Großbritannien überrascht mit steigender Arbeitslosigkeit

LONDON (dpa-AFX) - Wider erwarten ist die Arbeitslosigkeit in Großbritannien leicht gestiegen. Die nach internationalen Standards erhobene Arbeitslosenquote stieg in den drei Monaten bis Mai um 0,1 Prozentpunkt auf 5,6 Prozent. Das zeigen neue Zahlen des Statistikamts ONS vom Mittwoch. Volkswirte hatten erwartet, dass der Wert bei 5,5 Prozent vom April verharren werde. Die Arbeitslosigkeit liegt damit wieder auf dem Niveau von Ende Februar, ist aber im längerfristigen Vergleich weiterhin relativ niedrig und fast auf Vorkrisenniveau.

Laut der Mitteilung des ONS ist die Zahl der Arbeitsplätze in den drei Monaten bis Mai um 67 000 zurückgegangen. Volkswirte hatten dagegen einen Anstieg um 35 000 erwartet, nachdem der Zuwachs in den drei Monaten bis April noch 114 000 betragen hatte.

Neben den Zahlen nach internationalen Standards gibt das ONS auch eine nationale Berechnung heraus. Diese läuft den Zahlen nach internationaler Methode um einen Monat voraus.

Demnach ist die Zahl der Menschen mit Anspruch auf Arbeitslosenhilfe ("Claimant Count") im Juni um 7 000 gestiegen. Experten hatten einen Rückgang um 9 000 erwartet. Die negativen Zahlen werden dadurch verstärkt, dass das Statistikamt den Vormonatswert auf einen Rückgang von nur 1 100 (zuvor: 6 500) nach unten korrigiert hat.

Die steigende Arbeitslosigkeit ging mit weiter steigenden Löhnen einher. Der Anstieg bei den durchschnittlichen Wochenlöhnen fiel mit 3,2 Prozent allerdings etwas schwächer als erwartet aus. Ökonomen hatten mit 3,3 Prozent gerechnet. Im Vormonat hatte der Anstieg bei 2,7 Prozent gelegen.

Der Lohnentwicklung kommt aus Sicht der Bank of England eine entscheidende Rolle für den Zeitpunkt der Zinswende zu. Am Dienstag hatte der britische Notenbankchef Mark Carney gesagt, der Zeitpunkt einer Zinsanhebung rücke näher. Die etwas schwächer als erwartet gestiegenen Löhne und die steigende Arbeitslosigkeit könnten nun dämpfend auf entsprechende Erwartungen wirken./tos/jkr