29.03.2016 11:20:40

IWF-Chefökonom verteidigt Negativzinsen im Euroraum

DÜSSELDORF (dpa-AFX) - Der Chefökonom des Internationalen Währungsfonds (IWF), Maurice Obstfeld, hat die Negativzinsen im Euroraum gegen Kritik verteidigt. "Die Beschwerden der Banken über Minuszinsen bringen Ursache und Wirkung durcheinander", sagte Obstfeld dem "Handelsblatt" (Dienstagsausgabe). "Die Geldpolitik reagiert auf die schwache Konjunktur und Deflationsgefahr - das ist es, was Banken davon abhält, höhere Gewinne zu erzielen." Wenn es gelinge, die Wirtschaft in Gang zu bringen, würden auch die Banken profitieren.

Den Einwand, Sparer würden durch die Negativzinsen quasi enteignet, hält Obstfeld für nicht zu Ende gedacht. "Wenn die Zinsen jetzt angehoben würden, stiege die Arbeitslosigkeit", sagte der Ökonom. "Vielleicht würden Rentner mit hohen Ersparnissen profitieren. Aber selbst sie würden letztlich unter einem Konjunkturabsturz leiden."

Unterdessen hat sich unter deutschen Ökonomen die Kritik an der lockeren Geldpolitik der Europäischen Zentralbank (EZB) verschärft. Dabei steht auch die Stimmengewichtung bei Entscheidungen im EZB-Rat zur Diskussion. Die Notenbank hatte Mitte März den Leitzins auf Null und den Strafzins auf Geld, das Banken bei der EZB parken, weiter in den negativen Bereich auf minus 0,4 Prozent gesenkt./tos/jsl/jha/