Großbritanniens Notenbankchef sieht Voraussetzungen für Zinswende noch nicht erfüllt

LONDON/FRANKFURT (dpa-AFX) - Die Chancen für eine baldige Zinsstraffung in Großbritannien sind gesunken. In einem am späten Dienstagabend auf der Internetseite der "Financial Times" veröffentlichten Interview sagte Notenbankchef Mark Carney, die Voraussetzungen für eine erste Zinsanhebung seien noch nicht erfüllt. Seit dem Frühjahr 2009 liegt der britische Leitzins auf dem Rekordtief von 0,5 Prozent.

Carney nahm mit seinen jüngsten Aussagen Bezug auf Äußerungen seinerseits vom Juni, wonach eine Entscheidung über höhere Zinsen um die Jahreswende herum getroffen werden könnte. Dies sei niemals ein Versprechen gewesen, sagte der Kanadier. Vielmehr werde die Entscheidung auf Grundlage der wirtschaftlichen Entwicklung getroffen. "Wurden diese Voraussetzungen im Jahresverlauf erfüllt? Nein, wurden sie nicht", sagte Carney.

Allenfalls mit Blick auf das solide Wachstum der britischen Wirtschaft seien die Bedingungen für eine Zinsstraffung gegeben, sagte Carney. Die Kostenentwicklung spreche aber dagegen. Damit dürfte der Notenbanker vor allem auf die nach wie vor nur moderat steigenden Löhne anspielen, die die Inflation gering halten. Auch den jüngsten Sinkflug der Ölpreise, wodurch die Teuerung ebenfalls gedrückt wird, sprach Carney an: "Habe ich gewusst, dass Rohöl um 12 Prozent in den letzten 10 Tagen fallen wird? Nein, das wusste ich nicht."/bgf/stb