Schon wieder sorgt die Zündung bei General Motors für Ärger. Der Opel-Mutterkonzern ruft weltweit mehr als eine halbe Million Chevrolet Camaro der aktuellen Baureihe in die Werkstätten.
Es besteht die Gefahr, dass das Knie des Fahrers an den Schlüssel stößt und der Wagen während der Fahrt ausgeht.
GM berichtete am Freitag von drei Unfällen mit vier Leichtverletzten, die darauf zurückzuführen sein könnten. Das Problem sei jüngst bei Tests mit dem sogenannten Muscle Car entdeckt worden, hieß es. Nun wird die Konstruktion des Zündschlüssels geändert. Bislang ist dieser in die Funkfernbedienung für die Zentralverriegelung integriert und klappt auf Knopfdruck heraus. Schlüssel und Fernbedienung werden nun getrennt.
GM kommt seit Monaten nicht aus den Schlagzeilen heraus, weil das Unternehmen fehlkonstruierte Zündschlösser in 2,6 Millionen älteren Wagen ein Jahrzehnt lang ignoriert hatte. Bei Unfällen starben nach Firmenangaben 13 Menschen; Verbraucherschützer kommen auf weit höhere Zahlen. Erst unter der Ägide der neuen Konzernchefin Mary Barra räumte GM den Mangel ein. Nach einer firmeninternen Überprüfung folgte eine Welle an weiteren Rückrufen wegen diverser Probleme.
Neben dem Chevrolet Camaro startete GM am Freitag drei weitere Rückrufe wegen anderer Mängel, die zusammen 69 800 Wagen umfassen. So gibt es bei der mittlerweile abgestoßenen Marke Saab Probleme mit den Sicherheitsgurten im 9-3 Cabriolet; beim Kleinwagen Chevrolet Sonic des Modelljahrs 2012 kann das Automatikgetriebe ausfallen; bei der Limousine Buick LaCrosse aus 2014 kann die Steuerung der elektrischen Fensterheber verrückt spielen. Dem Konzern sind nach eigenen Angaben jedoch keinerlei Unfälle wegen der Mängel bekannt.
Große Rückrufaktionen der Automobilhersteller
General Motors
Der US-amerikanische Großkonzern General Motors musste 1,6 Millionen Fahrzeuge älteren Herstellungsjahres zurückrufen. Es bestehe die Möglichkeit, dass der Zündschlüssel während der Fahrt in die Aus-Position springt. Das hat verheerende Konsequenzen: Servolenkung, Airbags und Bremskraftverstärker wären in diesem Fall nicht mehr voll funktionstüchtig, bzw. fallen komplett aus. Betroffen sind in den USA PKWs der Marken Chevrolet, Pontiac und Saturn aus dem Herstellungszeitraum 2003 bis 2007. Auch in Deutschland wurden 1.200 Opel GT aus diesem Grund in die Werkstätten gerufen.
Toyota
Im April 2014 musste Toyota über sechs Millionen Fahrzeuge zurückrufen, 27 Modelle des japanischen Herstellers waren betroffen. Durch defekte Bauteile waren Probleme an den Sitzschienen und einem Befestigungspunkt der Lenksäule mlögich, auch ein ein Bruch im Fahrzeugkabelbaum sei nicht auszuschließen.
Auch im Jahr 2010 machte der japanische Automobilkonzern Schlagzeilen. Es mussten circa 5 Millionen Fahrzeuge aufgrund sich verklemmender Gaspedalen in die Werkstätten zurückgerufen werden.
Mitte Oktober 2013 gab es eine erneute Rückrufaktion: 900.000 Wagen der Modellreihen Camry, Camry Hybrid, Avalon, Avalon Hybrid und Venza aus den Baujahren 2012 und 2013 waren betroffen. Die Klimaanlage der Fahrzeuge verlor Wasser, welches Einfluss auf die Airbags und die Servolenkung haben konnte.
