08.10.2014 15:03:31
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IWF sieht Aufschwung durch Schwäche der Banken gefährdet
Von Andreas Plecko
Der Internationale Währungsfonds (IWF) hält viele Banken der Welt für zu schwach, um die globale Konjunkturerholung ausreichend stützen zu können. Vielen Geldhäusern fehlten die "finanziellen Muskeln", um genügend Kredite ausreichen und so die Wirtschaftserholung nach der Finanzkrise kraftvoll fördern zu können, sagte Jose Vinals, Chef der IWF-Kapitalmarktabteilung, bei der Vorlage des globalen Finanzstabilitätsbericht. In diesem Bericht untersucht der IWF regelmäßig den Zustand des Weltfinanzsystems.
Eine Analyse von 300 Großbanken in den Industrieländern, die den Hauptteil des Bankensystems bilden, fand heraus, dass Banken, die für fast 40 Prozent der Bilanzsumme stehen, nicht stark genug für eine ausreichende Kreditvergabe sind. In der Eurozone liegt der Anteil dieser Geldhäuser bei rund 70 Prozent.
"Diese Banken benötigen eine gründlichere Revision ihrer Geschäftsmodelle, einschließlich einer Neubewertung von existierenden Geschäftslinien und einer Neuverteilung des Kapitaleinsatzes", mahnte Vinals. "Die Bilanzprüfung der Europäischen Zentralbank bildet in Europa einen guten Startpunkt für diese dringend benötigten Änderung in den Geschäftsmodellen."
Wenn Banken einen "Gesundheitspass" über ihre Kapitalausstattung erhielten, dann seien sie zwar sicher genug, um ein "normales Leben" zu führen, sagte Vinals. Aber in vielen Ländern würden "Athleten" benötigt, um die Wirtschaftserholung energisch voranzutreiben.
An die Adresse der Politik richtete der IWF-Experte die Aufforderung, größeren Mut bei der Wachstumsförderung an den Tag zu legen. Aktuell zeige sich ein neues globales Ungleichgewicht: Es gebe eine zu große Bereitschaft zur Übernahme finanzieller Risiken und zu wenig Mut, bei der Wachstumsförderung ökonomische Risiken einzugehen.
Um dieses Ungleichgewicht aufzulösen und die Bereitschaft zur Übernahme ökonomischer Risiken zu fördern, müsse der Übertragungskanal der Geldpolitik zur Produktionswirtschaft verbessert werden, sagte Vinals. Zugleich müssten die "finanziellen Exzesse" durch eine bessere Aufsicht sowohl der Einzelinstitute als auch des gesamten Bankensystems angepackt werden.
Mehr als sechs Jahre nach dem Beginn der Finanzkrise hänge die globale Erholung immer noch ganz stark von der Hilfe der Zentralbanken in den Industrieländern ab. Diese geldpolitische Stützung habe zwar zu höheren Investitionen und stärkeren Konsum geführt, doch die Wirkung sei zu begrenzt und zu ungleichmäßig gewesen.
Zugleich habe die Zentralbankhilfe eine "exzessive Risikobereitschaft" an den Finanzmärkten mit sich gebracht. "Die Politik muss sich dieser steigenden Gefahren für die Finanzstabilität bewusst sein und weitere Schritte unternehmen, um mit einer größeren ökonomischen Risikobereitschaft das Wachstum zu fördern", resümierte Vinals.
Der Finanzstabilitätsbericht kommt zu dem Ergebnis, "dass die ökonomischen Erträge der Zentralbankhilfen zwar in einigen Volkswirtschaften klarer hervortreten, doch die Finanz- und Liquiditätsrisiken sind auf ein Niveau gestiegen, das die Finanzstabilität beeinträchtigen kann, wenn diese nicht angegangen werden."
Kontakt zum Autor: konjunktur.de@dowjones.com
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October 08, 2014 09:00 ET (13:00 GMT)
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