18.07.2013 13:03:00

Industrie erwartet Wirtschaftsaufschwung frühestens im Herbst

Vertreter der österreichischen Industrie sehen trotz der derzeit stagnierenden wirtschaftlichen Entwicklung keinen Anlass für eine Depression: "Der Aufschwung wird kommen", beruhigte IV-Generalsekretär Christoph Neumayer am Donnerstag bei einem Pressegespräch in Wien. Der Aufschwung werde allerdings fragil ausfallen, frühestens im Herbst beginnen und auch dann nur, wenn die politischen Risiken - etwa in Griechenland - unter Kontrolle bleiben.

"Wir befinden uns de facto in einer fortgesetzten Stagnation", fasste Neumayer die Ergebnisse der jüngsten Konjunkturumfrage der Industriellenvereinigung (IV) zusammen. An der Umfrage haben sich diesmal 409 Unternehmen mit 286.000 Beschäftigten beteiligt.

Die IV-Ökonomen erwarten für Österreich für das laufende Jahr bestenfalls ein Wirtschaftswachstum von 0,5 Prozent. Für die Industrie selbst gebe es aber "keinen Grund für Trübsal", so Neumayer, aber eine herausfordernde Situation. Das Wachstum der Industrie wird für heuer auf 1,0 bis 1,5 Prozent geschätzt.

Der IV-Konjunkturbarometer, der den Mittelwert aus den Beurteilungen der gegenwärtigen und der in sechs Monaten erwarteten Geschäftslage abbildet, bewegt sich seit sechs Quartalen seitwärts, so IV-Chefökonom Christian Helmenstein. Nunmehr sei er auf 13 Punkte nach noch 15 Punkten vor drei Monaten gefallen. Vor allem die Zukunftslage sei von den Industriebetrieben jetzt zurückhaltender beurteilt worden.

Hintergrund dafür sei hauptsächlich das schwächere Wachstum in China. Dagegen hätten die europäischen Stimmungsindikatoren wieder nach oben gedreht, in Griechenland seien richtige Entscheidungen getroffen worden, und die Lage in Südeuropa stabilisiere sich, habe wieder Boden gefunden. Dadurch könnte Österreichs Wirtschaft in den nächsten Monaten rascher wachsen.

Die Auftragseingänge seien noch solide, der Rückgang bei den Auftragsbeständen als auch den Auslandsaufträgen habe sich nicht mehr fortgesetzt, und im Ergebnis sollte sich die Kapazitätsauslastung allmählich wieder leicht verbessern, führte Helmenstein aus. In diesem Umfeld wollten die Unternehmen ihre Produktionstätigkeit auf dem derzeitigen Niveau beibehalten.

Auf die Beschäftigungslage werde dies allerdings keine positiven Auswirkungen haben. Für positive Beschäftigungsimpulse sei traditionell ein Wirtschaftswachstum von mindestens 1,8 Prozent erforderlich. Es sei aber auch kein wesentlicher Jobabbau zu erwarten.

Deutlich unter Druck kommen werden nach Meinung der heimischen Industrie die Verkaufspreise und damit die Ertragslage. "Die Ertragslage der Industrieunternehmen ist nicht geeignet, einen investitionsgetragenen Aufschwung zu tragen", betonte Helmenstein. Am ehesten dazu prädestiniert, in einem stagnierenden Umfeld antizyklische Wachstumsimpulse zu setzen, wäre laut dem IV-Ökonomen die EU, deren Budget aber nur mit 1 Prozent des europäischen BIP dotiert sei.

In Zeiten der Hochkonjunktur machen laut Helmenstein etwa 80 Prozent der heimischen Industriebetriebe Gewinn, 5 bis 10 Prozent Verluste, der Rest bilanziere in etwa ausgeglichen. In einer Rezession sei es umgekehrt. Derzeit befinde man sich etwa im Mittelfeld - die Hälfte der Industriebetriebe mache Gewinne, die Hälfte Verluste.

(Grafik 0882-13, Format 88 x 75 mm) (Schluss) ggr/snu

WEB http://www.iv-net.at/

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