29.04.2015 19:01:00
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Hypo-U-Ausschuss - Ex-FMA-Prüfer: Zusammenarbeit mit OeNB 2006 schwer
Nach den Ende März 2006 bekannt gewordenen Swap-Verlusten in dreistelliger Millionenhöhe bei der Hypo und dem zurückgezogenen Bestätigungsvermerk der Wirtschaftsprüfer für die Hypo-Bilanz 2004 und 2005 hatte die OeNB im Auftrag der FMA sofort eine Vor-Ort-Prüfung bei der Bank vorgenommen. Schantl war als einziger FMA-Mitarbeiter im Prüfungsteam mit anderen OeNB-Mitarbeitern. Er habe es "nicht leicht" gehabt und sei "immer wieder von Informationen abgeschnitten worden". "Das habe ich meinem Chef mehrmals gesagt, ich wurde aber vertröstet." Schantl war von 2002 bis 2007 Mitarbeiter der FMA und prüfte in dieser Zeit rund 20 Banken. Mit der Hypo hatte er nach eigenen Angaben nur im Jahr 2006 zu tun. Mit der damaligen Hypo-Staatskommissärin Sabine Kanduth-Kristen habe er nie Kontakt gehabt.
Es sei ihm aufgefallen, dass in den OeNB-Prüfberichten in den Jahren 2001, 2004 und 2005 schon auf die Mängel - etwa fehlendes Risikomanagement - hingewiesen wurde. Es habe damals "jede Menge Hinweise" gegeben.
Schantl konstatierte bei der Hypo Alpe Adria-Bank ein fehlendes Follow-up der Aufsicht. Bevor er die FMA verließ und zum Industriekonzern A-Tec wechselte, verfasste er noch ein dreißigseitiges "Brain-Storming"-Papier zur "Reform des Aufsichtswesens". Er habe ein "Dankes-Mail" vom FMA-Vorstand bekommen, aber keine Kenntnis, ob seine Anregungen aufgenommen wurden. Nach den Swap-Verlusten 2006 habe die Aufsicht die Hypo "ins Visier genommen". "Vielleicht hätte man es schon früher machen können."
Auf Nachfrage von Team-Stronach-Vertreter Robert Lugar verneinte Schantl politische Interventionen. "Habe ich als Person nicht direkt erlebt." Auch über "mehrere Ecken" habe er nichts davon gehört. An Weisungen des damaligen Kärntner Landeshauptmanns Jörg Haider, gewisse Kreditgeschäfte zu genehmigen, konnte er sich nicht erinnern. Trotzdem sagte Schantl schließlich auf Nachfragen der Grünen Ruperta Lichtenecker, dass der Vorstand eine "Strategie mit wem auch immer abgestimmt" habe, der Aufsichtsrat habe "halt abgewickelt". Und in Wien hätten womöglich "Zwischenrufe aus Kärnten vom seinerzeitigen Landeshauptmann doch einiges übertönt", was an Restrukturierungsmaßnahmen eigentlich dringend notwendig gewesen wäre.
Jedenfalls, so Schantl, sei ihm bei der Durchsicht der Hypo-Vorstands- und Aufsichtsratsprotokolle "schlecht geworden", welche Projekte und Kredite vergeben wurden. "Hoffentlich geht das gut", habe er sich damals im Jahr 2006 gedacht. Die damalige Prüfung der Hypo habe sich mit den Swap-Verlusten beschäftigt und nicht mit den Kreditgeschäften. Das gesamte Swap-Buch habe 680 einzelne Swaps umfasst. 30 eigene Swap-Geschäfte konnte die Hypo damals nicht bewerten und einen Marktwert ermitteln. Dass sei so wie "wenn Sie ein Auto kaufen, und Sie haben keine Ahnung von dem Preis und müssen zu einem Mitbewerber gehen."
Auch bei den Interviews mit Vorständen im Rahmen der Prüfung zu Swap-Verlusten, die 2004 in Höhe von fast 400 Mio. Euro entstanden waren, habe er einerseits "hinsichtlich einer Risikostrategie im Bereich Treasury überhaupt nicht wahrgenommen" und "nicht den Eindruck gewonnen, dass es ihnen (Vorständen) leidtut". Die Antworten hätten in die Richtung geklungen: "es ist halt passiert".
(Schluss) cri/phs/snu
WEB http://www.fma.gv.at http://www.oenb.at/
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