02.11.2015 13:31:56

Blessing: Commerzbank ist "wieder eine normale Bank"

  FRANKFURT (Dow Jones)--Commerzbank-Chef Martin Blessing geht aus freien Stücken neue Wege. Spannungen mit dem Aufsichtsrat, Großaktionär oder innerhalb der Bank hätten ihn jedenfalls nicht zu diesem Schritt veranlasst, sagte er in einem internen Interview. Zwar habe der Vorstand mit Führungskräften oft und "auch mal heftiger" über den richtigen Weg gerungen, aber das habe immer auf eine konstruktive Art stattgefunden, sagte Blessing. Vor allem für die Unterstützung von Aufsichtsratschef Klaus-Peter Müller zeigte er sich dankbar. "Auch über die Zusammenarbeit mit dem Bund kann ich mich nicht beklagen", sagte Blessing.

   Blessing wird seinen bis Ende Oktober 2016 laufenden Vertrag nicht verlängern. "Nach dann 15 Jahren im Vorstand, davon mehr als acht Jahre als Vorstandschef, möchte ich nochmals ein neues Kapitel in meinem beruflichen Leben aufschlagen", erklärte er diese Entscheidung.

   Mit seiner Bilanz ist Blessing zufrieden. "Als ich 2001 anfing, hatte der Konzern knapp 4 Millionen Kunden, heute sind es rund 16 Millionen, also vier Mal so viele", sagte er. Auch habe die Bank die Integration der Dresdner Bank gestemmt, die Staatshilfen soweit möglich zurückgezahlt, Stresstests bestanden und die Risiken in der Abwicklungseinheit abgebaut. "Die Bank steht heute wieder stabil da", resümmiert Blessing. "Wenn wir im Frühjahr 2016 dann auch wieder eine Dividende zahlen, sind wir wieder eine ganz normale Bank."

   Der 52-jährige hatte gerade zu Beginn der Finanzkrise viel Kritik einstecken müssen. Zu der Teilverstaatlichung der Commerzbank trugen milliardenschwere Fehlentscheidungen, wie in der Schiffsfinanzierung, mit bei. Blessing hatte als Vorstandschef das Werk von seinem Vorgänger Müller fortgesetzt und die Übernahme der Dresdner Bank durchgezogen. Inwieweit das komplett aus freien Stücken geschah und inwieweit Druck aus politischer Seite mit rein gespielt hatte, blieb letztlich im Dunkeln.

   Die Beziehung zum Bund war eher frostig. Finanzminister Wolfgang Schäuble mied bei öffentlichen Auftritten erst jüngst ostentativ jeden Augenkontakt. Kühl fiel auch die offizielle Reaktion auf Blessings Entscheidung aus. "Das nehmen wir zur Kenntnis", sagte ein Sprecher des Finanzministeriums lediglich. "Es ist nun die Sache des Aufsichtsrates, einen geeigneten Nachfolger zu finden." Zu einer möglichen Veräußerung des Anteils des Bundes an der Commerzbank gebe es "keine neue Sachlage", betonte Ministeriumssprecher Jürg Weißgerber auf eine entsprechende Frage. Er wolle hierzu auch nichts weiter sagen.

   Blessing musste viel einstecken. Trotz aller Häme versteckte er sich nie, sondern zeigte Rückgrat. Mit seiner Vision von einer "fairen" Bank scheint er jedenfalls einen Nerv bei den Kunden getroffen zu haben. Unfreiwillige Unterstützung bekam er von der Deutschen Bank, die mit immer neuen Skandalen viel Kredit verlor.

   (Mitarbeit: Andreas Kißler)

   Kontakt zur Autorin: Madeleine.Nissen@wsj.com

   DJG/mln/kla

   (END) Dow Jones Newswires

   November 02, 2015 07:01 ET (12:01 GMT)

   Copyright (c) 2015 Dow Jones & Company, Inc.- - 07 01 AM EST 11-02-15

Analysen zu Commerzbankmehr Analysen

27.12.24 Commerzbank Sector Perform RBC Capital Markets
13.12.24 Commerzbank Equal Weight Barclays Capital
10.12.24 Commerzbank Buy Warburg Research
06.12.24 Commerzbank Overweight JP Morgan Chase & Co.
27.11.24 Commerzbank Sector Perform RBC Capital Markets
Eintrag hinzufügen
Hinweis: Sie möchten dieses Wertpapier günstig handeln? Sparen Sie sich unnötige Gebühren! Bei finanzen.net Brokerage handeln Sie Ihre Wertpapiere für nur 5 Euro Orderprovision* pro Trade? Hier informieren!
Es ist ein Fehler aufgetreten!

Aktien in diesem Artikel

Commerzbank 17,10 0,56% Commerzbank