29.09.2014 10:35:30
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Deutschland: IW: Wachstumsaussichten haben sich merklich eingetrübt
Von Andreas Kißler
BERLIN--Das Institut der deutschen Wirtschaft Köln (IW) hat wegen der internationalen Krisen ein trübes Bild der künftigen Konjunkturaussichten gezeichnet. "Die Wachstumsaussichten für die deutsche Wirtschaft haben sich merklich eingetrübt", erklärte das arbeitgebernahe Forschungsinstitut und verwies zur Begründung auf die Krisen in Osteuropa und im arabischen Raum sowie auch auf eine schwächere Gangart der Weltwirtschaft.
Deshalb senkten die Ökonomen ihre Konjunkturprognosen für dieses und kommendes Jahr um je rund 0,5 Prozentpunkte. Sie erwarten nun ein Wachstum von knapp 1,5 Prozent in diesem und gut 1,5 Prozent im nächsten Jahr.
Die deutsche Wirtschaft befinde sich "im Stop-and-go-Modus", erklärte IW-Direktor Michael Hüther. Das gegenwärtige wirtschaftliche und politische Umfeld trage wohl keinen anhaltenden und breiten Aufschwung. "Zum einen fehlen klare investitionsfreundliche Weichenstellungen, zum anderen schwächen globale Verunsicherungen wie die Ukraine-Krise, aber auch die grundsätzliche Neubewertung der Emerging Markets die wirtschaftliche Dynamik."
Die deutschen Ökonomen haben ihre Prognosen in den vergangenen Wochen allgemein auf Werte um 1,5 Prozent gesenkt. Sie befinden sich damit ungefähr dort, wo sie vor der deutlichen Wachstumssteigerung der deutschen Wirtschaft im ersten Quartal gelegen hatten. Allerdings verweisen die Wirtschaftsforscher generell darauf, dass eine weitere Verschärfung der internationalen Krisen unabsehbare Folgen für das weitere Wachstum hätte.
Die internationalen Krisen haben bereits zu einer unerwartet deutlichen Eintrübung des deutschen Konsumklimas geführt. Nachdem sich die Stimmung der deutschen Verbraucher bereits im Vormonat verschlechtert hatte, ermittelten die Konsumforscher der GfK erst am Freitag für Oktober einen Rückgang des Konsumklimas auf 8,3 von 8,6 Punkten.
Die IW-Forscher erwarten dennoch dieses und nächstes Jahr eine Zunahme der privaten Konsumausgaben um je 1 Prozent. "Der private Konsum bleibt die zentrale Stütze der deutschen Wirtschaft", hoben sie hervor. Die gute Entwicklung auf dem Arbeitsmarkt, eine niedrige Inflationsrate sowie eine geringe Sparquote würden die Konsumausgaben in Deutschland nach oben treiben.
Die Anlageinvestitionen werden nach ihrer Prognose um rund 3,5 Prozent in diesem und 2,5 Prozent im kommenden Jahr zulegen. Das IW nannte eine stockende Erholung bei den Ausrüstungsinvestitionen "problematisch", die 2014 um rund 3,75 Prozent und 2015 nur um knapp 3 Prozent steigen würden. Obwohl die Finanzierungsbedingungen für Investitionen nach wie vor sehr gut seien, zeigten sich die Unternehmen zurückhaltend, weil sich ihre Geschäftserwartungen seit Beginn dieses Jahres spürbar eingetrübt hätten.
Die Exporte sehen die Ökonomen um rund 3,5 Prozent dieses und 5 Prozent nächstes Jahr und die Importe um rund 4,5 Prozent und 5,75 Prozent wachsen.
Die Zahl der Erwerbstätigen soll laut den Ökonomen um 300.000 in diesem und rund 270.000 im kommenden Jahr zunehmen. Die Arbeitslosen profitierten davon wegen zunehmender Vermittlungsprobleme aber kaum: Ihre Zahl werde 2015 bei durchschnittlich 2,9 Millionen Menschen verharren.
Kontakt zum Autor: andreas.kissler@wsj.com
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September 29, 2014 04:30 ET (08:30 GMT)
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