31.08.2015 19:46:45
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Hunderte Flüchtlinge in Zügen aus Budapest in Wien eingetroffen
Die Züge aus Ungarn waren am Nachmittag an der österreichischen Grenze für Kontrollen vorübergehend gestoppt worden. Die bereits in Ungarn registrierten Flüchtlinge sollten nach Budapest zurückgeschickt werden, sagte Polizeisprecher Roman Hahslinger, die anderen könnten weiterreisen. Mit mehrstündiger Verspätung erreichten die Züge schließlich Wien. Der Zug nach München wurde für den späten Abend in der bayerischen Landeshauptstadt erwartet.
In Rosenheim trafen nach Angaben der Bundespolizei in einem Zug aus Budapest am frühen Abend bereits 190 Flüchtlinge ein. Etwa 150 weitere waren am Morgen am Bahnhof der bayerischen Stadt angekommen.
Bis zu 2000 Menschen hatten seit Tagen in provisorischen Lagern in der ungarischen Hauptstadt ausgeharrt. Am Montag waren dann keine Sicherheitskräfte mehr zu sehen, die sie von der Weiterreise abhielten. Am Keleti-Bahnhof in Budapest spielten sich chaotische Szenen ab. Ein erster Zug in Richtung Österreich sollte eigentlich um 13.00 Uhr abfahren. In letzter Minute halfen mehrere Menschen einer Rollstuhlfahrerin noch in den Zug. Ein Mitarbeiter der ungarischen Eisenbahn sagte, der überfüllte Zug könne nicht abfahren - was dann aber gegen 13.20 Uhr doch geschah.
Ungarn liegt an der sogenannten Westbalkanroute, über die Flüchtlinge aus Syrien und anderen Krisenregionen nach ihrem Eintreffen in Griechenland weiter in westliche EU-Länder gelangen wollen. Nach den gemeinsamen EU-Asylregeln ist Ungarn verpflichtet, alle Einwanderer zu registrieren. Viele Flüchtlinge wollen aber gleich nach Österreich oder Deutschland weiterreisen.
Die EU-Kommission teilte mit, sie beobachte die Lage. Ungarn stehe in der Pflicht, EU-Recht anzuwenden und Flüchtlinge bei ihrer Ankunft insbesondere über die Abnahme von Fingerabdrücken zu registrieren. Wenn Ungarn Schwierigkeiten habe, seine Außengrenzen zu überwachen, könne die Regierung in Budapest dafür Hilfe beantragen, erklärte eine Kommissionssprecherin.
"Ich will nach Hamburg", sagte ein 34-jähriger Syrer namens Mohammed, der aus Budapest per Zug nach Wien gelangte. In Hamburg sei vor zwölf Tagen sein Bruder angekommen. Die ungarische Regierung kritisierte, die deutsche Entscheidung über die Vereinfachung von Asylbestimmungen für Syrer rufe bei "illegalen Einwanderern" falsche Hoffnungen hervor. Die Regierung in Berlin müsse jede "Zweideutigkeit" ausschließen, forderte Regierungssprecher Zoltan Kovacs.
Die Gruppe der Visegrad-Staaten aus Polen, der Slowakei, Tschechien und Ungarn plant wegen der Flüchtlingsproblematik für die kommenden Tage einen Sondergipfel in Prag. Wie der tschechische Regierungschef Bohumil Sobotka mitteilte, fehlte dazu am Montag nur noch das Einverständnis Polens. Sobotka erklärte, er hoffe, dass die Visegrad-Staaten bei ihrer geschlossenen Ablehnung von Quoten für Flüchtlinge blieben.
Wien führte in der Grenzregion wieder Kontrollen ein, um Flüchtlinge in Lastwagen und Kleinbussen ausfindig zu machen und Schlepperbanden zu stoppen. In wenigen Stunden wurden fünf mutmaßliche Schleuser aufgegriffen und mehr als 200 Einwanderer entdeckt. Die Regierung reagierte mit den Kontrollen auf den Tod von 71 Flüchtlingen - ihre Leichen waren am Donnerstag in einem abgestellten Kühllastwagen entdeckt worden.
Reuters
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