Die größte europäische Bank HSBC hat wegen eines schwachen Geschäfts im Investmentbanking in der ersten Jahreshälfte weniger verdient.
Die britische Großbank
HSBC hat sich nach einem schwachen ersten Halbjahr über die weltweit zunehmend strengeren Regeln für die Branche beschwert. Niemals zuvor habe es solchen Druck auf die Banken gegeben, erklärte Chairman Douglas Flint am Montag im Halbjahresbericht von Europas größtem Geldhaus. Die zahlreichen zerstückelten Reformen weltweit bänden Kapazitäten, die im operativen Geschäft fehlten.
Zudem herrsche bei Bankern angesichts der zuletzt immensen Strafen wegen früheren Fehlverhaltens große Angst vor neuen Fehlern. Das führe dazu, dass kaum noch jemand Risiken eingehen wolle. "Die ungerechtfertigte Risikoscheu kann dazu führen, dass viele nur noch einen begrenzten Zugang zum Finanzsystem bekommen." Das belaste den globalen Handel.
CHAIRMAN FORDERT SCHLUSSPUNKT BEI REGULIERUNG
Bankbilanzen im 2. Quartal 2014
Wells Fargo
Das bei Privatkunden starke Geldhaus
Wells Fargo verdiente im zweiten Quartal unterm Strich 5,7 Milliarden Dollar (4,2 Mrd Euro) und damit 4 Prozent mehr als im Vorjahreszeitraum. Die Erträge - die gesamten Einnahmen - schrumpften allerdings leicht auf 21,1 Milliarden Dollar.
Citigroup
Eine teure Einigung im Hypothekenskandal hat das Ergebnis der US-Großbank
Citigroup im zweiten Quartal deutlich belastet. Die Großbank muss wegen fragwürdiger Hypothekengeschäfte 7 Milliarden Dollar (5,1 Mrd Euro) zahlen. Die Belastung führte im zweiten Quartal zu einem herben Gewinneinbruch: Es kam nur noch ein Mini-Gewinn von unterm Strich 181 Millionen Dollar heraus. Im Vorjahreszeitraum hatte die Citigroup 4,1 Milliarden Dollar verdient. Ohne Sonderbelastungen, so rechnete die Bank allerdings vor, wäre der Gewinn sogar etwas besser ausgefallen.
JPMorgan Chase
JPMorgan Chase verdiente im zweiten Quartal 2014 6,0 Milliarden Dollar und damit acht Prozent weniger als im Vorjahreszeitraum. Ein schleppend laufender Handel mit Aktien und Anleihen hatte den Gewinn belastet. Die Erträge - die gesamten Einnahmen - schrumpften um 3 Prozent auf 24,5 Milliarden Dollar.
Goldman Sachs
Ein starkes Beratungsgeschäft unter anderem bei Börsengängen oder der Vermögensverwaltung glich im zweiten Quartal bei
Goldman Sachs ein schwächer laufendes Handelsgeschäft mit Aktien und Anleihen mehr als aus. Unterm Strich stand ein Gewinn von rund 2,0 Milliarden Dollar und damit 5 Prozent mehr als im Vorjahreszeitraum. Die Erträge stiegen um 6 Prozent auf 9,1 Milliarden Dollar.
Bank of America
Altlasten verderben der
Bank of America weiter die Bilanz: Im zweiten Quartal sackte der Überschuss verglichen mit dem Vorjahreszeitraum um 43 Prozent auf 2,29 Milliarden Dollar ab. Zahlungen für Rechtsstreitigkeiten machten die Fortschritte im Tagesgeschäft zunichte, das besser lief als von Analysten erwartet.
Credit Suisse
Die Rekordstrafe im Steuerstreit mit den USA hat die Schweizer Großbank
Credit Suisse im zweiten Quartal 2014 tief in die roten Zahlen gerissen: Unter dem Strich stand ein Minus von 700 Millionen Franken (576 Millionen Euro). Das ist der höchste Verlust bei der Credit Suisse seit der Finanzkrise 2008.
Royal Bank of Scotland (RBS)
Der Gewinn der
Royal Bank of Scotland (RBS) brach im zweiten Quartal um 81 Prozent auf 230 Millionen Pfund ein. Operativ kommt die seit der Finanzkrise größtenteils verstaatlichte Bank aber voran. Ohne Sonderbelastungen sei der operative Gewinn um drei Prozent auf 1,32 Milliarden Pfund gestiegen.
