Betrugsvorwurf 13.01.2014 16:50:00

Hedgefonds Polygon klagt Schiedsrichter wegen Bank Austria-Abfindung

Die Briten haben nun vor dem Handelsgericht Wien jene Schiedsrichter wegen Betrug auf Schadenersatz geklagt, die Ende 2012 eine Klage des Fonds abwiesen.

Das Handelsgericht Wien bestätigte gegenüber der APA den Eingang einer diesbezüglichen Klage.

Die Schiedsrichter, darunter Wirtschaftsprüfer Fritz Kleiner, sollen beim Kauf der Bank Austria dem neuen Eigentümer, der italienischen UniCredit, geholfen haben, Aktionäre um Milliarden zu prellen, so der Vorwurf der Polygon-Juristen berichtet "Spiegel-Online". Sowohl die UniCredit als auch Kleiner und die anderen Schiedsrichter weisen die Vorwürfe vehement zurück.

Infolge der Übernahme verschwand die Bank Austria-Aktie im Mai 2008 von der Wiener Börse. Im seit 2007 geführten jahrelangen Rechtsstreit um die Abfindung für Bank Austria-Aktionäre musste der britische Hedgefonds zuletzt zur Jahreswende 2012/13 eine Niederlage hinnehmen. Polygon hatte zuletzt an die fünf Prozent an der Bank gehalten und wollte dem Vernehmen nach eine Aufstockung der Abfindung auf 170 bis 200 Euro je Aktie erreichen. Die UniCredit hatte den Streubesitz um 129,4 Euro je Aktie ausgekauft. Zahlreichen Aktionären war das aber zu wenig und sie zogen vor den Kadi.

Die Schiedsrichter unter Vorsitz von Verfassungsrichter und Rechtsanwalt Christoph Herbst hatten Ende Dezember 2012 gegen eine Aufstockung der Abfindung entschieden. Sie waren zwar auf Basis diverser Gutachten auf einen Abfertigungspreis von angeblich rund 139 Euro je Aktie gekommen - dass Polygon trotzdem leer ausging, lag an einer Schiedsklausel, die Bank und Ex-Aktionär Polygon vereinbart hatten. Vereinfacht dargestellt hätte Polygon erst ab einem Aktienwert von rund 144 Euro einen Anspruch auf Nachzahlung.

Polygon wirft in der neuen Klage den Schiedsrichtern nun vor, sich vor Beginn des Verfahrens mit der UniCredit abgesprochen zu haben. Ziel des Komplotts sei es gewesen, ein Gutachten einzuholen, das den von den Italienern gebotenen Abfindungspreis bestätigt. UniCredit sowie Kleiner, Torggler und Platzer weisen die Vorwürfe vehement zurück.

"Jegliche Unterstellung, dass das Verfahren zur Wertermittlung unfair gewesen ist, weist UniCredit zurück", so eine Sprecherin der Bank laut dem Bericht. Der Abfindungspreis sei fair und angemessen gewesen. Kleiner hält die Vorwürfe für "völlig aus der Luft gegriffen". Auch die anderen wehren sich.

Polygon behauptet unter Berufung auf einen anderen Gutachter, dass die Abfindung für die Minderheitsaktionäre der Bank Austria schon aufgrund fragwürdiger Bewertungsmethoden um mindestens 400 Mio. Euro zu gering ausgefallen sei. Darüber hinaus ignoriere der Schiedsspruch, dass die UniCredit in mehreren Transaktionen der Bank Austria werthaltige Tochtergesellschaften abnahm und ihr unterkapitalisierte Beteiligungen unterschob. Allein deshalb sei die Bank Austria 5,4 Milliarden Euro mehr wert gewesen, als die UniCredit bei der Abfindung vorgab. Unter dem Strich seien die Minderheitsaktionäre um einen Milliardenbetrag geprellt worden. Die UniCredit bestreitet das. Setzt sich Polygon durch, könnten auch die Minderheitsaktionäre der HypoVereinsbank auf eine höhere Abfindung hoffen. Die HVB-Minderheitsaktionäre hatten ebenfalls gegen UniCredit geklagt.

(APA) ggr/gru

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