13.05.2014 21:35:31

IWF-Chefin warnt vor Risiken durch niedrige Inflation

   Von Andrea Thomas

   BERLIN--Die Chefin des Internationalen Währungsfonds (IWF) hat davor gewarnt, dass die Inflationsraten in der Eurozone und anderen führenden Wirtschaftsnationen zu niedrig sind. Dies stelle ein Risiko für die Aussichten der Weltwirtschaft dar, sagte Christine Lagarde am Dienstag.

   Die Aussagen unterstreichen die wachsenden Sorgen darüber, dass sich der Euroraum auf eine Deflation zubewegen könnte. Die Inflation lag in der Eurozone mit ihren 18 Mitgliedern im April bei gerade mal 0,7 Prozent und damit deutlich unter dem Ziel der Europäischen Zentralbank (EZB) von 2 Prozent.

   "Was die Risiken angeht, die wir am Horizont sehen, ist eines davon die nachhaltig niedrige - zu niedrige - Inflation, vor allem in der Eurozone aber generell in den Industrienationen", so die Lagarde während einer Pressekonferenz mit Bundeskanzlerin Angela Merkel und den Chefs führender internationaler Wirtschaftsorganisationen in Berlin.

   Ein weiteres Risiko "ist auch das von der Fed initiierte Tapering der Geldpolitik und dessen Konsequenzen im Hinblick auf Ausstrahleffekte in die Schwellenmärkte", warnte die IWF-Chefin. Als "Tapering" wird die schrittweise Rückführung des monatlichen Anleihekaufprogramms der Federal Reserve bezeichnet.

   Auch die EZB ist wegen der niedrigen Inflation alarmiert. Präsident Mario Draghi hatte vergangene Woche angesichts der niedrigen Jahresinflation in der Eurozone geldpolitische Lockerungen in Aussicht gestellt. Eine niedrige Inflation ist ein Risiko für Investitionen, weil Verbraucher und Unternehmen ihre Ausgaben in Hoffnung auf sinkende Preise aufschieben könnten.

   Nach Meinung von Ökonomen könnte die EZB außergewöhnliche Maßnahmen ergreifen, wie negative Einlagenzinsen und Anleihekäufe in großem Stil, um eine anhaltend niedrige Inflation oder gar eine Deflation zu vermeiden.

   Zur Lage der Weltwirtschaft sagte Lagarde, diese verbessere sich. Das globale Wachstum dürfte in diesem Jahr 3,6 Prozent und im kommenden Jahr 3,9 Prozent erreichen, wegen einer Erholung in den entwickelten Ländern. Die IWF-Chefin warnte aber auch, dass die Ukraine-Krise ein Risiko für den weltweiten Ausblick darstelle und bereits die Konjunkturaussichten Russlands belastet habe.

   Ángel Gurría, Generalsekretär der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD), sagte, der Weltwirtschaft gehe es besser aber sie sei "noch nicht über den Berg". "Wir tragen immer noch das Erbe der Krise auf unseren Schultern", sagte er.

   An dem Treffen mit Merkel im Kanzleramt hatten neben Lagarde und Gurría auch Weltbankpräsident Jim Yong Kim, der Generalsekretär der Welthandelsorganisation (WTO), Roberto Azevêdo, und der Generalsekretär der Internationalen Arbeitsorganisation (ILO), Guy Ryder, teilgenommen.

   "Die globale Aktivität hat sich allgemein verstärkt, ist aber immer noch weit von einem robusten und nachhaltigen Wachstumspfad entfernt. Erhebliche Risiken verschiedener Art bleiben", teilten die Wirtschaftsführer in einer gemeinsamen Erklärung mit. "Die Verschuldung in den meisten industrialisierten Ländern ist noch immer zu hoch, auf Regierungs-, Unternehmens- und Haushaltsebene. Die unbefriedigende Arbeitsmarktentwicklung in vielen Ländern anzugehen, ist weiter eine grundlegende Herausforderung."

   Sie forderten die Regierungen auf, ihre Anstrengungen zur Sicherung des Wachstums zu erhöhen und dafür zu sorgen, dass die Haushaltskonsolidierung nachhaltig ist und in einem angemessenen Tempo erfolgt.

   Kontakt zum Autor: unternehmen.de@dowjones.com

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   May 13, 2014 15:03 ET (19:03 GMT)

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