28.10.2016 15:16:00
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Gewerkschaft vida befürchtet "dramatischen Lokführermangel"
"Die Überstundenzahlen explodieren, es gibt über 100.000 Resturlaubstage am Jahresende", schildert Tauchner im Gespräch mit der APA. Das Dilemma beginne schon bei den Ausbildnern, von denen es zuwenig gebe. Das Unternehmen gebe intern der Gewerkschaft die Schuld am Engpass, weil die 38,5 Stunden-Woche eingeführt wurde. Aber da habe es genug Vorlaufzeit gegeben, um sich darauf einzustellen. Außerdem sei im Gegenzug gegen die Arbeitszeitverkürzung eine Nulllohnrunde vereinbart worden. Die Arbeitszeitverkürzung hätte eigentlich zu einer Entlastung der Beschäftigten führen sollen, das werde durch die vielen Überstunden wieder aufgehoben.
Tauchner sieht durch die Altersstruktur der ÖBBler ein massives Problem auf die Bundesbahn zukommen: 37 Prozent der Lokführer seien über 50 Jahre alt. Lokführer arbeiten im Schichtdienst, ihr Dienstbeginn variiere zwischen 3 Uhr früh und 23 Uhr abends. Zwar sei Lokführer noch immer ein Traumberuf für viele, die Arbeitszeit sei jedoch gesundheitlich belastend. Zum Glück gebe es in Österreich noch genügend Bewerber für den Job, in anderen europäischen Ländern wie Deutschland sei es mittlerweile problematisch geworden Kandidaten zu finden.
Tauchner, Sprecher der Plattform Lokfahrdienst in der vida-Gewerkschaft und selber gelernter Lokführer, kann daher nicht nachvollziehen, dass laut einem Bericht des ORF Salzburg das Angebot an Bewerbern für den Triebfahrzeugführerberuf aufgrund von geburtenschwachen Jahrgängen zurückgehen würde. Wahr sei vielmehr, dass zahlreiche Bewerberinnen und Bewerber von den ÖBB einfach ohne Eignungstest abgewiesen worden seien.
Vielmehr sieht er die Gründe für den Lokführermangel darin, dass bei den ÖBB die ursprünglich für 2017 österreichweit vorgesehenen 180 Ausbildungsplätze für Lokführer um fast die Hälfte auf knapp 100 Leute zurückgefahren worden seien, und das laut Gewerkschafter "ohne plausiblen Grund". Dies sei noch dazu entgegen den Unternehmensbeschlüssen erfolgt, wonach die Mitarbeiterzahl erhöht werden müsste. "Das muss wieder aufgestockt werden", fordert er. Um dem drohenden Mangel wirklich entgegenzusteuern müsste man die Zahl auf 300 bis 400 Leute verdoppeln.
Auch das bereits beschlossene ÖBB-Konzernprogramm zur Verjüngung des Personalstands und zur Entlastung der Belegschaft werde vom Management durch die Reduzierung der Ausbildungsplätze im Lokfahrdienst ad absurdum geführt. Der ÖBB-Konzern stehe damit in ein paar Jahren vor der Herausforderung, mit ein paar tausend über 60-jährigen Schichtarbeitern konfrontiert zu sein. "Deshalb muss hier dringend ein Ausgleich gelingen", betont Tauchner.
(Schluss) gru/stf
ISIN WEB http://www.oebb.at/ http://www.vida.at
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