheexperten der KBC Bank rechnen mit einem Erfolg der Emission. Das Spektrum der von der EZB angekündigten Anleihekäufe erstrecke sich schließlich über Laufzeiten von zwei bis 30 Jahre. "Irland hat eine sehr solide Erholungsgeschichte zu bieten, nicht nur, was die Marktbewertung betrifft, sondern auch die Verbesserung bei den Ratings. Die fundamentale Lage befindet sich dort mehr im Einklang mit den Kernmärkten als in anderen Staaten der Europeripherie", so Commerzbank-Rentenexperte David Schnautz.

   Eine höhere Rendite als 2 Prozent sei für Anleihen aus noch besser bewerteten Ländern derzeit nicht zu erzielen, noch nicht einmal für Anleihen mit 50 Jahren Laufzeit aus Frankreich oder Österreich. "Aus der Sicht Irlands ist es schon sehr sinnvoll, den Rückenwind der EZB zur Verlängerung seiner Renditekurve zu nutzen".

   Irland schließt sich damit einer erfolgreichen Langläuferauktion des ebenfalls ehemaligen Krisenlandes Portugal an. Das war im Dezember bei der Auflage einer 30-Jahresanleihe im Volumen von 2 Milliarden Euro auf eine gute Nachfrage gestoßen. Getrieben wird die Nachfrage nach Wertpapieren, die wenigstens noch etwas Rendite abwerfen, von der fast weltweit vorherrschenden Liquiditätsflut.

   Vor allem die Europäische Zentralbank sorgte hier mit ihrer Auflage eines im März beginnenden Staatsanleihenkaufprogramms (Quantative Easing) von monatlich 60 Milliarden Euro nochmals für einen Schub - zum einen was die anlagesuchende Liquidität betrifft, zum anderen was den Verfall der Renditen angeht. So werfen beispielsweise 31-jährige Anleihen aus Deutschland inzwischen nicht mal mehr 1 Prozent Rendite ab. Selbst im schuldenüberfrachteten Italien bekommen Anleger auf Rentenpapiere mit 30 Jahren Laufzeit nur noch 2,6 Prozent Zinsen.

   Neben der Liquiditätsflut profitiert Irland aber auch von hausgemachten Faktoren. Die Wirtschaft des Landes befindet sich auf einem strammen Erholungskurs, nachdem es während der Euro-Schuldenkrise nur mit Hilfe der internationalen Staatengemeinschaft vor einem Staatsbankrott bewahrt worden war. Die konjunkturelle Genesung ebnete Irland im November 2013 auch den Weg aus dem Rettungsprogramm zurück an den freien Kapitalmarkt.

   Der Finanzminister des Landes rechnet 2015 mit einem BIP-Wachstum von 3,9 Prozent. 2014 wuchs das BIP bereits um 4,7 Prozent. Irland wird derzeit von Moody's mit "Baa1" benotet, von Standard & Poor's mit "A" und von Fitch mit "A-" - Bewertungen, die allesamt im Investment-Grade-Bereich liegen

   Insgesamt plant Irland für 2015 ein Emissionsvolumen bei Staatsanleihen von 12 bis 15 Milliarden Euro.

   (Mitarbeit: Emese Bartha und Steffen Gosenheimer)

   Kontakt zum Autor: maerkte.de@dowjones.com

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