26.01.2015 11:41:00

Man dürfe Griechenland Mostböck zufolge nicht zu Tode sparen

Das überschuldete Griechenland steckt nach wie vor in der Krise - trotz der milliardenschweren internationalen Hilfsprogramme und des Sparkurses, der die Bevölkerung massiv belastet. "Das Land hat aus meiner Sicht zwei Probleme - die Korruption und ein fehlendes Steuersystem; und das ist von der Troika noch nie eingefordert worden", so Erste-Group-Chefanalyst Friedrich Mostböck am Montag zur APA.

Griechenland sei aber "nicht so von einer riesigen volkswirtschaftlichen Bedeutung, die die Eurozone zum Unterbrechen bringen kann", sieht der Marktexperte den Sieg des reformkritischen Linksbündnisses Syriza mit Alexis Tsipras als neuem Machthaber in dem Land entspannt.

Für die Forderungen des deutlichen Wahlsiegers - Schuldenerleichterungen und weniger Härte beim Reformkurs - zeigt Mostböck Verständnis: "Das ist alles okay - Griechenland kann nicht zu Tode gespart werden." In Griechenland sei man schon seit Jahren mit einer Situation konfrontiert, die unbefriedigend sei - auch für die Griechen selbst.

"Wenn die Troika der internationalen Geldgeber (EU, Europäische Zentralbank und Internationaler Währungsfonds) quartalsweise nach Griechenland fährt, um die Sparmaßnahmen zu kontrollieren, ist das ungenügend, das ist kein proaktiver Ansatz", kritisierte Mostböck. "In Griechenland muss man Wachstum generieren - man braucht effektiv einen Wachstumskurs und keinen Sparkurs."

Zum einen müsse die Korruption beseitigt werden, die dieses Land zum Stillstand bringe, zum anderen müsse ein Steuersystem etabliert werden, "sonst wird das nie funktionieren können". Griechenland sollen hier Schätzungen zufolge jährlich 20 bis 25 Mrd. Euro an Staatseinnahmen verlorengehen.

"Ohne Einnahmen wird man nie Schulden zurückzahlen können", so der Chefanalyst. Dem Finanzamt seien die Einkommen großteils nicht einmal bekannt. Und von den reichen Griechen befänden sich erhebliche Mittel im Ausland, etwa in der Schweiz. "Auch die ganzen Privatisierungsprogramme können nur Löcher stopfen."

Ein weiteres Problem sei die Struktur der griechischen Wirtschaft, die zum Großteil aus Tourismus, Reedereien und Landwirtschaft (Olivenöl) bestehe. "Griechenland hat offensichtlich keine Industrie wie die anderen westlichen Staaten", gab Mostböck zu bedenken. Industrie sei aber nötig, um Wachstum zu generieren.

"Diese Troika ist nett und schön, aber sie ist viel zu technisch vorgegangen - eine Volkswirtschaft kann man nicht voranbringen, wenn man nur an Sparmaßnahmen denkt - man braucht auch Förderkonzepte und Wachstumskonzepte", kommentierte Mostböck die bisherigen Hilfsbemühungen aus dem Ausland.

(Schluss) kre/sp

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