Deutsche Bank
Die
Deutsche Bank hat im zweiten Quartal im Investmentbanking überraschend besser abgeschnitten. Insgesamt kletterte der Gewinn vor Steuern stärker als erwartet. Unter dem Strich verdiente die Bank wegen Steuereffekten allerdings deutlich weniger und blieb unter den Schätzungen. So sank der Nettogewinn von 334 Millionen auf 237 Millionen Euro. Analysten hatten mit 545 Millionen Euro gerechnet. Operativ lief es für die Bank allerdings gut: Vor Steuern verdiente die Bank mit 917 Millionen deutlich mehr als Analysten mit 792 Millionen Euro erwartet hatten.
UBS
Die Schweizer Großbank
UBS hat im zweiten Quartal von ihrem radikalen Konzernumbau, dem Sparkurs und geringeren Kosten für Rechtsstreitigkeiten profitiert. Der Überschuss sei um 16 Prozent auf 792 Millionen Franken gestiegen. Damit schnitt die UBS besser ab als von Experten erwartet.
Barclays
Ihre Probleme im Investmentbanking haben die britische Großbank
Barclays in der ersten Jahreshälfte schwer belastet. Unter dem Strich stand im ersten Halbjahr zwar ein deutlicher Gewinnzuwachs von 68 Prozent auf 1,13 Milliarden Pfund, den hat die Bank aber zahlreichen Sondereffekten zu verdanken. Der um Sondereffekte bereinigte Vorsteuergewinn des Konzerns sackte um 7 Prozent auf 3,35 Milliarden Pfund ab.
BNP Paribas
Die rund 9-Milliarden-Strafe in den USA hat die französische Großbank
BNP Paribas tief in die roten Zahlen gerissen. Im zweiten Quartal stand unter dem Strich ein Rekordverlust von 4,32 Milliarden Euro. Das Ergebnis war noch etwas schlechter als von Analysten erwartet. Von der 8,97 Milliarden Dollar Strafe musste Frankreichs größtes Geldhaus noch knapp 5,8 Milliarden Euro als Belastung im zweiten Quartal verbuchen, weil die Buße bisherige Rückstellungen weit übertraf.
Santander
Die spanische Großbank
Santander schüttelt die Folgen von Wirtschafts- und Finanzkrise zunehmend ab. Im zweiten Quartal steigerte das Institut seinen Überschuss verglichen mit dem Vorjahreszeitraum um 38 Prozent auf 1,45 Milliarden Euro, wie Santander am Donnerstag mitteilte. Das war besser als von Analysten erwartet.
Société Générale
Die
Société Générale hat im zweiten Quartal so viel verdient wie seit Mitte 2010 nicht mehr. Der Überschuss stieg um fast acht Prozent auf 1,03 Milliarden Euro.
Postbank
Die
Postbank hat im ersten Halbjahr von einem wachsenden Neugeschäft mit Girokonten und Ratenkrediten profitiert. Der Konzerngewinn liegt mit 355 Millionen Euro fast 40 Prozent über dem Vorjahreszeitraum. Das Vorsteuerergbnis hat sich auf 538 Millionen Euro mehr als verdoppelt.
HSBC
Die größte europäische Bank
HSBC hat wegen eines schwachen Geschäfts im Investmentbanking in der ersten Jahreshälfte weniger verdient. Der Vorsteuergewinn sackte um zwölf Prozent auf 12,3 Milliarden US-Dollar ab. Unter dem Strich blieb ein Überschuss von knapp 9,5 Milliarden Dollar übrig.
Crédit Agricole
Die Probleme bei der portugiesischen Skandalbank
Banco Espirito Santo (BES) hätten die
Crédit Agricole im zweiten Quartal fast in die roten Zahlen gedrückt. Der Gewinn sei um 98 Prozent auf 17 Millionen Euro gefallen, teilte die französische Großbank am Dienstag in Paris mit. Dabei drückte die 15-prozentige Beteiligung an der BES mit 708 Millionen Euro auf das Ergebnis.
UniCredit
Im zweiten Quartal steigerte der Mutterkonzern der HypoVereinsbank,
Unicredit, seinen Nettogewinn verglichen mit dem Vorjahreszeitraum um 11,6 Prozent auf 403 Millionen Euro. Das war besser als von Analysten erwartet. Dabei profitierte die Bank von deutlich niedrigeren Belastungen aus faulen Krediten. So steckte sie auch höhere Steuerzahlungen weg.
