02.04.2014 20:45:47
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IWF-Chefin Lagarde ruft EZB zum Kampf gegen Niedriginflation auf
WASHINGTON (dpa-AFX) - Die Chefin des Internationalen Währungsfonds (IWF), Christine Lagarde, hat die Eurozone zum Kampf gegen die niedrige Inflation aufgerufen. Notfalls solle die Europäische Zentralbank (EZB) auch zu ungewöhnlichen geldpolitischen Lockerungsmaßnahmen greifen, um die Preisstabilität zu sichern, sagte Lagarde am Mittwoch in Washington.
"Eine potenziell längere Phase mit geringer Inflation kann die Nachfrage und das Angebot unterdrücken - und Wachstum sowie die Entstehung von Arbeitsplätzen verhindern." Dies gelte auch für andere große Volkswirtschaften und sei eines der wesentlichen Hemmnisse für die globale Konjunktur. Von einer gefährlichen Deflation, also einem Verfall der Preise, kann aber laut Lagarde nicht gesprochen werden.
Insgesamt sei die "bescheidene Erholung" von der Wirtschaftskrise in der Eurozone stabil, sagte die Französin in ihrer Vorschau auf die Frühjahrstagung des IWF und der Weltbank in der kommenden Woche in Washington. Sie sei "stärker in der Kernregion, aber noch sehr schwach im Süden".
Auch das Wachstum der Weltwirtschaft sei trotz positiver Zeichen "zu langsam", mahnte sie. Das Plus werde in diesem Jahr etwas höher als 2013 sein, als es drei Prozent betrug. Die Schwellenländer vor allem in Asien blieben die Wachstumsmotoren. Von starken Ländern wie Deutschland und den USA forderte Lagarde mehr Investitionen in die Infrastruktur. Auch in aufstrebenden Staaten wie Brasilien, Indien oder Südafrika seien solche Konjunkturmaßnahmen geboten.
Gebremst werde die Wirtschaft auch durch geopolitische Krisen wie in der Ukraine. Diese könnte "größere Ausstrahlungseffekt haben, wenn sie nicht gut bewältigt wird", warnte Lagarde. Der IWF hatte in der vergangenen Woche vorläufig ein zweijähriges Hilfsprogramm von 14 bis 18 Milliarden US-Dollar (10 bis 13 Mrd Euro) für Kiew angekündigt. Im Gegenzug hatte die Organisation weitreichende Wirtschaftsreformen gefordert. Sie sei zuversichtlich, dass die ukrainische Regierung diese umsetzen wolle und auch werde, sagte Lagarde.
Zudem leide die Weltwirtschaft unter mangelnder Kooperation zwischen den Nationen, sagte Lagarde. Zentralbanken und Finanzregulierer müssten besser zusammenarbeiten und nationale Reformen aufeinander abstimmen. "Falls die Länder nicht zusammen die richtigen Maßnahmen ergreifen, könnten uns Jahre mit langsamem und ungenügendem Wachstum bevorstehen." Mehr gemeinsame "mutige Handlungen" könnten das Wachstum innerhalb von fünf Jahren um zwei Prozentpunkte anheben, meinte sie.
Ausdrücklich kritisierte Lagarde die USA dafür, weiterhin die Reform des Währungsfonds aufzuhalten. Dass ein entsprechendes Gesetz jüngst im US-Kongress scheiterte, mache sie "sehr traurig". Die vor rund drei Jahren von den IWF-Mitgliedern vereinbarte Reform soll das Stimmrecht von Schwellenländern wie China, Indien und Brasilien stärken und dem internationalen Kreditgeber künftig auch mehr Mittel zur Verfügung stellen. Die oppositionellen US-Republikaner lehnen das ab, weil sie unter anderem einen Einflussverlust der USA befürchten./mcm/DP/jkr
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