Wegen Ökostrom-Konkurrenz |
14.08.2014 09:20:00
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Gewinn von RWE bricht deutlicher ein als erwartet
Unter dem Strich, aber bereinigt um Sondereffekte und ohne die zum Verkauf gestellte Tochter Dea erwirtschaftete RWE zwischen Januar und Juni nur noch einen Gewinn von 749 Millionen Euro, nach 1,99 Milliarden Euro im gleichen Zeitraum des Vorjahres. Der Einbruch fällt damit noch etwas stärker aus als erwartet: Analysten hatten nach den von Dow Jones Newswires zusammengetragenen Einschätzungen im Durchschnitt mit einem Rückgang des nachhaltigen Nettoergebnisses, an dem RWE die Dividendenzahlung bemisst, auf 786 Millionen Euro gerechnet.
Die RWE-Aktie verlor am Donnerstagmorgen im Frühhandel gleichwohl rund 1,5 Prozent ihres Werts. Händler sprachen allerdings von guten Halbjahreszahlen. "Es hat den Anschein, als fänden die Erträge der Stromversorger allmählich den Boden", sagte ein Marktteilnehmer. Mit einem Kurssprung sei nicht zu rechnen, da die Aktie bereits am Mittwoch um 3,1 Prozent zugelegt hatte, nachdem die Ergebnisse des Konkurrenten E.ON besser ausgefallen waren als erwartet.
Welchen Einfluss die Energiewende auf die Ergebnisentwicklung von RWE hat, zeigt der Gewinnrückgang im Geschäft mit den konventionellen Kraftwerken: Der Versorger verdiente mit den etablierten Stromerzeugungsanlagen zwischen Januar und Juni operativ nur noch 593 Millionen Euro. Das Betriebsergebnis der Sparte fiel damit um 14 Prozent geringer aus als im Vorjahreszeitraum. Ein Grund dafür ist, dass sich Elektrizität angesichts der staatlich geförderten Konkurrenz durch Sonnen- und Windstrom seit einiger Zeit nur zu sinkenden Preisen verkaufen lässt. Hinzu kam, dass RWE weniger Strom absetzte: Die Erzeugung sank im ersten Halbjahr um 11 Prozent auf 100,1 Milliarden Kilowattstunden.
Erheblichen Einfluss auf die Entwicklung des konzernweiten nachhaltigen Nettoergebnisses hatte allerdings zudem, dass RWE im Vorjahreszeitraum eine Einmalzahlung von seinem Gaslieferanten Gazprom verbucht hatte. Ein verzerrtes Bild vermittelt auch der Blick auf das Nettoergebnis nach Berücksichtigung von Sonderfaktoren: Dieses ist im ersten Halbjahr gegenüber dem Vorjahreszeitraum um rund 5 Prozent auf 1,02 Milliarden Euro gestiegen. Im Vorjahr nämlich hatten Abschreibungen auf niederländische Kraftwerke die Kennzahl stark verringert.
An Bedeutung gewonnen hat in den vergangenen Monaten die deutsche Netzsparte von RWE: Sie erwies sich in der ersten Hälfte des Jahres abermals als stabilisierend. Ihr Betriebsergebnis verbesserte sich von 971 Millionen Euro im Vorjahreszeitraum auf 1,02 Milliarden Euro. Der Gewinn der Erneuerbare-Energien-Sparte schrumpfte dagegen. Ihr Betriebsergebnis verringerte sich um 26 Prozent auf 81 Millionen Euro. Das betriebliche Ergebnis des gesamten RWE-Konzerns schrumpfte zwischen Januar und Juni gegenüber dem Vergleichszeitraum um 40 Prozent auf 2,27 Milliarden Euro.
RWE rechnet denn auch für das Gesamtjahr weiter mit erheblichen Gewinnrückgängen. Der Versorger bestätigte am Donnerstag die zuletzt im Mai angepasste Prognose, nach der das nachhaltige Nettoergebnis von 2,31 Milliarden Euro im vergangenen Jahr auf einen Wert zwischen 1,2 und 1,4 Milliarden Euro schrumpfen dürfte. Für das Betriebsergebnis erwartet der Versorger einen Wert von 3,9 bis 4,3 Milliarden Euro, nach 5,88 Milliarden Euro im Jahr 2013. Der Umsatz soll von 54,1 Milliarden Euro im Vorjahr auf etwa 51 Milliarden Euro zurückgehen. Ein wesentlicher Teil der erwarteten Rückgänge ist allerdings auf den vereinbarten Verkauf der Öl- und Gasfördersparte Dea zurückzuführen. RWE will den Konzernteil noch in diesem Jahr für 5,1 Milliarden Euro an den russischen Milliardär Michail Fridman abgeben.
Das soll auch dem Schuldenabbau dienen. Bislang nämlich sind die Verbindlichkeiten von RWE erheblich: Im ersten Halbjahr stiegen die Nettoschulden um 2,4 Prozent auf 31,5 Milliarden Euro. Darin enthalten sind die Dea-Schulden in Höhe von 964 Millionen Euro, die den Konzern nach dem Verkauf nicht mehr belasten werden. Vorstandschef Peter Terium hatte den Schuldenabbau zu einem seiner wichtigsten Ziele erklärt und vor diesem Hintergrund auch die Dividende für 2013 gesenkt.
Auf seine Schwierigkeiten im Stromerzeugungsgeschäft reagiert RWE schon seit einiger Zeit auch mit Kraftwerksabschaltungen. Nach Angaben von Donnerstag plant der Konzern nun, die eigene Erzeugungskapazität um weitere rund 1.000 Megawatt zu reduzieren und Strombezugsverträge im Umfang von etwa 500 Megawatt zu beenden. "Die konventionelle Stromerzeugung ist auf dem Rückzug - nicht nur bei RWE", zitierte RWE Terium. Für die Versorgungssicherheit in Deutschland verheiße das "nichts Gutes". RWE fordert wie andere Stromkonzerne eine zusätzliche Vergütung dafür, dass konventionelle Kraftwerke anders als Sonnen- und Windstromanlagen ständig zur Verfügung stehen.
DJG/hev/mgo
Dow Jones Newswires
Von Hendrik Varnholt
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