13.05.2015 20:00:45
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INTERVIEW/Chefin der Bankenaufsicht: Griechische Banken sind krisenfest
Von Madeleine Nissen, Viktoria Dendrinou und Todd Buell
FRANKFURT (Dow Jones)-Die Chefin der europäischen Bankenaufsicht ist zufrieden mit der Kapitalisierung griechischer Banken. Sie seien besser denn je für die Finanzkrise in Griechenland gewappnet, sagte Danièle Nouy im Interview mit dem Wall Street Journal. In den vergangenen Monaten hatten schwindende Einlagen und die politische Unsicherheit im Land für großen Druck gesorgt. Laut Nouy können die griechischen Banken dem standhalten.
Die Europäische Bankenaufsicht hat unter dem Namen Single Supervisory Mechanism (SSM) vor sechs Monaten ihre Arbeit aufgenommen und prüft kontinuierlich die Kapitalausstattung der Banken. "Die (griechischen) Banken haben nicht nur ihre Geschäftsmodelle neu definiert, sondern sich neu aufgestellt und rekapitalisiert", sagte Nouy. "Sie waren nie besser gerüstet, um solche Stresssituationen durchzustehen."
Angesichts der schwindenden Reserven verhandelt die griechische Regierung gegenwärtig mit der Europäischen Union und dem Internationalen Währungsfonds über weitere Finanzhilfen. Das Rettungspaket ist bereits 245 Milliarden Euro schwer.
Doch die Verhandlungen ziehen sich hin. Die Unsicherheit über die wirtschaftliche Zukunft des Landes treibt nicht nur die Investoren um. Auch die Bankkunden sorgen sich um ihre Spareinlagen. Sollte sich die Lage weiter verschlechtern, wird das voraussichtlich die Zahl der faulen Kredite erhöhen.
Die Höhe der Einlagen griechischer Haushalte und Firmen ist laut der griechischen Notenbank im März auf 138,6 Milliarden Euro gefallen. Das ist der niedrigste Stand seit zehn Jahren. Im März hatten weniger Kunden ihre Gelder abgezogen als zuvor, doch die Zahlen sind ein klares Misstrauensvotum. In den vergangenen vier Monaten hatten die Griechen 26 Milliarden Euro abgehoben. Die Gründe waren Angst vor Währungsänderungen und Kapitalkontrollen.
Nouy blickt auf eine lange Karriere bei der französischen Bankenaufsicht zurück. Die 64-jährige Kontrolleurin hatte zu Beginn des vergangenen Jahres in die Aufsicht für die Eurozone gewechselt. Im Interview kritisierte sie erneut Regeln, die Banken erlauben, Staatsanleihen kaum abzusichern. Da Staatsanleihen historisch gesehen eine stabile Anlage waren, werden sie weiter so behandelt. Diese Annahme hat sich seit der Finanzkrise 2008 auf bittere Weise als nicht mehr haltbar erwiesen. Dank dieser großzügigen Regelung griffen Europas Banken gerne zu und zählten damit zu den größten Käufern von Staatsanleihen. Sollten sie doch nennenswert Kapital vorhalten müssen, wäre das für sie eine Bürde. Jetzt schon haben die Banken Schwierigkeiten, die verschärften Kapitalanforderungen zu erfüllen.
Nouy beharrt auf eine strengere Behandlung. Die Staatsanleihen sollten das tatsächliche Länderrisiko widerspiegeln, forderte sie. In einigen Ländern würden die Behörden ihre Banken diskret dazu auffordern, sagte Nouy, ohne Namen zu nennen. "Da die meisten Staatsanleihen eine vernünftige Qualität haben, werden sich die Kapitalanforderungen in Grenzen halten", prognostizierte die Kontrolleurin.
Etwas anderes macht ihr mehr Sorgen: Geld zu verdienen, scheint eines der Hauptprobleme der Banken in der Eurozone zu sein. "Wir sehen die Profitabilität der Banken als das größte Risiko an", sagte Nouy. Auch die faulen Kredite sind ein großes Problem. Sie seien zu hoch, lautet ihr Resümee nach dem Stresstest der Banken. Im Visier haben die Aufseher des SSM auch die Unternehmensführung.
Das niedrige Zinsumfeld, was von den Banken häufig beklagt wird, hat laut Nouy auch gute Seiten. Die niedrigen Zinsen ermöglichten mehr Wachstum als es eigentlich die Kreditqualität der Banken erlaubt, erklärte sie. Der Druck auf Gewinne und Margen sei da, aber aktuell keine Gefahr. "Wir beobachten gleichwohl genau, wie sich die niedrigen Zinsen auf die Profitabilität auswirken", sagte Nouy.
Kontakt zu den Autoren: Madeleine.Nissen@wsj.com, Viktoria.Dendrinou@wsj.com, Todd.Buell@wsj.com
DJG/mln/bam
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