18.07.2016 13:16:00
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Investoren in der Türkei warten auf Zeichen der Beruhigung
Dass sich für gewöhnlich eine instabile politische Lage negativ auf die Wirtschaft auswirkt, sei der türkischen Regierung bewusst, so Georg Karabaczek, Wirtschaftsdelegierter der Wirtschaftskammer Österreich in Istanbul, zur APA.
Mit einem massiven Wirtschaftspaket, das in den nächsten Wochen präsentiert werden soll, will die Regierung dem Ausbleiben von ausländischen Investitionen entgegenwirken und weiter Kapital anziehen. Die instabile Lage und auch die jüngsten Terroranschläge haben Investoren schon vorsichtiger werden lassen. Das große Potenzial der Türkei mit seinem starken Wirtschaftswachstum würden die Investoren dennoch erkennen, sagt Karabaczek.
Viel mehr als sich zurückhalten würden sie aktuell einmal abwarten, wie die Regierung die Situation unter Kontrolle bekommen und die Märkte beruhigen werde. Dass sich vor kurzem die Beziehungen zwischen der Türkei und Russland verbessert haben, wurden in den vergangenen Wochen von Investoren positiv bewertet, so Karabaczek. Man erwarte kurzfristig eine etwas schlechtere Prognose für 2016, aber keine wirkliche Veränderung.
Noch 2015 wuchs das BIP der Türkei um 4 Prozent - das BIP in US Dollar scheint wegen der Wechselkursschwankungen dennoch kleiner als 2014.
Vom türkischen Wachstum profitierte auch Österreich, das 2015 mit der Türkei auf ein Außenhandelsvolumen von 2,8 Mrd. Euro kam: Die Exporte in die Türkei stiegen um 16,2 Prozent , die Importe um 12,2 Prozent. Auch die Prognose für 2016 und 2017 war sehr positiv. Österreich war 2002 bis 2015 mit Investitionen von 9,3 Mrd. Dollar (8,34 Mrd. Euro) nach den USA und den Niederlanden unter den Ländern, die am meisten in der Türkei investierten.
Die OMV betreibt in der Türkei die größte Tankstellenkette Petrol Ofisi. Der Verkauf des Unternehmens ist aber schon länger eingeleitet. Die Bank Austria (UniCredit) unterhält mit der Yapi Kredi Bank in der Türkei mehr als 1.000 Bankfilialen mit 19.000 Mitarbeitern. Die Türkeibeteiligung wandert allerdings heuer wie die ganze Ost- und Südosteuropa Sparte von der Bank in Wien unter das Konzerndach von UniCredit in Mailand. Für die Bank Austria war die Türkei in den vergangenen Jahren der am stärksten expandierende Markt.
Die Börse von Istanbul lag Montagmittag vier Prozent im Minus, die Lira hat sich nach einem Absturz unmittelbar nach dem Putschversuch am Wochenbeginn deutlich erholt.
Die Sicherheitslage hat schon in den vergangenen Monaten die Nachfrage im Tourismus deutlich gedämpft. Für das Jahr 2016 beklagten Reiseveranstalter schon vor der jüngsten politischen Eskalation Buchungsrückgänge um bis zu 40 Prozent. Da der Anteil der Tourismuswirtschaft am türkischen BIP mit knapp 13 Prozent 2015 relativ hoch ist, würde sich ein großer Einbruch bei den Reisezahlen negativ auf das gesamte Wirtschaftswachstum auswirken.
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