Ausblick belastet 25.02.2014 14:41:32

Trotz Rekordgewinn: Fresenius-Aktie kräftig unter Druck

Der Gesundheitskonzern Fresenius erwartet nach einem Rekordgewinn ein geringeres Ergebniswachstum im laufenden Jahr. Mitverantwortlich ist die Dialyse-Tochter Fresenius Medical Care (FMC), die unter den Haushaltskürzungen in den USA leidet. Dies wird sich auf absehbare Zeit nicht ändern - im Gegenteil, denn die Einschnitte im US-Gesundheitswesen werden in den kommenden Jahren weiter zunehmen. Die Fresenius-Aktie brach deshalb am Dienstagnachmittag um 8,2 Prozent ein.

Auch die mittelfristigen Ergebnisaussichten überzeugen die Anleger offenbar nicht. Den Umsatz will Fresenius zwar um fast zehn Milliarden auf rund 30 Milliarden Euro steigern. Nach der Übernahme von 40 Krankenhäusern und 13 medizinischen Versorgungszentren von der Rhön-Klinikum AG soll dies durch organisches Wachstum und kleinere und mittlere Zukäufe erreicht werden. Der Gewinn wird mit einem Wachstum auf 1,4 bis 1,5 Milliarden Euro jedoch nur unterdurchschnitttlich zulegen. Dies liegt nach Aussagen des Fresenius-Chefs Ulf Schneider daran, dass das im Vergleich zu den anderen Bereichen margenschwächere Klinikgeschäft durch die Rhön-Übernahme erheblich ausgebaut wird.

Auch die Tochter Kabi, die auf Infusionstherapien und intravenös zu verabreichende generische Medikamente spezialisiert ist, hatte zuletzt mit dem US-Transfusionspezialisten Fenwal ein Geschäft ausgebaut, das eine im Vergleich zu den Generika geringere Marge ausweist. Das drückt auch die Gesamtmarge von Kabi leicht nach unten.

Insgesamt ist die Ausgangslage von Fresenius jedoch komfortabel: Der Vorstandsvorsitzende Schneider legte für 2013 eine Rekordbilanz vor. Dabei profitierte der Konzern von guten Geschäften mit Generika sowie einem zweistelligen Gewinnwachstums der Krankenhaus-Sparte Helios.

Der Konzerumsatz stieg erstmals auf 20,3 Milliarden Euro. Zudem verdiente Fresenius mit einem bereinigten Nettogewinn von 1,05 Milliarden Euro soviel wie nie. Das waren währungsbereinigt 14 Prozent mehr als im Vorjahr. Die Aktionäre dürfen sich auf eine um 14 Prozent höhere Dividende von 1,25 Euro freuen.

Für das laufende Jahr prognostiziert Fresenius jedoch nun ein Plus von "nur" noch zwei bis fünf Prozent auf wechselkursbereinigter Basis - viel weniger als von Analysten erwartet. Die Prognose berücksichtigt bereits die Belastungen, die FMC durch geringere Kostenerstattungen bei staatlich versicherten Patienten in den USA entstehen. Die Dialyse-Tochter ist von den US-Kürzungen besonders betroffen, da sie knapp zwei Drittel ihres Umsatzes in Nordamerika erwirtschaftet.

Bereits seit 2011 rechnet die staatliche US-Krankenversicherung Medicare Blutwäschebehandlungen pauschal ab und vergütet erbrachte Leistungen nicht mehr pro einzelner Dialyse. Ab 2014 will Medicare nun eine Basisrate von 239,02 US-Dollar pro Patient zahlen. Das sind 0,55 Prozent weniger als 2013 mit 240,36 Dollar. 2015 ist zwar keine weitere Kürzung geplant. Allerdings wird es weitere Einschnitte geben, denn innerhalb von drei bis vier Jahren sollen die Zahlungen um 29 Dollar sinken.

Diese fehlenden Beträge versucht FMC durch Effizienzsteigerungen wenigstens zum Teil auszugleichen. Der Konzern hat deswegen ein Sparprogramm auf den Weg gebracht. In diesem Jahr erwartet FMC mit 1,0 bis 1,05 Milliarden Dollar einen leicht niedrigeren bis bestenfalls stagnierenden Nettogewinn. Im Vorjahr hatte FMC 1,1 Milliarden Dollar erzielt. Potenzielle Kosteneinsparungen von bis zu 60 Millionen Dollar sind in dem Ausblick allerdings noch nicht enthalten.

Zurückhaltend zeigte sich Schneider bei der weiteren Entwicklung der Tochter Kabi. Kabi hatte im vergangenen Jahr stark von Lieferschwierigkeiten bei Wettbewerbern für wichtige intravenös zu verabreichende Medikamente profitiert. Wie sich dies weiter entwickeln werde, könne nicht vorhergesagt werden, sagte Schneider.

Kabi hatte außerdem mit Problemen zu kämpfen, die sich auch auf die weitere Entwicklung auswirken könnten: So hat die Tochter die Anwendungsmöglichkeiten ihrer Blutvolumenersatzstoffe eingeschränkt. Solche Infusionslösungen auf Basis von Hydroxyaethylstärke stehen derzeit generell unter Beobachtung der Europäischen Arzneimittelbehörde, nachdem Studien zu Nebenwirkungen bei bestimmten Patientengruppen aufgetaucht waren.

Außerdem belasteten Preissenkungen im chinesischen Markt. Allerdings geht Schneider nicht davon aus, dass sich der Preisdruck in dem Maße fort setzt wie 2013. Kabi bleibt jedoch hochprofitabel. Die EBIT-Marge liegt trotz der Verwässerung durch Fenwal mit 18,5 Prozent deutlich über der des Konzerns von 15 Prozent.

All dem zum Trotz gibt sich Fresenius-Chef Schneider optimistisch für den weiteren Weg des Fresenius-Konzerns. "Mittelfristig sehen wir sehr gute Wachstumschancen in allen Unternehmensbereichen", sagte Schneider. "Die demografische Entwicklung in den Industrieländern und der deutliche Nachholbedarf in den Schwellenländern treiben die weltweite Nachfrage nach hochwertigen und bezahlbaren Gesundheitsleistungen." Fresenius wolle daher die Präsenz in allen Regionen stärken und auch neue Märkte erschließen.

Große Zukäufe schloss Schneider dabei nicht generell aus. So etwas sei jedoch nicht planbar.

Ob Fresenius, wie spekuliert wird, sich für eine Übernahme des Geschäfts mit medizinischer Ernährung von Danone interessieren könnte, wollte Schneider nicht kommentieren.

Im Vordergrund steht zunächst die Übernahme der Rhön-Krankenhäuser, für die Fresenius vom Kartellamt erst kürzlich grünes Licht bekam. Der Abschluss der Akquisition wird noch für Ende Februar erwartet. Ab 2015 erwartet Fresenius Synergieeffekte von rund 85 Millionen Euro jährlich. Die Integrationskosten bezifferte das Unternehmen auf insgesamt rund 80 Millionen Euro, die zum überwiegenden Teil in diesem Jahr anfallen werden.

Dow Jones Newswires

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11.02.25 Fresenius Medical Care Neutral UBS AG
04.02.25 Fresenius Medical Care Hold Warburg Research
31.01.25 Fresenius Medical Care Neutral UBS AG
30.01.25 Fresenius Medical Care Buy Joh. Berenberg, Gossler & Co. KG (Berenberg Bank)
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