Alles auf "Grün"? 28.09.2016 11:15:00

Innogy-Börsengang: Story der RWE-Ökotochter "in jedem Fall sexy"

Jetzt wird es ernst, der Innogy-Börsengang steht in den Startlöchern. Seit Anfang dieser Woche läuft die Angebotsfrist für die Aktien der RWE-Tochter. Bis zum 6. Oktober noch können Investoren Aktien zeichnen, der Startschuss auf dem Börsenparkett soll dann einen Tag später fallen. Laut RWE billigte die zuständige Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (BaFin) bereits den Wertpapierverkaufsprospekt - der Weg zum vielleicht größten Börsengang in Deutschland seit der Jahrtausendwende ist frei.

Analysten schätzen Innogy-Börsenwert auf 25 Milliarden Euro

Innogy geht mit einem Ausgabepreis von 32 bis 36 Euro pro Aktie an die Börse, das gab das Unternehmen vor wenigen Tagen bekannt. Rund 20 Prozent des Unternehmens werden beim Innogy-Börsengang insgesamt an Anleger verkauft, was annähernd 139 Millionen Aktien entspricht: Etwa 56 Millionen neue Aktien sollen im Rahmen einer Kapitalerhöhung der RWE-Tochter platziert werden. 45,5 Millionen Papiere kommen aus dem Bestand der Mutter RWE hinzu. Bei einer großen Nachfrage - diese zeichnet sich bereits ab - würden außerdem bis zu 37,9 Millionen weitere Innogy-Aktien ausgegeben werden. Den Börsenwert schätzen Analysten laut JPMorgan auf 23 bis 25 Milliarden Euro.

Insgesamt könnten RWE und Innogy bei dem bevorstehenden IPO etwa fünf Milliarden Euro einsammeln. Das wäre der größte Börsengang seit Infineons Sprung aufs Parkett im Jahr 2000 - grüne Vorzeichen also für die "grüne" Tochter von RWE: Dem Börsenneuling winkt der schnelle Aufstieg in den Nebenwerteindex MDAX.

"Grüne" RWE-Tochter: Vorreiter für nachhaltige Energieversorgung

Innogy wird auch als "grüne" RWE-Tochter bezeichnet, weil das Unternehmen das Ökostromgeschäft, die Stromnetze und den Vertrieb des Energieriesen umfasst. Der Name soll Programm sein: Innogy, eine Wortneuschöpfung aus den Begriffen "Innovation", "Energy" und "Technology", steht nach den Vorstellungen der RWE-Marketingabteilung für "bunt, fröhlich und innovativ". Auch RWE-Chef Peter Terium ist längst im IPO-Fieber. Mit Innogy will RWE laut Terium Vorreiter für eine nachhaltige und moderne Energieversorgung sein. Innogy sei voller Energie und kreativer Ideen, so Terium. Mit dem Namen greift der Konzern übrigens auf eine bewährte Marke zurück: Innogy hieß die frühere RWE-Tochter in Großbritannien.

Anleger sollten mit einem Investment in Innogy nicht mehr allzu lange zögern: Nach Angaben der Bank Merrill Lynch, die den Innogy-Börsengang begleitet, liegen schon jetzt Kaufaufträge für 4,4 Milliarden Euro vor. Interessierte Anleger müssen sich also beeilen, denn diese Summe umfasst bereits das gesamte Emissionsvolumen - einschließlich der Aufstockungsoption, dem sogenannten Greenshoe.

Story von Innogy-Börsengang ist "in jedem Fall sexy"

Innogy kann auch für Privatanleger spannend sein. Innogy strebe eine "attraktive Dividenden-Politik" an, gab RWE schon im vergangenen Juni bekannt und lockte bereits mit einer ersten Gewinnausschüttung für 2016. Ob das tatsächlich so kommt, muss sich zeigen, sicher ist aber: Von Ausschüttungen der Ökostromtochter profitiert auch RWE, schließlich bleibt der Mutterkonzern dem Börsenneuling als Großaktionär erhalten.

Die Innogy-Aktie kommt auch bei Finanzexperten gut an. "Bei so einem Börsengang ist es wichtig, dass die Story stimmt", sagt Oliver Roth, Kapitalmarktstratege der Oddo Seydler Bank. "Und die Story ist in jedem Fall sexy, denn Erneuerbare Energien sind in jedem Fall die Zukunft", so Roth weiter. Zum Handelsstart allerdings sei die Innogy-Aktie möglicherweise noch etwas zu teuer, Privatanleger müssten den richtigen Zeitpunkt abwarten.

Experten ziehen RWE-Modell E.ON und Uniper vor

Innogy folgt der E.ON-Tochter Uniper nach, die am 12. September den Sprung aufs Frankfurter Börsenparkett gewagt hatte. Mit einem Erstkurs von 10,01 Euro legte die Uniper-Aktie ein stabiles Börsendebüt hin. Nach aktuellem Nachrichtenstand dürfte auch die Innogy-Aktie freundlich in den ersten Handelstag gehen - und langfristig möglicherweise besser performen als die Uniper-Aktie.

Bei Experten jedenfalls kommt das RWE-Modell besser an: Professor Manuel Frondel vom Rheinisch-Westfälischen Institut für Wirtschaftsforschung (RWI) bezeichnet die Aufteilung als cleveren Schachzug. Seiner Ansicht nach dürfte der Innogy-Börsengang auch das Überleben der Mutter RWE sichern helfen. Mit Innogy kann sich der Mutterkonzern neues Wachstum erschließen und sich Zugang zu neuen Investoren verschaffen.

Auch Guido Hoymann, Leiter der Aktienanalyse beim Bankhaus Metzler, findet den "RWE-Weg konsequenter" im Vergleich zu E.ON und Uniper. "RWE spaltet sein gutes Geschäft mit Ökostrom und den Stromnetzen ab und behält die Atomkraftwerke im Mutterkonzern", so der Aktienexperte.

Ob ein "gutes Geschäft mit Ökostrom" und eine "sexy Story" die Aktie nach oben treiben, zeigt sich am 7. Oktober. Dann, kurz nach Handelsauftakt, blicken alle Investoren mit Spannung auf die Kurstafel, dann wird der Erstkurs der Innogy-Aktie erwartet. Es dürfte einer der spannendsten Handelstage in diesem Jahr werden - und der größte Börsengang seit Infineon.



Von Markus Gentner/Redaktion finanzen.at

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