04.08.2016 12:33:00
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IHS-Studie - Österreich erzeugt mit weniger Industriejobs mehr Güter
Maschinen haben Menschen ersetzt, begründen die Studienautoren Brigitte Ecker und Klaus Weyerstraß diese Entwicklung. Der zunehmende Wettbewerb und der technologische Fortschritt seien für die Industriebetriebe auch die größte Herausforderung.
Im Schnitt der 28 EU-Staaten ging der Anteil der Industrie an der Bruttowertschöpfung zwischen 1995 und 2015 von 16,3 auf 15,7 Prozent zurück. Im gleichen Zeitraum sank der Anteil der Industriearbeiter an der Gesamtbeschäftigung wesentlich stärker - von 18,9 auf 13,9 Prozent. In Österreich legte der Industrieanteil (Verarbeitendes Gewerbe) im gleichen Zeitraum um 1,7 Prozentpunkte auf 19,7 Prozent zu - zugleich sank der Beschäftigungsanteil von 18,7 auf 14,6 Prozent. Auch Deutschland, Irland und sieben osteuropäische Staaten kommen auf 20 Prozent oder mehr Industrieanteil, alle hatten Zuwächse der Industrie und zugleich Rückgänge beim Anteil an der Beschäftigung. Besonders krass ist das Verhältnis in der Slowakei, wo sich der Anteil der Industrieproduktion auf 23,4 Prozent verdoppelte - vor allem Dank der Autoindustrie -, während zugleich der Beschäftigungsanteil um 4,6 Prozentpunkte auf 21,6 Prozent sank.
In Großbritannien liegt der Anteil der Industrie an der Wirtschaftsleistung nur mehr bei 9,5 Prozent, in Frankreich sind es 11 Prozent, in Spanien 13 Prozent. Große Rückgänge ihrer Industrie erlebten auch Griechenland, Italien und Portugal. In Luxemburg halbierte sich der Industrieanteil auf gut fünf Prozent. Großbritannien setzte bewusst auf Dienstleistungen - Finanzdienstleistungen im Besonderen - und strich der Kohleindustrie die Förderungen, ohne andere Industriezweige aufzubauen. Andere Länder verloren aufgrund des Wettbewerbs mit Ländern wie China, zitiert der "Standard" die Studienautoren.
Wie wichtig die industrielle Basis ist, zeigte sich in der Krise von 2008: Länder mit starker Industrie erholten sich rascher. Es "zeigte sich, dass die volkswirtschaftliche Leistungskraft (gerade auch von Österreich) maßgeblich von der sachgütererzeugenden Industrie abhängt", heißt es in der Studie.
Im Lichte dieser Entwicklung sei es "ambitioniert", dass die EU 2012 das Ziel ausgerufen hat, bis 2020 auf 20 Prozent Industrieanteil an der Bruttowertschöpfung zu kommen. Auch hätten andere Sektoren wie Gesundheit oder wissensintensive Dienstleistungen ein höheres Wachstumspotenzial.
Auch die Schweiz hat zwischen 1995 und 2005 den Anteil der Industrie an der Bruttowertschöpfung ausgebaut - um 1,4 Punkte auf 19,8 Prozent. Der Anteil der Beschäftigung liegt nur bei 13,6 Prozent.
(GRAFIK 0884-16) (Schluss) tsk/cri
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