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20.10.2016 15:08:00

Gewinn-Messe - Börse-Chef Boschan: KESt für Kleinanleger abschaffen

Der neue Chef der Wiener Börse, Christoph Boschan, hat sich auf der Gewinn-Messe für die Abschaffung der Kapitalertragsteuer (KESt) für Kleinanleger ausgesprochen, falls diese ihre Aktien länger als ein Jahr behalten. Seine Forderung, untere Einkommensgruppen vollständig von der KESt auf Kursgewinne und Dividenden auszunehmen, wurde von den Besuchern der Gewinn-Messe mit großem Applaus bedacht.

Von der Politik forderte Boschan ein Bekenntnis zum Leitbild des börsenotierten Unternehmens. Er vermisse Initiativen in diesem Zusammenhang. Das Leitbild eines börsenotierten Unternehmens sei in der Politik "völlig abhanden gekommen". Alle wissenschaftlichen Untersuchungen würden beweisen, dass Länder mit entwickelten Kapitalmärkten größeres und schnelleres Wachstum hätten und sich schneller von Krisen erholten.

Auch Investoren seien für eine Volkswirtschaft wichtig. Bei der Frage, wer auf die Überrenditen zugreifen dürfe, die auf den Kapitalmärkten erzielt werden - nur die besser Ausgebildeten oder auch andere - handle es sich um eine gesellschaftliche Fragestellung. "Warum soll nur eine kleine Finanzelite davon profitieren?", fragte Boschan.

Die Frage der KESt habe auch damit zu tun, wie man den steuerlichen Zugang zum Kapitalmarkt gestalte. Mit der Besteuerung von Vermögenszuwachs aus Anlageformen aus bereits versteuerten Arbeitseinkommen habe er grundsätzlich Schwierigkeiten. "Kleinanleger empfinden dies als Doppelbesteuerung und gleichzeitig leisten sie Konsumverzicht", so Boschan.

Österreichische Unternehmen würden an der Wiener Börse die mit Abstand größte Sichtbarkeit, beste Liquidität und die geringsten Kosten vorfinden. Jeder an der Börse investierte Euro habe für die Volkswirtschaft den 2,5-fachen Wert. Um diese Vorteile für die österreichischen Unternehmen sicherzustellen, müsse die Börse eine gewisse Größe haben. Für die Anleger biete die Wiener Börse die besten Informationen und die besten Ausführungspreise.

Zukünftig wolle die Wiener Börse auf der gesamten Linie der Unternehmensfinanzierung - von der Seed-Finanzierung über Venture Capital, Private Equity und Private Placement "einen substanziellen Beitrag liefern".

Dass RHI die Wiener Börse verlassen werde, sei eine falsche Entscheidung, meinte Boschan. Die Kosten für die Anleger würden sich durch die dann notwendigen Auslandsorders dramatisch erhöhen, der Kurs in Pfund notieren und nicht mehr in Euro und die Liquidität der Aktie werde sich halbieren.

Was Börsengänge, sogenannte IPOs, betreffe, liege die Wiener Börse nicht schlechter als andere Börsen. Um diese Frage bemühe man sich extrem, etwa durch Workshops für junge Unternehmen. Das Angebot wolle man ausbauen. Es gebe viele Interessenten an IPOs, es gebe aber auch die Fremdkapitalseite - Anleihen, Bonds.

Was neue digitale Entwicklungen wie Blockchain betreffe, sehe man sich diese Entwicklungen genau an. Dann werde man sehen, wie es weiter gehe.

(Schluss) ggr/ivn

WEB http://www.wienerborse.at

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