ING Group
In der Banksparte des Finanzkonzerns
ING verbesserte sich das Ergebnis im zweiten Quartal deutlich. Konzernweit stieg der um Sondereffekte bereinigte Gewinn um 31 Prozent auf 1,18 Milliarden Euro. Unter dem Strich kletterte der Gewinn um rund ein Fünftel auf 1,07 Milliarden Euro.
Bank Austria
Die Bank Austria hat für die ersten sechs Monate heuer 776 Millionen Euro Nettogewinn geschrieben. Das war gut ein Drittel mehr als Mitte vorigen Jahres. Nur für das zweite Quartal 2014 weist die Bank Austria insgesamt einen Nettogewinn von 426 Millionen Euro aus.
Standard Chartered
Die britische Großbank
Standard Chartered muss weiter auf eine Trendwende warten. Im ersten Halbjahr sackte der um Sondereffekte bereinigte Vorsteuergewinn um ein Fünftel auf knapp 3,3 Milliarden Dollar ab. Besondere Probleme machte im zweiten Quartal Südkorea. Dort rutschte Standard Chartered sogar in die roten Zahlen. Dass unter dem Strich dennoch ein Gewinnzuwachs von 8 Prozent auf 2,3 Milliarden Dollar stand, verdankt das Institut mehreren Sondereffekten.
Commerzbank
Die
Commerzbank arbeitet sich weiter aus der Krise. Im zweiten Quartal erwirtschaftete das seit der Finanzkrise teilverstaatlichte Institut einen Überschuss von 100 Millionen Euro. Der operative Gewinn stieg auf 257 Millionen Euro.
Flint sagte, dass er grundsätzlich dem Veränderungsprozess seit der Finanzkrise unterstütze. Er forderte aber klarere Prioritätensetzung der zuständigen Behörden bei den Reformen. Zudem sollten sich die größten globalen Wirtschaftsmächte (G20) bis zum Jahresende einen Schlusspunkt für neue Regulierungsinitiativen zu setzen.
Vorstandschef Stuart Gulliver machte unter anderem die vielen neuen staatlichen Vorgaben für den Rückgang des Vorsteuergewinns in den ersten sechs Monaten mitverantwortlich. HSBC verdiente vor Steuern noch 12,3 Milliarden US-Dollar, zwölf Prozent weniger als im Vorjahr. Es war für die Bank der erste Gewinnrückgang in einem ersten Halbjahr seit 2009. Damit verfehlte die Bank die Erwartungen von Analysten. Dennoch legte die HSBC-Aktie nach einem kurzen Rückgang am Vormittag im Laufe des Tages zu.
9,5 MILLIARDEN DOLLAR GEWINN
Unter dem Strich blieb ein Überschuss von knapp 9,5 Milliarden Dollar übrig - fünf Prozent weniger als vor einem Jahr. Rückgänge gab es vor allem im Investmentbanking. Im wichtigen Asien-Geschäft sackten die Gewinne um 15 Prozent ab, in Europa um 18 Prozent und in Lateinamerika um 20 Prozent. Dabei stieg die harte Kernkapitalquote, die das Eigenkapital ins Verhältnis zu den Risikopositionen setzt, von 10,9 Prozent Ende 2013 auf 11,3 Prozent Ende Juni. Die Halbjahrsdividende soll stabil bei 20 US-Cent je Aktie bleiben.
HSBC hatte wie viele andere britische Banken in der Vergangenheit unter anderem wegen des Verkaufs von unnützen Kreditausfallversicherungen an Kunden Entschädigungen zahlen müssen. Im ersten Halbjahr musste die Bank nochmals mehr als 200 Millionen US-Dollar dafür zurücklegen. Im Vorjahr waren es allerdings noch mehr als 400 Millionen Dollar gewesen. 2012 war die Bank wegen fragwürdiger Geschäfte mit sogenannten Schurkenstaaten und Geldwäsche zu einer Strafe von 1,9 Milliarden Dollar in den USA verdonnert worden.
MEHR ALS 40 000 STELLEN SIND WEG
Gulliver ist seit 2011 im Amt und hat dem Konzern ein umfassendes Sparprogramm verordnet. Er hat sich inzwischen von 68 Geschäftsteilen in aller Welt getrennt und mehr als 40 000 Stellen gestrichen./enl/zb/stb
LONDON (dpa-AFX)