27.09.2013 20:00:30

IWF gibt Italien schlechtes Zeugnis - aber Geschäftsklima steigt

    WASHINGTON/ROM (dpa-AFX) - Der Internationale Währungsfonds (IWF) knöpft sich das Euro-Krisenland Italien vor. Mangelnde Strukturreformen, schwache Wachstumsaussichten, schlechte Geschäftsbedingungen, ein aufgeblasener Staatssektor und sinkende Wettbewerbsfähigkeit: Ein am Freitag in Washington veröffentlichter Länderbericht über die drittgrößte Volkswirtschaft der Eurozone liest sich wie eine lange Mängelliste. Viele italienische Unternehmen beurteilen die Aussichten dagegen wieder durchaus optimistischer.

    Zwar loben die IWF-Experten das Bemühen der Regierung in Rom, die Staatsfinanzen in Ordnung zu bringen. Dies sei allerdings bei weitem noch nicht genug, heißt es. Der Währungsfonds drängt das Land zu weiteren Budgetkürzungen und Strukturreformen. Unter anderem seien intensivere Anstrengungen zur Eindämmung der Steuerflucht notwendig.

    Für 2013 erwartet der IWF in Italien einen kräftigen Rückgang des Bruttoinlandsprodukts (BIP) um 1,8 Prozent. Erst im kommenden Jahr trauen die Ökonomen des Währungsfonds dem Land wieder ein Wachstum von 0,7 Prozent zu. Damit bestätigte der IWF seine Annahmen vom Juli. Damals war die Prognose für 2013 bereits deutlich gedrückt worden.

    Erst zum Jahresende dürfte eine bescheidene exportgetriebene Erholung der italienischen Wirtschaft einsetzen, heißt es im IWF-Länderbericht. Die Schuldenquote dürfte derweil noch in diesem Jahr auf über 130 Prozent gemessen am BIP klettern.

    Italien steckt seit fast zwei Jahren in der Rezession. Die Arbeitslosigkeit liegt mit zwölf Prozent auf dem höchsten Niveau der Nachkriegszeit. Fast 40 Prozent der Jugendlichen sind ohne Arbeit.

    Einen Lichtblick meldete am Freitag jedoch die italienische Statistikbehörde. Ihren Angaben zufolge hellte sich die Stimmung in den Unternehmen trotz des politischen Streits über die Erhöhung der Mehrwertsteuer und Ex-Premier Silvio Berlusconi immer weiter auf.

    Im September stieg der entsprechende Indikator von revidiert 93,4 Punkten im Vormonat auf 96,6 Zähler. Das ist der höchste Stand seit August 2011. Die Markterwartungen wurden damit klar übertroffen.

    Zwei Anleiheauktionen im Volumen von sechs Milliarden Euro sorgten unterdessen für eine eher verhaltene Reaktion bei Händlern. Zwar konnte sich Italien die erhoffte Summe bei den Anlegern leihen. Doch unterm Strich zeigten sich die Märkte enttäuscht, da die Nachfrage nach den Staatstiteln anschließend zurückging und die Zinsen leicht anzogen. Am Sekundärmarkt, wo bereits ausgegebene Staatsanleihen im freien Handel ge- und verkauft werden, wurde die Auktion schlecht aufgenommen. Die Risikoprämien für italienische Papiere zogen an./hbr/jap/DP/jsl

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