01.12.2014 14:36:00

Im November mehr als 400.000 ohne Job - Ältere besonders betroffen

Die Arbeitslosigkeit ist auch im November weiter gestiegen. Die Zahl der vorgemerkten Arbeitslosen und der Schulungsteilnehmer übersprang die 400.000-er Marke: 407.206 Personen waren ohne Job, gegenüber dem Vorjahresmonat ein Plus von 6,7 Prozent. Die Arbeitslosenquote nach nationaler Definition stieg auf 8,7 Prozent. Ältere und Ausländer waren überproportional betroffen.

Aktuell sind mit 331.756 um 29.858 Personen mehr beim Arbeitsmarktservice als arbeitslos gemeldet, ein Anstieg um 9,9 Prozent. Dafür gab es mit 75.450 Schulungsteilnehmern um 5,3 Prozent weniger als im Vorjahr.

Am Stellenmarkt zeigte sich Ende November 2014 keine Veränderung. Der Bestand an gemeldeten offenen Stellen ist mit 24.731 gegenüber dem Vorjahr praktisch gleich geblieben. Auf eine offene Stelle kommen damit mehr als 16 Personen ohne Job (inklusive Schulungsteilnehmer) bzw. 13 vorgemerkte Arbeitslose (exklusive Schulungsteilnehmer).

Sozialminister Rudolf Hundstorfer (SPÖ) drängt auf eine Steuerreform, um die Inlandsnachfrage zu stärken. Mit einem Bonus-Malus-System, wie es im Regierungsprogramm vereinbart sei, sollte die Arbeitslosigkeit Älterer bekämpft werden, fordert Hundstorfer. Dabei sollen Firmen für die Beschäftigung Älterer einen Bonus erhalten, wenn zu wenig oder keine älteren Arbeitnehmer beschäftigt werden, wird ein Malus fällig.

Der Vorstand des Arbeitsmarktservice (AMS), Johannes Kopf, rechnet mit weiter steigender Arbeitslosigkeit. Die Kombination aus Rezession und wachsendem Arbeitskräfteangebot führe zu höheren Arbeitslosenzahlen, sagte Kopf im "Ö1-Mittagsjournal" des ORF-Radio: "Die Entwicklung ist ernst". In den Konjunkturprognosen sehe er keinen Lichtblick. Die aktive Arbeitsmarktpolitik könne nicht erreichen, dass die Arbeitslosigkeit zurückgehe. Dies wäre nur mit Konjunkturpolitik möglich.

Von Parteienseite kommt Kritik vom ÖVP-Wien-Obmann, Manfred Juraczka, an der "Rekordarbeitslosigkeit" in der Bundeshauptstadt. Er fordert eine "Charmeoffensive" gegenüber ansiedlungswilligen Unternehmen. FPÖ-Sozialsprecher Herbert Kickl verurteilt die "schrankenlose Zuwanderung" nach Österreich und Hundstorfers "Untätigkeit". Die Grüne Birgit Schatz fordert ein Soforthilfepaket für Arbeitslose statt Kürzungen. Die geschäftsführende Team Stronach Klubobfrau Waltraud Dietrich drängt auf eine Steuerreform und Bürokratieabbau.

Die Wirtschaftskammer spricht sich für Anreize für Unternehmen und gegen "Strafen" aus. Hingegen pochen Arbeiterkammer und ÖGB auf die Einführung eines Bonus-Malus-Systems für ältere Arbeitslose. Die Industriellenvereinigung fordert eine Senkung der Lohnkosten, um attraktive Rahmenbedingungen für Unternehmen zu schaffen. Der ÖGB fordert weiters einen Ausbildungsfonds (Fachkräftemilliarde), in den jene Firmen einzahlen, die nicht ausbilden, obwohl sie es könnten. Demgegenüber sollten Betriebe, die qualitativ hochwertig ausbilden, Förderungen erhalten.

Vom neuerlichen Anstieg der Arbeitslosigkeit im November waren einige Gruppen überproportional betroffen. So wuchs die Zahl der über 50-Jährigen Arbeitslosen um 13,0 Prozent auf 85.758 Personen. Auch waren deutlich mehr Ausländer als im Vorjahr arbeitslos: Ihre Zahl stieg sogar um 19,8 Prozent auf 89.731 Personen, geht aus den Angaben des AMS hervor. In Relation etwas günstiger schaut es am Arbeitsmarkt für die Jungen aus: Die Arbeitslosigkeit von Jugendlichen von 15 bis 24 Jahren stieg im November unterdurchschnittlich um 4,8 Prozent zum Vorjahr. Bei den jüngsten, den 15 bis 19-Jährigen, ging die Arbeitslosigkeit sogar um 0,9 Prozent zurück.

Am stärksten gewachsen ist die Zahl der Langzeitarbeitslosen, also Menschen die länger als zwölf Monate arbeitslos gemeldet sind: Diese Gruppe hat sich im Vorjahresvergleich mehr als verdoppelt, sie wuchs um 120,1 Prozent auf 16.447 Personen.

Mehr Lehrstellensuchenden (+4,3 Prozent) Ende November stand ein kleiner Anstieg (+0,8 Prozent) beim Bestand an gemeldeten offenen Lehrstellen gegenüber. Die Lehrstellenlücke ist gegenüber dem Vorjahr um 218 auf 2.656 angestiegen. Hier gibt es ein West-Ost-Gefälle: Während in Oberösterreich, Salzburg und Tirol mehr offene Lehrstellen als Suchende registriert wurden, war dies im Osten umgekehrt: Im Burgenland kommen durchschnittlich drei, in Niederösterreich mehr als 3,5 und in Wien sogar beinahe 5,5 Lehrstellensuchende auf eine gemeldete offene Lehrstelle.

Regional betrachtet ist in allen neun Bundesländern die Arbeitslosigkeit im November gestiegen - am geringsten im Burgenland (+0,9 Prozent) und in Kärnten (+3,0 Prozent). Auch in Tirol und Vorarlberg blieb der Anstieg (jeweils 4,4 Prozent) deutlich unter dem österreichweiten Durchschnitt. Die stärksten Zuwächse wurden in Salzburg (+11,6 Prozent) und in Wien (+15,9 Prozent) verzeichnet. Auch in Niederösterreich (+9,8 Prozent) und Oberösterreich (+9,4 Prozent) wurden deutliche Anstiege gemeldet. In der Steiermark lag das Plus bei 7,6 Prozent.

Branchenweise kam es zu einem deutlichen prozentuellen Anstieg in der Arbeitskräfteüberlassung, also bei Zeitarbeitern (+14,0 Prozent). Überdurchschnittliche Zuwächse gab es bei freiberuflichen Dienstleistungen (+15,4 Prozent), im Unterrichtswesen (+22,6 Prozent) sowie im Freizeit- und Kunstbereich mit 13,2 Prozent. Am Bau werden um 7,5 Prozent mehr Arbeitslose gemeldet, im Handel 8,9 Prozent und im Tourismus 4,8 Prozent mehr.

Zugenommen hat auch die Zahl der unselbstständig Beschäftigten, und zwar um 13.000 (+0,4 Prozent). Mit 3,484.000 Beschäftigten wurde damit laut Sozialministerium ein neuer Höchststand für November erreicht. Mehr Beschäftigte gab es im Dienstleistungsbereich und hier vor allem im Gesundheits- und Sozialwesen, im Unterrichtswesen, im Tourismus, im Verkehrs- und Speditionswesen sowie im Handel.

(Grafik 1412-14, Format 88 x 160 mm) (Schluss) gru/itz

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