Großbritannien 17.07.2013 11:12:31

Notenbankchef Carney zieht Abweichler auf seine Seite

    LONDON (dpa-AFX) - Wie aus dem am Mittwoch veröffentlichten Protokoll zur Zinssitzung von Anfang Juli hervorgeht, fielen sowohl die Entscheidung zum Leitzins als auch zu den Anleihekäufen einstimmig aus. Es ist das erste Mal seit langem, dass sich kein Notenbankvertreter für eine Ausweitung der Anleihekäufe aussprach. In den Monaten zuvor hatten der mittlerweile ausgeschiedene Vorsitzende Mervyn King sowie weitere Notenbankvertreter für zusätzliche Käufe votiert. Sie wurden jedoch regelmäßig überstimmt.

    Aus der Mitschrift geht zwar hervor, dass eine abermalige Lockerung über Wertpapierkäufe nicht vom Tisch ist. Allerdings sollen eher andere Instrumente genutzt werden, um die Konjunktur zu stützen. Dies dürfte ein Hinweis auf den Inflationsbericht der Bank of England sein, der im August veröffentlicht wird. Darin wird sich die Notenbank zu dem neuen Rahmenwerk (Remit) der Regierung äußern. Schatzkanzler George Osborne hatte im Frühjahr aufgetragen, eine noch stärkere Steuerung der Zinserwartungen zu prüfen. Der neue Notenbankchef Carney gilt als Anhänger einer derartigen, weit in die Zukunft weisenden Kommunikationspolitik. "Forward Guidance" wird gegenwärtig von der Europäischen Zentralbank (EZB), der amerikanischen Federal Reserve und der japanischen Notenbank verwendet.

    Anlässlich ihres Zinsentscheids hatte die Bank of England Anfang Juli eine Erklärung veröffentlicht, obwohl sie ihren geldpolitischen Kurs nicht geändert hatte. Das war bislang nicht üblich. In der Erklärung hatte die Notenbank den jüngsten Anstieg der Marktzinsen und die starken Schwankungen an den Finanzmärkten - eine Folge der absehbaren Wende in der US-Geldpolitik - als Wachstumsrisiko bezeichnet. Beobachter sahen in den Äußerungen einen ersten Schritt hin zu einem Niedrigzinsversprechen, ähnlich wie es die EZB Anfang Juli abgegeben hatte./bgf/jkr

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