Fiat
2011 wurden in Deutschland fast 14.000 Fahrzeuge der Marke Fiat zurückgerufen. Betroffen waren die Modelle Punto Evo und Grande Punto aus dem Produktionszeitraum von Juli 2009 bis Februar 2010. Bei einem ABS-Kabel bestand die Möglichkeit, dass dieses falsch verlegt sei und somit einen Kurzschluss verursachen könne.
Im September 2013 waren dann auch die Edelmarken des Konzerns von einem anderen Problem betroffen. Bei den Maserati Quattroporte und Gran Turismo sowie beim Alfa Romeo 8C Competizione war die Beschichtung der hinteren Spurstange falsch aufgetragen. Folge: Hohe Anfälligkeit für Rost, im schlimmsten Fall könnte die Spurstange brechen.
BMW
Im März 2012 gab BMW einen Rückruf über 1,3 Millionen Fahrzeuge weltweit bekannt. Hiervon betroffen waren die Modelle der 5er und 6er Reihe aus dem Produktionszeitraum von 2003 bis 2010 des Münchner Herstellers. Die Abdeckung eines Batteriekabels könnte falsch montiert sein und dadurch Verschmorungen und Brände auslösen. In Deutschland waren 290.000 PKWs betroffen.
Im April 2014 traf es dann Wagen mit 6-Zylinder-Motoren. Hier könne eine Schraube brechen und in seltenen Fällen den Motor beschädigen. Weltweit wurden 489.000 Fahrzeuge in die Werkstätten gerufen.
Hyundai-Kia
Der Hyundai-Kia-Konzern hatte ebenfalls schon mit Rückrufaktionen zu kämpfen. Durch einen Defekt bestand die Möglichkeit, dass die Bremslichter der Hyundai-Modelle Accent, Tucson, Santa Fe und ix55 entweder ausfielen oder dauerhaft weiterleuchteten. Aufgrund dessen wurden fast 22.300 PKWs zur Überprüfung gebeten.
Auch bei Kia trat dieses Problem bei den Modellreihen Soul, Sorento, Sportage, Optima, Carens und Carnival auf. In Deutschland wurden darum ca. 20.000 Wagen zurückgerufen.
Volkswagen
Auch der deutsche Traditionshersteller Volkswagen blieb nicht verschont. Im November 2013 mussten insgesamt 2,6 Millionen Fahrzeuge zurück in die Werkstatt. Darunter auch 800.000 Tiguan, bei welchen der Ausfall der Fahrzeugbeleuchtung befürchtet wurde.
Im Februar 2014 wurde bekannt, dass VW vom Modell Caddy insgesamt 589.000 Wagen zurückruft. Betroffen hiervon war die dritte Generation mit dem Produktionszeitraum seit 2003. Bolzen an der Heckklappe konnten eine Vorschädigung aufweisen und darum sei nicht gewährleistet, dass die Heckklappe des Caddys nicht plötzlich zufällt.
Konzernchefin Barra hat sich nach ihrem Amtsantritt im Januar die Sicherheit der Wagen auf die Fahnen geschrieben. Sie lässt die Modellreihen systematisch überprüfen, wodurch sich die hohe Zahl an Rückrufen erklären lässt. In diesem Jahr sind es bereits 38 Stück, die weltweit annähernd 16,5 Millionen Wagen umfassen, davon 14,4 Millionen in den USA. Zum Vergleich: GM verkaufte im vergangenen Jahr weltweit 9,7 Millionen Autos.
Die Aufdeckung des neuesten Mangels an der Zündung sei "ein Beispiel für den neuen Standard in Sachen Produktsicherheit bei GM", erläuterte der zuständige Manager Jeff Boyer. Der Konzern musste wegen des verschleppten Rückrufs bei den Zündschlössern bereits eine Strafe von 35 Millionen Dollar zahlen. Der Konzern feuerte nach einer internen Untersuchung 15 Mitarbeiter. In einer emotionalen Rede bat Barra vor einer Woche um Entschuldigung. "Das hätte niemals passieren dürfen", sagte die Managerin. "Wir haben unseren Job einfach nicht gemacht."
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DETROIT (dpa-AFX)